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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Marlies Ferber
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James’ Tischnachbarin leise.
    James sah sie verwundert an. »Tatsächlich?«
    Sie nickte. »Ein deutscher Dichter«, erklärte sie. »Aus der Romantik.«
    »Sie kennen sich gut aus.«
    Sie lächelte. »Ich bin Deutsche.«
    »Kompliment, das merkt man nicht.«
    Judy Kappel sah ihn leicht verstimmt an. »Ich meinte, Sie haben keinen deutschen Akzent«, erklärte James.
    »Englisch ist meine Muttersprache.«
    James wollte mehr wissen, aber seine Tischnachbarin deutete auf Phyllis, die bereits das Glas erhoben hatte. »Trinken wir auf die Wahrheit oder auf den Irrtum?«
    »Madonna mia, natürlich auf beides«, bemerkte der wohlbeleibte Herr, der als Nächstes an der Reihe war. Er strich sich die vollen, schwarz glänzenden Locken aus dem Gesicht. James überlegte, ob er sich die Haare färben ließ oder es sich um eine gut gemachte Perücke handelte. Er fing einen Blick von Sheila auf. Sie zog die Augenbrauen hoch, führte ihre Hand vor den Mund und deutete ein Gähnen an. Hätte sie neben ihm gesessen, hätten sie sich wenigstens leise unterhalten können, ohne dass die anderen mithörten. Aber da sie ihm gegenüber saß, war das unmöglich.
    »Darf ich vorstellen«, fuhr Phyllis fort, »Luigi Valenti. Mit dir, lieber Luigi, verbindet mich die Liebe zur Musikund zu Italien, und das schon ... ach, lassen wir das.« Zu den anderen gewandt sagte sie: »Luigi hat eine begnadete Stimme, und ich hoffe, dass er uns manchen Abend damit verzaubern wird.«
    Luigi legte die Hand an die Brust und deutete eine Verbeugung an. »Es ist mir eine Ehre!« Er nahm seinen Zettel und las vor: »Erfolg steigt nur dann zu Kopf, wenn der erforderliche Hohlraum vorhanden ist.« Luigi lachte. »Das stimmt, kann ich nur sagen. Ihr glaubt gar nicht, wie abgehoben manche Leute in meiner Branche sind. Glücklicherweise bin ich ein Typ, der immer mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist.«
    »Und das, obwohl du überaus erfolgreich bist«, sagte Phyllis. »Auf dich, lieber Luigi. Und vor allem auf deine wundervolle Stimme! Cheers!«
    »Cheers!«, stimmten alle ein, wenn auch nicht mehr so euphorisch wie beim ersten Mal.
    Eden Philpotts, der neben Phyllis saß, packte als Nächster seinen Zettel aus. Phyllis stellte den unauffälligen kleinen Mann enthusiastisch als den Stern, die Sonne und das Universum ihrer alten Tage vor. Sheila sah amüsiert zu James hinüber, und er nahm sich vor, sie eingehend nach diesem Ehemann Nummer 7 zu befragen, sobald sie allein waren. Die Männergeschichten von Sheilas Mutter waren ihm einfach zu komplex. Eden zuckte die Schultern, als er seinen Zettel entfaltete. »Wisse, bis wohin du zu weit gehen kannst.«
    »Ich bin der Sprüche müde«, raunte James’ Tischnachbarin ihm zu.
    Während man sich wieder zuprostete, schauten einige am Tisch bereits verstohlen zu den Kellnern, die bereitstanden,das Essen aufzutragen. Doch Phyllis schien die aufkeimende Unruhe nicht zu bemerken und widmete sich seelenruhig dem hochbetagten Paar am anderen Tischende. Sie trug kunstvoll dauergewelltes, hellblond gefärbtes Haar zu einem in ästhetischer Hinsicht fragwürdigen hellgrünen Abendkleid, das mit aufgenähten Stoffrosen verziert war. Er hatte sich, was gemeinschaftliche Auftritte mit seiner Frau anging, offensichtlich mit seiner Nebenrolle abgefunden und entsprach dem Typus des hageren Briten, der im Alter eine knochige Sportlichkeit ausstrahlt. »Al und Rosie Macbeth sind liebe Freunde von mir«, sagte Phyllis, »und das schon seit einer Ewigkeit. Ich freue mich ganz besonders, dass ihr hier seid!« James ließ sich Champagner nachschenken und beobachtete die Bläschen im Glas, während Rosie und Al ihre Glückskeks-Sprüche zum Besten gaben. »Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun das am Ende nur noch, um zu zielen«, las Rosie vor, was mit höflichem Lachen quittiert wurde. Dann setzte Al seine Lesebrille auf die Nase, zwinkerte und las langsam, als würde er jedes Wort einzeln entziffern müssen: »Das Essen ist fertig. Lasst es nicht kalt werden.« Alle lachten, nur Phyllis protestierte energisch: »Nein, Al, das zählt nicht. Lies gefälligst vor, was wirklich auf dem Zettel steht!«
    Al zuckte die Schultern. »Aye, aye, Madam«, sagte er, rückte seine Brille umständlich gerade, hielt den Zettel zunächst dicht vor die Augen, dann etwas weiter weg und las: »Eine positive Veränderung in der Zukunft steht bevor: Ein köstliches Mahl mit guten Freunden.«
    Wieder lachten alle, und diesmal gab Phyllis sich
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