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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter
Autoren: Nuhr auf Sendung
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Jeder soll reich werden. Muss es aber selbst bezahlen. Das ist von der
FDP gar nicht mehr allzu weit entfernt. Es geht voran! Prost!
     
    Wirtschaft 25.
November 2009
    Wirtschaft ist interessant, vor allem jetzt, da die große
Krise offenbar vorbei ist. Seit Monaten werden uns ja Arbeitslosenfluten und
Konkurswellen angekündigt. Man steht zitternd vor Angst da, wenn die Zahlen
verkündet werden. Und dann sagen die: »Och, nö, doch nicht...«
    Ich glaube, das ist auch deren Hauptziel: erst Angst zu
verbreiten, um dann als Retter dazustehen. Da haben die Spaß dran. Gegen die
Wirtschaftsprognosen sind die Wettervorhersagen heute geradezu
Tatsachenentscheidungen. Die Meteorologen sind indessen erheblich weiter als
unsere Wirtschaftsweisen. Wenn unsere Wirtschaftsweisen Regen voraussagen, da
können Sie den Schirm getrost zu Hause lassen.
    Dagegen sind die Gebrüder Grimm knallhart dran an der
Realität. Aber natürlich sollte man trotzdem unsere Ökonomen ernst nehmen.
Auch wenn es schwerfällt! Ökonomie ist wichtig! Wer einmal im Taxi nicht
bezahlt hat, weiß: Ökonomisch denken hilft! Neue Zähne sind teurer als das
gesparte Fahrgeld.
    Von einem studierten Ökonomen kann man natürlich noch viel
mehr zum Thema lernen! Zum Beispiel: Wenn die Bevölkerung schrumpft, die
Übriggebliebenen aber immer fetter werden, bleibt die Volksmasse gleich, also
wächst die Wahrscheinlichkeit, dass der Volksverbrauch von Remoulade
beispielsweise stagniert.
    Das klingt interessant - für Hersteller von Remoulade,
sollte uns aber alle interessieren. Denn wenn die systemrelevante
Remouladenindustrie schrumpft, kommt der Dominoeffekt ins Spiel, und am Ende
brechen die Banken zusammen!
    Schlaue Menschen sagen: »Na und! Selbst wenn mein Geld
nichts mehr wert ist, ich habe meine Kohle in Remoulade angelegt!« Ob das
schlau ist...?
    Ich bin ja Remoulade-Allergiker. Egal. Was ich sagen will,
ist: Wenn Sie wissen wollen, wie Remoulade, Volkswirtschaft und Mensch
zusammenhängen, dann sollten Sie sich mit Ökonomie beschäftigen. Es sei denn,
Sie haben eine Makroökonomieintoleranz. Dann beschäftigen Sie sich mit was
anderem, von mir aus auch mit dem Wetter. Das ist wenigstens vorhersehbar.
     
    In der Schlange 2. Dezember 2009
    Glück ist, endlich dran zu sein, wenn man in einer langen
Schlange gestanden hat. Der Metzger fragt: »Sie wünschen bitte?« Da möchte man
vor Freude ausrufen: »Was ich mir wünsche? Sex, Musik und Schnaps!« Wunderbar.
    Man kann dieses Glück natürlich nur fühlen, wenn man lang
genug angestanden hat. Glück kann nur der empfinden, der auch das Leid kennt,
den Hass auf jene, die in der Schlange vor einem stehen. Die dahinter sind
egal. Aber die vorne stehen im Weg. Sie stehlen Lebenszeit.
    Der Schwachmat, der wieder sein Portemonnaie nicht
findet... Was für ein Depp! War nicht vorauszusehen, dass man am Ende des
Einkaufs Geld benötigen könnte? Er sucht. Und die Kakophonie der Stimmen wird
zunehmend aggressiv. Gewaltfantasien schwirren durch die Metzgerei. Irgendwann
stellt man sich vor, dass alle Würste dieser Welt mit Fleisch von denen
vollgestopft sind, die in den letzten Tagen an der Theke standen und dann ihr
Portemonnaie nicht finden konnten, vom wütenden Mob entbeint.
    Ja, ich muss zugeben: Auch in mir ist in einer solchen
Situation Hass - bis ich dran bin. Dann löst sich die Aggression. Und eine
gelassene Entspanntheit macht sich breit. Endlich ist es vorbei, jetzt kann ich
in Ruhe auswählen. Sicher, ich hätte schon vorher darüber nachdenken können,
was ich brauche, damals, als ich noch in der Schlange stand, aber jetzt ist der
Kopf frei. Ich grübele und wäge ab. Das dauert. Bald rufen erste Stimmen von
hinten nach dem Schlachtbeil.
    So primitiv ist der Mensch. Wie soll man sich entscheiden,
wenn hinter einem der primitive Pöbel meutert?! Wie kann man nur so ungeduldig
sein?! Es ist eine Schande!
     
    Schiller 9. Dezember 2009
    Friedrich Schiller wäre in diesem Jahr 250 Jahre alt
geworden. Leider ging er viel zu früh. Für die Jüngeren sei gesagt: Schiller
ist tot.
    Das ist mit 250 nicht ungewöhnlich. 250 ist ja ein ordentliches
Alter, da glauben viele Jugendliche: »So alt werde ich gar nicht.« Abwarten!
Wahrscheinlich hat Schiller das auch gedacht. Und er hat Recht behalten. Wie
so oft!
    250. Man möchte es gar nicht glauben! Er sah noch so gut
aus! Habe ich ihn nicht noch vor ein paar Wochen auf einer Ü-100-Party gesehen?
Und rumms ... Hat's ihn weggehauen. Schade!
    Sein Gedicht
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