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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica!
Autoren: Berte Bratt
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mir anvertraut, daß sie vorerst keine Hausgehilfin einstellen wollten. „Mit all meinen Maschinen und praktischen Einrichtungen muß ich es doch allein schaffen!“ sagte Frau Frisch-Nielsen. „Und dann habe ich auch Frau Brösen! Und wenn ich mit dem Kochen gar nicht zurechtkomme, dann rufe ich Sie an, Jessica!“
    Ich mußte ihr die Telefonnummer von meiner Zimmervermieterin, der guten Frau Manders, geben!
    An einem frühen Morgen hielt ein leuchtendgelbes Auto vor dem Haus. Diesmal sehnlichst erwartet! Und diesmal konnte ich Falko richtig vorstellen, und wir wurden eingeladen, mit dem Direktor und seiner Frau zu frühstücken.
    Es gab einen rührenden Abschied. Frau Frisch-Nielsen umarmte mich und wischte ein paar Tränen weg. Der Direktor drückte mir etwas in die Hand – einen sehr großzügigen Scheck.
    „Ich bin Ihnen sehr dankbar, Fräulein Jessica“, sagte er. „Ich hätte Ihnen gern ein schönes Geschenk überreicht, aber ich weiß ja, was für Sie am wichtigsten ist. Vielleicht können Sie für dieses Geld zwei Monate studieren?“
    Dann saßen wir im Auto, Falko und ich, und fuhren los – südwärts! Wir fuhren – ja richtig! – zuerst zu Bernadette und Asbjörn, damit ich mich dort verabschieden konnte. Dann ging es weiter.
    Das gelbe Auto lief tadellos. Der Güterverkehr hatte schon eingesetzt, und Falko mußte scharf aufpassen. Viel gesprochen wurde nicht. Nur ab und zu nahm er schnell die rechte Hand vom Steuer, um meine linke zu drücken, oder ich legte während des Fahrens meine Hand einen Augenblick aufsein Knie. Durch eine solche kleine Bewegung kann man nämlich auch das ausdrücken, wozu man sonst drei Worte braucht…
    Spätnachmittags kamen wir bei meinen Eltern an. Mutti stand am Fenster und hielt schon Ausschau nach uns. Vati war gerade dabei, die Ladentür zu schließen.
    Das gab ein freudiges Wiedersehen! Wir hatten allerdings eine wunderbare Woche von Weihnachten bis Anfang Januar zusammen verbracht, aber diesmal wurde es noch viel, viel schöner! Es war Frühling, die Sonne schien, und ich kam im eigenen Wagen angebraust – mit Falko am Steuer! Zwei volle Tage würden wir jetzt mit Mutti und Vati verbringen. Morgen war Karfreitag und das Geschäft geschlossen. Sonnabend nur ein halber Arbeitstag. Dann konnte Mutti dem jungen Mädchen den Verkauf allein überlassen. Sie hatten es vor einigen Monaten angestellt.
    Am Sonntag wollten wir dann ganz früh abfahren, zurück nach Kiel, zum Studium, zu unseren Freunden und zu der vertrauten Umgebung.
    Was gab es alles zu fragen und erzählen!
    Wir saßen nach dem Abendessen – einem chinesischen Gericht aus der Ladentiefkühltruhe – in der gemütlichen Kaminecke, als ich ein Kuvert aus der Tasche nahm.
    „Liebe Eltern“, sprach ich feierlich. „Ich habe eine Mitteilung zu machen. Eure Tochter wird vom selbstverdienten Geld ihre restlichen sechs Semester bezahlen. Ich danke euch von ganzem Herzen für die ersten sechs Semester, die ihr mir mit großen Opfern ermöglicht habt. Ab jetzt also keinen Monatswechsel mehr, aber Pakete mit Lebensmitteln, die ihr im Geschäft nicht losgeworden seid, sind nach wie vor sehr willkommen!“
    „Jessilein, nur immer langsam“, sagte Vati. „Weißt du, was du da sagst? Willst du behaupten, daß du als Hausgehilfin so viel verdient hast, daß es für sechs Semester reicht!“
    Ich machte das Kuvert auf und holte mein Sparbuch heraus.
    „Bitte, Vati: Es fängt mit 500 Mark an, das war mein Geschenk von Tante Christiane. Dann jeden Monat mein Gehalt, minus etwas zurückbehaltenem Taschengeld. Hier, das Honorar für die Öl-Werbetexte und den gesegneten Tankwart Dankward nebst Text für die Toilettenseife. Dann ein Honorar für einen Margarinenamen. Und zuletzt für vier Verschen, in denen ich Kinderschuhzeug angepriesen habe!“
    Vati und Mutti sahen erstaunt in mein Sparbuch. Es enthielt wirklich eine Summe, die sich sehen lassen konnte.
    „Das wird wohl für vier Semester reichen! Und hier…“, ich holte den Scheck von Direktor Frisch-Nielsen hervor, „hier ist genug für die restlichen zwei Semester. Na also!“
    „Aber Kind – wir wollten doch nicht…“
    „Doch, das sollt ihr. Steckt das Geld ins Geschäft, oder macht endlich einen Urlaub. Oder…“
    „Darf ich um das Wort bitten?“ mischte Falko sich ein. „Ich weiß noch etwas, wozu Ihr Geld brauchen werdet. Also, paßt gut auf, du auch Jessi, dies hat in hohem Maße auch mit deiner kleinen frechen Person zu tun. Also, ich
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