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Nudeldicke Deern

Nudeldicke Deern

Titel: Nudeldicke Deern
Autoren: Groener Anke
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Rumgeköchele geht es weiter. Ich wasche Mangold, der Kerl schneidet Mohrrüben, Lu fischt das Lamm aus dem Topf und legt die drei Teile auf einen Teller. Das Fleisch hat sich zurückgezogen, die Beinknochen sind nun zur Hälfte sichtbar, genau wie die fünf Rippchen des Lamms. Lu schabt das Fleisch mühelos von den Knochen und rührt es wieder in den Topf, aus dem es seit einer Stunde unglaublich lecker duftet. Ich sehe zum ersten Mal bewusst die kleinen, dünnen Rippen, die mal ein Lämmchen getragen haben, und habe das Bedürfnis, kurz «Danke, kleines Lamm» zu sagen. Dieses Gefühl hatte ich noch nie, denn bisher waren der Kerl und ich eher Filet- und Geflügelbrustkäufer, wo das Fleisch kaum noch zeigt, dass es mal Teil eines Lebewesens war. Ich gucke Lu zu, wie sie die Mohrrüben mit einem Hauch Rosmarin in der Pfanne anbrät und mit Weißwein und Wasser ablöscht. Der Mangold wird kurz blanchiert, das Couscous ist auch innerhalb von wenigen Minuten fertig, ich decke den Tisch, und endlich gibt es was zu essen. Der Kerl trinkt Wasser, und Lu und ich genießen den Weißwein, der schon in die Möhrenpfanne gekommen ist, einen Pinot Bianco aus dem Friaul.
     
    Während des Kochens haben der Kerl und ich dauernd probiert und wurden gefragt, ob noch was fehle und wenn ja, was. Ich finde alles lecker, Lu pfeffert beim Fleisch nochmal nach, und der Kerl stößt eine Diskussion darüber an, was eigentlich an Gewürzen wozu passt (Lu: «Reinwerfen und gucken»). Ich probiere zum ersten Mal Mangold und muss an Erde denken und Grünkohl. Die Möhren waren mir in der Pfanne einen Hauch zu rosmarinlastig – ich mag den Geschmack von Mohrrüben sehr gerne, da muss von mir aus gar nichts mehr dran –, stelle aber fest, dass sie im Zusammenspiel mit dem Lamm und der Sauce genau richtig sind. Ich bedanke mich innerlich nochmal beim Lamm und koste den Wein nacheinander mit den verschiedenen Komponenten auf dem Teller. Der Wein ist fruchtig, aber nicht süß. Zum Nachtisch teilen wir uns einen Bergpfirsich mit ganz weißem Fleisch, der so lecker ist, dass ich nöle, warum wir davon nur einen gekauft haben. Auf einmal schmeckt der Wein herber, aber immer noch köstlich. Anders köstlich. Lu holt ihr Weinbuch und schenkt mir ein kopiertes «Geschmacksrad», auf dem ich blutige Anfängerin wenigstens ein paar Vokabeln stehen habe, die Wein beschreiben. Trotz des Rades kann ich nicht sagen, ob der Wein jetzt eher in Richtung Mango oder Zitrone neigt, aber inzwischen schmeckt eh alles nach Rosmarin. Ich fühle mich satt und glücklich und reich beschenkt.
     
    Und morgen kaufen wir einen Mörser.

Blogeintrag 26. August
    Gut essen, Tag 2 – das Erdbeerhuhn
    Bisher bin ich Wochenmärkten stets großräumig ausgewichen. Erstens mag ich keine Menschenmengen und zweitens keine, die sich nur im Schritttempo fortbewegen. Ich bin eher der Listeneinkäufer; ich überlege mir vorher, was ich essen will, überschlage im Kopf, was noch zu Hause ist (oder was weg muss) und schreibe mir dann auf, was ich noch brauche. Mit dem Zettel bewaffnet gehe ich in den nächstgelegenen Supermarkt und kaufe relativ stur nur den Kram, den ich mir notiert habe. Ich kenne es überhaupt nicht, mich von Obst- und Gemüseauslagen inspirieren zu lassen. Auch deshalb, weil ich nicht wüsste, was ich mit dem ganzen Kram anfangen sollte, aber eher, weil ich Esstrottel mich wohler fühle, kontrolliert eine Liste abzuarbeiten.
     
    Über den Schatten muss ich jetzt aber springen, denn Lu zerrt mich gnadenlos in Richtung Isemarkt. Schon im Bus bemerke ich ein erhöhtes Menschenaufkommen, von denen die meisten auch mit Körben und Taschen bewaffnet sind. Ich habe aber keine lange Zeit zu jammern, denn schon vom ersten Stand an habe ich nur noch geguckt, gestaunt, gerochen – und GEBUMMELT . ICH BIN EINE BUMMLERIN GEWORDEN . Gut, die Gemüsestände sehen für mich auf den ersten Blick nicht anders aus als die vom Türken um die Ecke, aber Lu sorgt dafür, dass ich nicht ganz so saumselig durch die Gegend schleiche, sondern bewusst Ausschau halte. Nach verschiedenen Tomaten, die der Kerl so gerne isst, nach Angeboten, die vielleicht inspirieren, nach Gemüse, das ich noch nie probiert habe, es aber gerne mal machen würde, nach Weinbergpfirsichen (die Nektarinen sind, wie ich jetzt weiß – «Ich will die ohne Haare»), die mir gestern so gut geschmeckt haben. «Merk dir mal, wie viel die hier für ein Kilo haben wollen.» Ich habe ziemlich schnell daran
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