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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir
Autoren: S. C. Ransom
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beieinander, wie es nur ging. Dort, wo mein Amulett gewesen war, wurde es mir plötzlich warm, und einen ganz kurzen Augenblick durchströmte seine Kraft mich wieder. Fast so schnell, wie es aufgetreten war, verschwand es wieder, und ich war mir sicher, dass ich den Verband um sein Handgelenk ganz kurz aufglitzern sah. Auch er erstarrte mit weit aufgerissenen Augen und schaute irgendwohin. Unsere Handgelenke wurden von einer unsichtbaren Kraft zusammengeschlossen, und ich war unfähig, mich zu bewegen, das aufzuhalten, was auch immer da geschah.
    Nach einigen quälend langen Minuten fiel ihm der Kopf auf die Brust, und er stöhnte. Sein Handgelenk löste sich von meinem, polterte auf den Behandlungstisch und stieß einige Dinge zu Boden. Ich sah hin, ohne zu wissen, welchen Streich das Amulett uns jetzt wieder spielte. Es dauerte mir zu lang. »Callum?«, fragte ich, »geht es dir gut?«
    Endlich bewegte er sich und sah mir in die Augen. Ich hätte schwören können, dass ich in einem Auge einen goldenen Fleck tanzen sah, aber dann war er schon wieder weg. Mein Herz klopfte laut, und vor lauter Angst wurde mir beinahe übel.
    Ich sah, dass er etwas sagen wollte und mühsam nach Worten suchte. Wie gebannt musste ich hinsehen, auch wenn ich eigentlich wegrennen wollte, mich verstecken, um niemals zu erfahren, dass ich für ihn immer noch eine Fremde war. Doch ich war wie auf der Stelle festgenagelt, vollkommen unfähig, mich zu bewegen, und wartete darauf, was er sagen würde.
    »Alex«, flüsterte er. »So heißt du doch, oder?«
    Die Erleichterung überschwemmte mich wie eine Sturzflut, spülte die Angst und das Entsetzen weg, die mich eingekreist hatten. Zögernd streckte ich die Hand nach ihm aus, zog sie aber wieder zurück. Er war vielleicht nicht so glücklich über das, was ihm gerade wieder eingefallen war.
    »Callum, erinnerst du dich?«
    Er nickte knapp und drückte die Fingerknöchel auf die Augen. Als er sich wieder aufrichtete, wirkte er älter und er klang erschöpft. »Ich weiß, dass ich dich kenne, habe aber keine Ahnung, woher und wie gut. Irgendetwas Schreckliches ist passiert. Stimmt’s?«
    »Ja, etwas sehr Dramatisches. Aber die meisten Leute waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden.«
    »Wirklich? Ich kann mich an einen riesigen Raum mit Hunderten von Kapuzengestalten erinnern und dann an eine Explosion von Sternen. Aber das ist auch schon alles.«
    »An mich erinnerst du dich überhaupt nicht?«
    »Das ist so verdammt merkwürdig. Ich hab mich nicht erinnert, aber jetzt tue ich es. Wie kann das sein? Und tatsächlich scheine ich dich mächtig zu mögen.« Er wirkte leicht verlegen, zugleich aber auch erfreut.
    »Sonst noch was?«, drängte ich.
    Er nickte und hatte die Augen auf eine Stelle im Vorhang gerichtet. »Da ist noch was, etwas ganz Seltsames. Ich hab diese sonderbare Erinnerung, mit jemandem an einem Fluss zu stehen, und ich glaube, das bist du, aber du beobachtest mich.« Er sah mich an, und die Verwirrung war seinem Gesicht deutlich abzulesen. »Das ist ziemlich intensiv.«
    »Ich weiß.« Ich fand, dass ich ihm genauso gut die Wahrheit sagen konnte, und er musste dann entscheiden, ob er mir glaubte oder nicht. »Das ist meine Erinnerung an den Moment, als mir klarwurde, dass ich dich liebe. Ich habe deine Erinnerung an dieselbe Situation. Mal sehen, wie genau ich mich erinnern kann.« Ich holte mir den warmen Sommernachmittag wieder vor Augen, als mir Callum zum ersten Mal seine Geschichte erzählt hatte. Ich konnte geradezu die Vögel in den Bäumen und das leise Plätschern des Wassers hören. »Ich hab dir erzählt, dass ich dir ganz verfallen war, seitdem wir uns in der Kathedrale getroffen hatten …«
    »In der Kathedrale«, wiederholte er. »Das ist so verrückt. Ich weiß nichts von dir außer deinem Namen und dass … also, dass ich dich liebe.« Er wurde ein bisschen rot. »Wie kann das denn möglich sein?« Er streckte seine starke Hand aus und verflocht seine Finger mit meinen. Und obwohl sich in meinem Kopf immer noch alles drehte, wurde mein Herz ganz leicht, als ich seine Haut warm an meiner spürte.
    »Aber das ist nicht die einzige seltsame Sache. Kennst du meine Schwester Catherine?«
    Ich nickte schnell. »Wir sind uns begegnet. Aber sie wird sich nicht an mich erinnern.«
    »Vor einer Weile ist sie zu mir gebracht worden, und wir haben etwas miteinander gesprochen. Sie ist in der Kabine da drüben. Ich erinnere mich nicht an dich, und das ist schon schlimm genug.
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