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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman
Autoren: Dianne Dixon
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wurde, doch der Gärtner meinte, dass der Baum damit zurechtkäme, und dass er, wenn wir einfach die Finger davon ließen … stark bleiben würde. Trotz des Nagels in seinem Herzen. Justin, manchmal ist es die richtige Entscheidung, sich einfach nicht unterkriegen zu lassen. Die Wunde verheilen zu lassen und weiterzuleben.«
    Nach einer Weile sagte Justin: »Ich rufe dich in ein paar Tagen an. Bis ich zurück in Kalifornien bin, habe ich meine Entscheidung getroffen.«
    »Justin …« Einen Moment herrschte Stille. Als Amy weitersprach, war eine unermessliche Zärtlichkeit in ihrer Stimme. »Bitte, sei vorsichtig.«
    Justin konnte seine Stimme nur mit Mühe kontrollieren. »Ich lege jetzt auf.« Ehe er das tat, fügte er hinzu: »Ich liebe dich, Amy.«

ROBERT
    822 Lima Street, April 2005
    R obert war voller Erwartung und fühlte sich wie ein Teenager. Das überraschte ihn. Er fragte sich, ob er dabei war, sich zum Narren zu machen.
    Er verspürte den plötzlichen Impuls, es sich anders zu überlegen und das Treffen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, doch die weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung sagte: »Ich möchte eine Menge interessanter Dinge mit dir anstellen. Und zwar heute Nacht.«
    Irgendetwas an der Art, wie sie es gesagt hatte, dieser so offensichtlich suggestiven Art, hatte diese plötzliche sexuelle Erregung in Robert aufwallen lassen. Es war Jahre her, dass er so etwas verspürt hatte.
    »Ich muss jetzt noch ein paar Dinge erledigen«, sagte die Frau. »Gib mir’ne halbe Stunde. Ich ruf’ dich zurück und sag’ dir, wo du mich treffen kannst.« Nach einem kurzen Piepton war die Leitung still.
    Es war das erste Mal gewesen, dass sie außerhalb des Internets kommuniziert hatten. Robert war überrascht von der Stimme der Frau, denn sie war von unerwarteter Derbheit und Jugendlichkeit. Schon seit dem ersten Augenblick, als er sie gehört hatte, hatte sie ihn angenehm aufgewühlt.
    Jetzt allerdings verspürte er auch Sorge. Er war nervös, wenn er daran dachte, wie sich sein Körper in den Augen
einer Fremden darstellen mochte - er hatte Angst, er könnte zu alt, zu faltig und zu schlaff sein, um eine Quelle der Erregung für jemanden bedeuten zu können, der so wissend und so jung klang.
    Robert ging zur anderen Seite des Schlafzimmers, entschlossen, etwas Passendes zum Anziehen zu finden. Er wollte am Abend bei seiner Verabredung nicht wie der Großvater und Witwer erscheinen, der er tatsächlich war.Auf verschiedenen Kontaktseiten im Internet hatte er sich als »reif & bereit für ein Abenteuer« bezeichnet. Und nun wollte er auch einhalten, was er versprochen hatte.
    Seine Kleidung befand sich an derselben Stelle wie immer, seit er und Caroline vor Jahrzehnten in die Lima Street gezogen waren. Roberts Sachen waren auf engstem Raum in der rechten hinteren Ecke des Schranks verstaut. Der restliche Platz, den stets Carolines Kleidung beansprucht hatte, war seit beinahe sechs Monaten frei geräumt. Die nackte Leere versetzte Roberts Herz einen Stich. Schnell griff er nach einem Hemd und einer Hose und schloss die Schranktür.
    Auf dem Weg zum Bett, auf das er die Sachen warf, fielen ihm die gerahmten Fotos auf seinem Nachttisch ins Auge. Fotos von ihm mit Caroline. Von Julie. Und von Lissa mit Harrison und den Jungen. Ihr Anblick beschämte Robert.
    Er verspürte wieder den Impuls, die Frau zurückzurufen und ihre Verabredung abzusagen. Doch in seiner Aufregung hatte er ohnehin vergessen, nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Er konnte nichts tun; weder war es möglich abzusagen, noch konnte er sein Verlangen unterdrücken, die Verabredung einzuhalten.
    Es war sehr lange her, seit er zuletzt Sex gehabt hatte.
    Nachdem Robert Caroline gebeichtet hatte, was er mit
Justin getan hatte, war die Intimität zwischen ihnen - mit Ausnahme einiger weniger trostloser Begegnungen - zum Stillstand gekommen. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte Robert nicht eine einzige Geliebte gehabt. Es war gar nicht so schwer gewesen, wie er geglaubt hätte. In jenen Jahren war Liebe seine Antriebskraft gewesen, nicht Lust. Und diese Liebe hatte er seinen Töchtern und dann seinen Enkeln geschenkt; und bei den Gelegenheiten, zu denen sie es zuließ, auch Caroline.
    Roberts Leben war überwiegend glücklich und erfüllt gewesen. Seit Carolines Tod jedoch hatte seine Fähigkeit zum Glücklichsein ständig geschwankt. Mehr als 30 Jahre lang waren es Roberts gute wie schlechte Gefühle gegenüber Caroline gewesen, die
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