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Nudeldicke Deern

Nudeldicke Deern

Titel: Nudeldicke Deern
Autoren: Groener Anke
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umarmen sich hemmungslos. Man möchte ihnen zurufen, sich schnell ein Hotelzimmer zu nehmen und viele Kinder zu zeugen.
     
    Mit Parmesan: Der Wein erschlägt den Käse, und die Memme wehrt sich nicht mal. Langweilig.
     
    Mit Scamorza: Der Wein holt das Raucharoma des Käses so sehr in den Mund, dass es sich anfühlt, als würde man einen Kamin auslecken. Sehr unangenehm. Nicht nachmachen.
     
    Mit Bündnerfleisch: Der Wein schleppt mit aller Kraft das Salzfass aus dem Keller. Die Mango hat keine Chance. Auch nicht so toll.
     
    Mit Ratatouille: angenehm unaufgeregt. Allerdings schon fast so unaufgeregt wie Steuererklärung machen.
     
    Mir blutet das Herz, den Rest in den Napf zu schütten, denn den Wein werde ich mir auf alle Fälle nochmal holen. Er ist sehr fruchtig, sehr vollmundig und steht anscheinend auf Ziegen.
     
    Nächster Kandidat: ein portugiesischer Vinho Verde von Aveleda, Peñafiel, 2008, 10%, auch aus dem Supermarkt. Ein äußerst junger Wein, sehr hell, fast silbern im Glas, er moussiert leicht.
     
    Erste Nase sagt: Wasser. Zweite Nase sagt: Wasser mit ’nem bisschen Himmel drüber. Erst im Mund entfaltet sich ein hauchfeines Aroma, eine ganz kleine Zitrone, eine Dame, die sich nicht so breit macht wie der Riesling.
     
    Mit Ziegenkäse: wie beim ersten Date. Man guckt sich an, schleicht umeinander rum, verspricht sich gegenseitig «Ich meld mich» und vergisst im Weggehen schon, wie der andere ausgesehen hat.
     
    Mit Weintraube: Die süße grüne Traube gewinnt das Duell haushoch, aber der Wein perlt mutig dagegen an. Jedenfalls mehr als vorher.
     
    Mit Parmesan: sehr angenehm. Der Käse schmeckt salziger, der Wein fruchtiger.
     
    Mit Scamorza: geht genauso wenig wie mit Riesling. Schmeckt nur nach Rauch, und aus der Zitrone wird wieder Wasser. Ohne Himmel drüber.
     
    Mit Ratatouille: angenehm, aber langweilig. Lieber ’ne Folge «Lost» gucken.
     
    Wir sind inzwischen pappsatt, aber absolut nicht betrunken. Ich finde es unglaublich faszinierend, konzentriert an Wein heranzugehen anstatt ihn einfach wegzusüppeln. Und es geht wirklich: Schon nach ein paar Tagen fängt man an, Aromen wahrzunehmen, die vorher nicht da waren bzw. wo man vorher nur gesagt hat «schwerer Weißer» oder «fruchtiger Roter». Und man kann es auf einmal in Worte fassen, die über «lecker» hinausgehen. Außerdem bekommt man auf einmal einen Heidenrespekt vor dem Produkt, das offensichtlich so viele Facetten hat, die man ihm aber erst mal entlocken muss.
     
    Auf zum letzten Wein: ein italienischer Primitivo von Botter, Apulien, 2007, 13%, Supermarkt. Eigentlich wollten wir auch noch einen kalifornischen Zinfandel verkosten, denn die beiden Weine teilen sich die gleiche Rebsorte, heißen nur anders und kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aber unsere Nasen sind schon ziemlich durch. Und ich kann allmählich keinen Scamorza mehr sehen, obwohl ich den gestern so toll fand.
     
    Erste Nase sagt: Mon-Chéri-Kirschen, die schon lange im Keller liegen. Zweite Nase sagt: Wow, da sind durchs Schwenken mal eben zehn Prozent mehr Alkohol dazugekommen. Der Wein ist tiefrot, schon fast braunrot, und ich kann nicht durch ihn hindurchsehen.
     
    Mit Scamorza: Der Käse raucht Signore Primitivo die Hütte voll, woraufhin ihm dieser in die Stiefel pinkelt. Geht gar nicht und macht schlechte Laune.
     
    Mit Parmesan: Sehr lustig – wenn man erst den Wein trinkt und dann den Parmesan isst, knacken auf einmal die Salzkristalle im Käse, der nussige Geschmack tritt zutage, großartig. Wenn man allerdings erst den Käse isst und dann den Wein trinkt, haut ihm dieser die Hucke blau. Guck, da liegt der kleine Käse. Er war mal lecker.
     
    Mit Ziegenkäse: Die Ziege wehrt sich lange und hartnäckig, aber spätestens im Rachen wird sie plattgemacht. Auch sie hat keine Chance gegen den Primitivo.
     
    Eigentlich sollte die Ziege der Höhepunkt sein. Aber Lu hatte noch einen Schatz parat: dunkle Schokolade mit 62% Kakaogehalt und – Fleur de Sel. Ich gucke skeptisch, mache ja aber gerade alles, was Lu sagt, nehme also ein Stück Schokolade und lasse es auf der Zunge zergehen. Ganz. Langsam. Zuerst schmecke ich Kakao, tiefen, dunkelbraunen, gutschweren Kakao. Und dann plötzlich eine salzige Spitze, die aber nicht alles versalzt, sondern sich mit dem Kakao verbindet und mit ihm zusammen ein phantastisches Aroma im Mund ergibt, rund, voll, als ob man eine ganze Sommernacht auf dem Balkon gesessen und alle Probleme dieser Welt
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