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Nur ein einziges Wort

Nur ein einziges Wort

Titel: Nur ein einziges Wort
Autoren: Heinz Brast
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schon in den Diensten von Fabians Eltern gestanden, als diese noch ihren Wohnsitz in der Nähe von Nürnberg in Deutschland hatten. Nach deren Tod und dem plötzlichen Schic ksalsschlag für Fabian, hatten sie es als selbstverständlich angesehen, an seiner Seite zu stehen. Und so waren sie mit Fabian und Gabi nach Ebenthal gezogen und bewohnten nun den hinteren Teil des Landhauses. Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften bemühten sie sich, Fabians heranwachsende Tochter Stefanie mit Liebe, Sorgfalt und unendlicher Güte den fehlenden Elternteil, nämlich ihre Mutter, so gut wie nur eben möglich, zu ersetzen. Von Stefanie, die inzwischen fast ihr achtes Lebensjahr erreicht hat, werden sie nur als ‚Opa Max‘ und ‚Oma Anni‘ angesehen und dementsprechend respektiert und verehrt.
    Heute ist ein besonders emsiger Tag im ‚Bauer Haus‘. Die kleine Stefanie hat in den letzten zwei Stunden ihrer ‚Oma Anni‘ mindestens ein halbes Dutzend Mal immer wieder die gleiche Frage gestellt:
    „‘Oma Anni‘, wann kommt denn der Papa endlich?“ Doch auch die Antwort ist immer die gleiche: „Beruhige dich mein Kind, dein Papa wird rechtzeitig zu seiner Geburtstagsfeier hier sein.“ Heute, am 31. August wird Fabian Bauer nämlich 45 Jahre alt. Ein Geburtstag, dem er nach dem Tode seiner geliebten Frau Gabi im Gegensatz zu seiner Tochter keinen besonderen Wert beimisst. Dennoch hat Anni alle Vorbereitungen für eine kleine, aber dennoch geschmackvolle Geburtstagsfeier getroffen.
    Der Esszimmertisch ist dezent mit feinem Porzellan gedeckt, jedoch nur für sechs Personen. Fabian, als das G eburtstagskind nimmt selbstverständlich den Ehrenplatz am Kopfende des Tisches ein. Rechts neben ihm wird seine baldige Verlobte, die Freifrau Christine von Junkerndorf sitzen. Daneben ist der einzige derzeit verbliebene enge Freund Fabians, nämlich der Dorfpfarrer Peter Weiler platziert. Während Anni darauf bestanden hat, das andere Kopfende in Beschlag zu nehmen, sitzt linkerhand neben ihr dann ihr Max. Der nun einzige noch freie Platz neben ihrem geliebten Vater ist natürlich der kleinen Stefanie vorbehalten.
    Heute Morgen, bevor Fabian und Max sich auf die Reise nach Wien begaben, hatte Fabian seiner Tochter St efanie hoch und heilig versprechen müssen, dass er am gleichen Nachmittag so früh wie nur möglich nach Hause kommen werde, schließlich ist ja heute sein Geburtstag.
    Inzwischen hat er sich zwar mehrmals telefonisch gemeldet, das letzte Mal noch aus Wien, doch nur drei Min uten zurück war es Max der seiner Anni die Ankunft der beiden Männer mit lakonischen Worten mitteilt:
    „In genau dreißig Minuten werden wir vor der Haustüre stehen!“
    Anni nutzt die Zeit bis zu der angekündigten Ankunft, um der kleinen Stefanie noch einige Benehmens- und Verhaltensregeln einzutrichtern, denn wie schon der Volksmund sagt: ‚Da ist nämlich noch ein Haar in der Suppe.‘ Ihre Gedanken schweifen fast automatisch zwei Jahre zurück, zurück zu jenen denkwürdigen Tag, der für alle Beteiligten einer der schwierigsten im Leben war und fast eine wunderbare Freundschaft zerstört hätte.
    Stefanie ist nicht nur ein äußerst hübsches, sondern auch ein sehr aufgewecktes und intelligentes Kind. Somit ist sie den gleichaltrigen Kindern im nahen Ebenthal meistens um mehr als eine Nasenlänge voraus. Doch mit den Vorteilen, die sie in ihrem Altersstadium vorweisen kann, haben sich naturgemäß auch einige Nachteile in ihr behütetes Kinderleben eingeschlichen. Nach dem Tode ihrer Mutter Gabi versuchte die von Fabian angeheuerte Pädagogin Frieda Neumann als auch Max und Anni mit viel Liebe und Geschick der kleinen Stefanie das nun einmal nicht vorhandene Gefühl von Mutterliebe und Geborgenheit zu vermitteln.
    Nach Stefanies ersten Kinderjahren war es bald nicht mehr zu verbergen, dass das Kind mehr und mehr ein Ebenbild seiner Mutter sein würde. Aber hatte nicht gerade Fabian während seiner Trauerperiode und geist igen Umwandlung vom poetischen Sänger in einen rücksichtslosen Geschäftsmann alles aus seinem Gesichtsfeld verbannt, was ihn an seine geliebte Gabi erinnerte? Das allerschlimmste Ereignis hätte ihn fast noch die Freundschaft und Trennung von Maximilian und Anni Hofstetter gekostet.
    Stefanie war im letzten Monat gerade mal sechs Jahre alt geworden als Max sie an dem betreffenden Nachmi ttag von der Schule abholte und Anni das Kind nach einer kurzen Erfrischung ankleiden wollte, riss sich Stefanie von der
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