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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer
Autoren: Mary Alice Monroe
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und dann schlang sie Brett die Arme um den Hals und erwiderte den Kuss mit gleicher Inbrunst.
    Endlich ließ er sie los und schaute sie finster und drohend an. „Jag mir bloß nicht noch einmal einen solchen Schrecken ein! Gestern Abend habe ich in dem Motel angerufen, wo ihr unterkommen wolltet, und man sagte mir, ihr wäret gar nicht angereist. Auch in sämtlichen anderen Motels oder Notunterkünften im Umkreis von siebzig Kilometern wart ihr nicht abgestiegen. Ich weiß es deshalb, weil ich jedes Einzelne von den verdammten Dingern abgeklappert oder zumindest telefonisch dort nachgefragt habe!“
    Er war unrasiert, das braune Haar wirr und ungekämmt, die Kleidung zerknautscht; insgesamt wirkte er abgekämpft und übernächtigt, als habe er kein Auge zugetan. Cara lächelte, denn sie sah wahrscheinlich auch nicht anders aus.
    „Ich konnte dich nicht erreichen“, erwiderte sie schlicht. „Niemanden.“ Und leise ergänzte sie: „Ich hatte Angst.“
    „Na, kein Wunder! Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt!“ Er senkte die Stimme und musterte Cara. In seinem Blick lagen Erleichterung, Besorgnis und noch etwas, das Cara nicht zu benennen wagte. „Und meins hast du auch riskiert. Weißt du das noch immer nicht? Der Teufel soll diesen ganzen Wahnsinn holen! Cara, wir brauchen nicht zu heiraten, es macht mir nichts aus, nach Chicago zu ziehen! Die vergangene Nacht war die längste meines Lebens! Dauernd fragte ich mich, ob es dir gut geht, ob ich dich je wiedersehe, dich jemals wieder in den Armen halte! Ich liebe dich! Ohne dich will ich nicht mehr sein.“
    „Ich liebe dich auch“, antwortete sie.
    Seine kräftigen Arme hielten sie umschlungen, und nun erst spürte sie, dass alles überstanden war. In seinen Armen fühlte sie sich geborgen, sicher vor jeder Gefahr und dem Wüten der Elemente.
    Als er sie losließ, lächelte er. „Ich habe Besuch mitgebracht.“
    „Flo?“
    „Wart’s ab!“
    Er lief die Treppe hinunter und verschwand um die Hausecke. Wieder hörte Cara, wie die Wagentür zuschlug, dann Knirschen von Kieselsteinen und leises Gemurmel. Sie bückte sich, um den Besen aufzuheben, lehnte ihn an die Wand und klopfte sich den Sand von den Händen, und genau in dem Moment, als sie aufblickte, bog Toy um die Hausecke. Sie hatte einen Säugling auf dem Arm.
    Es mochte an der Erschöpfung liegen, am Stress durch den Wirbelsturm, an der Sorge um ihre Mutter. Stunden-, im Grunde wochen-, ja, monatelang hatte Cara unbeirrbar und standhaft ausgeharrt, doch nun war es um ihre Fassung geschehen. Sie brach in Tränen aus, in heftiges, zitterndes Schluchzen, fast peinlich vor so vielen Menschen, denen sie stets ihre Stärke hatte beweisen wollen. Doch sie konnte sich nicht dagegen wehren.
    Toy und Brett traten zu ihr und versuchten sie zu trösten. Durch einen Tränenschleier sah sie Toy lächeln und ein schlafendes, wunderschönes Baby.
    Plötzlich ertönte Gehupe auf der Einfahrt.
    Das Baby zuckte zusammen und begann zu schreien, während Cara sich zuerst schnäuzte, um sodann in lautes Lachen auszubrechen. Mit den Handflächen wischte sie die Tränen weg, und dann strahlte sie übers ganze Gesicht: Flo und Miranda kamen die Stufen herauf. Beide fielen gleich unter schrillen Überraschungsrufen über Toy und das Baby her. Kurz darauf tauchte Lovie auf der Veranda auf, etwas schlapp und wackelig auf den Beinen, doch mit strahlenden Augen angesichts des freudigen Tumults. Toy stürzte sich sofort mitsamt ihrem Säugling in Lovies ausgebreitete Arme. Das Kleine brüllte wie am Spieß, während sämtliche Damen sich vor Entzücken und Begeisterung nahezu überschlugen. Nein, so ein niedliches Schnuckelchen!
    „Ach, Brett“, jammerte Lovie traurig. „Die Pergola …“
    „Ist mir schon aufgefallen, Miss Lovie“, sagte er tröstend. „Dann baue ich halt eine neue! Hauptsache, Sie und Cara haben es überstanden. Und alle anderen auch.“
    „Amen“, fügte Flo hinzu. „Ich habe fast ’nen Herzanfall erlitten, weil ihr zwei nicht im Motel aufgekreuzt seid.“
    „Und das Nest?“ wollte Miranda wissen. „Hat es auch den Hurrikan überstanden?“
    Alle lachten. Miranda hatte immer nur eins im Kopf!
    „Bestens“, versicherte Lovie, tätschelte der alten Dame die Hand und guckte Cara gespannt an. „Wir müssen das Gelege an den Strand zurückbringen. Möglichst schnell!“
    „An den Strand bringen?“ wiederholte Flo verwundert, die Augenbrauen verblüfft hochgezogen.
    „Stell keine Fragen“,
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