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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Autoren: Dianne Dixon
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sein Handy ans Ohr und hörte aufmerksam zu, was die Person am anderen Ende der Leitung zu sagen hatte. Justin saß neben einer Glaswand. Jenseits des Glases schien sich die Wüstenlandschaft endlos auszudehnen. In weiter Entfernung war ein Berggipfel noch mit dem Puder winterlichen Schnees überzogen.

    Er hatte beinahe eine Woche gebraucht, um nach Kalifornien zurückzufahren. Dabei war er dem Verlauf der Route 66 gefolgt, die sich quer durchs Land vom eisengrauen Moloch Chicago über die grünen Hügel des östlichen Texas und die schrille Glitzerwelt von Las Vegas schlängelte.
    Während er diese Landstriche an seinem Autofenster vorbeiziehen sah, hatte Justin an seine letzte Sitzung in Aris Praxis zurückgedacht: an das Gespräch, in dem er sein Vorhaben verkündet hatte, nach Middletown zurückzukehren; in dem er über T. J.s letzte Nacht bei den Zelinskis gesprochen hatte und über das, was mit Stan Zelinski geschehen war.
    Auf jeder Meile, die Justin zwischen Connecticut und Kalifornien zurückgelegt hatte, hatte ihn dieses Gespräch mit Ari begleitet; hatte er nach Antworten gesucht.
    Noch immer war er nicht sicher, was die Wahrheit über seine Zeit als T. J. war. Hatte er all diese Jahre wirklich und vollständig aus seinem Bewusstsein verbannt? Oder hatte er, auf irgendeine verrückte Weise, sich selbst und alle um ihn herum belogen, wenn es darum ging, an was er sich erinnerte und an was nicht?
    Nicht zuletzt dachte er an Stan Zelinskis Tod.Wurde Justins Anteil daran irgendwie gerechtfertigt durch Stans Besuch in Cassie Jacksons Schlafzimmer? Hob dieser Umstand wirklich Justins moralische Verpflichtung auf, die Wahrheit über das zu sagen, was sich zwischen ihm und Stan abgespielt hatte, unmittelbar bevor dieser sich auf seiner Gartenharke aufgespießt hatte?
    Nach seiner Begegnung mit Ted und Suzy in Middletown hatte Justin Gabriel Gonzales angerufen. Ehe er Privatdetektiv geworden war, hatte Gonzales mehrere Jahre als Detective beim Los Angeles Police Department gearbeitet. Nachdem er sich sämtliche Details angehört hatte, versicherte er
Justin, dass es sich bei Stans Tod nicht um Mord handelte - T. J. hatte in Notwehr gehandelt. Schließlich hatte Stan ihm ein geladenes Gewehr an den Kopf gehalten. Dass Stan in der offenen Tür gestolpert, in einer Pfütze ausgerutscht und dann rückwärts in die eiserne Harke gestürzt war, musste als Unfall betrachtet werden.Vom juristischen Standpunkt aus, erklärte Gonzales, lag hier kein wirklich verfolgungswürdiges Delikt vor. Allerdings, erklärte er weiter, gäbe es keine Garantie dafür, dass die Zelinskis, sollten die Umstände von Stans Tod an die Öffentlichkeit gelangen, keine Zivilklage gegen Justin einreichen würden.
    »Wenn ich noch Bulle wäre und Sie mit dieser Geschichte zu mir kämen«, sagte Gonzales, »würde ich Ihnen sagen, dass das alles weder für die Polizei noch für die Gerichte interessant ist. Ich würde Ihnen raten, nach Hause zu gehen und einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen.«
    Allerdings war Justin nicht sicher, ob er mit Gonzales einer Meinung war. Er wusste, dass er vor Gericht landen und in den Augen der Öffentlichkeit als Killer gelten könnte, falls er die Wahrheit sagte - und dass er damit Amy und Zack schaden würde. Doch er wusste auch, wie sehr er sich nach der inneren Freiheit sehnte, die es bedeuten würde, auch mit seinen letzten Geheimnissen aufzuräumen.
    Über diese widerstreitenden Gedanken hatte sich Justin während der vergangenen halben Stunde telefonisch mit Ari ausgetauscht - und ihr Gespräch war noch nicht beendet.
    In neutralem Ton sagte Ari: »Wir kennen die möglichen Schäden, die entstehen könnten, wenn wir Zelinskis schmutzige Wäsche ausgraben und durchlüften lassen. Aber was passiert, wenn du die Finger davon lässt? Wenn du gar nichts sagst?«
    »Dann bin ich ein Kerl, der ungeschoren mit einer schlimmen
Sache davongekommen ist«, erwiderte Justin. »Für den Rest meines Lebens wüsste ich, dass ein Teil von mir, tief im Innersten, ein kleiner Feigling ist.«
    Ari schien einen Moment nachzudenken, bevor er antwortete: »Dir ist doch bewusst, dass es auf manche Fragen im Leben keine eindeutigen und ausschließlichen Antworten gibt?«
    »Wie zum Teufel soll man dann in der Lage sein, die Wahrheit zu finden?«, fragte Justin.
    »Man findet sie stückchenweise«, erwiderte Ari. »Man geht die möglichen Antworten durch und findet in jeder von ihnen ein Körnchen Wahrheit. Einen Krümel
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