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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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Sattel und preschte davon, dass der Schlamm nur so spritzte. Unter den Zurückgebliebenen breitete sich beklemmende Stille aus. Cecily spürte, wie ihr etwas Kaltes in die Hand gedrückt wurde. Emmas Speisemesser.
    „Emma?“ Doch ihre Schwester sah nicht in ihre Richtung – sie starrte Judhael an, als sei dieser soeben einer Jauchegrube entstiegen.
    Ohne auch nur einen Augenblick mit Nachdenken zu vergeuden, stürzte Cecily über die Lichtung auf Adam zu. Niemand versuchte, sie aufzuhalten. Sanft strich sie über sein geschwollenes Auge und den Bluterguss über seinem Wangenknochen. Adam dankte es ihr mit jenem schiefen Lächeln, das sie so gut an ihm kannte. Und dann begann sie mit Feuereifer an den Lederriemen zu sägen, die ihn an das Joch fesselten.
    „Beeil dich, Prinzessin“, murmelte er, den Blick über Cecilys Schulter hinweg auf jemanden gerichtet, der von hinten auf sie zukam.
    „Ich weiß, ich weiß.“ Doch ihre Finger waren taub vor Kälte, die Lederriemen widerstanden Emmas Messer, sie hatte entsetzliche Angst, versehentlich Adams Pulsadern aufzuschneiden und …
    „Lasst mich“, verlangte jemand unmittelbar hinter ihr. Edmund, mit Gurth an seiner Seite.
    Verzweifelt umklammerte Cecily Emmas Messer.
    „Gurth, das Joch“, sagte Edmund. „Halt es fest.“ Gurth trat hinter Adam.
    „Edmund, nein“, jammerte Cecily.
    Der Leibwächter grinste, und für einen Augenblick sah Cecily wieder den alten Edmund in ihm – den Edmund, den sie aus Kindertagen kannte, bevor sie ins Kloster geschickt worden war, bevor die Normannen den Ärmelkanal überquert hatten … Edmunds Sax blitzte auf, und dann fiel das Joch in Gurths wartende Arme. Mit einem dumpfen Krach ließ Gurth es zu Boden fallen.
    Adams Arme sanken kraftlos herab. Als das Blut in einem Schwall in sie zurückströmte, wurde er bleich. Cecily nahm seine Hand und legte sie auf ihre Schulter. Adam zog sie fest an sich, ihre Finger verflochten sich miteinander, und plötzlich – trotz der Kälte, trotz des Regens und des Schlamms – war ihnen, als sei Sommer.
    Le Blanc wurde ebenfalls von seinem Joch befreit. Er rieb sich verwirrt die Handgelenke und wandte den Blick nicht von Judhael ab, der, Stigands Schwert an der Gurgel, der Länge nach ausgestreckt im Schlamm lag. Eine Hand über seine lädierte Nase haltend, versuchte Judhael, sich zu erheben, doch Stigands Schwert, ein silbrig schimmernder Strich im Feuerschein, hielt ihn zurück.
    Edmund steckte demonstrativ seinen Sax in die Scheide. „Ich habe dich bis hierher begleitet, Judhael, doch jetzt trennen sich unsere Wege. Du schlägst Pfade ein, auf denen ich dir nicht folgen kann. Lufu …“ Er rieb sich kummervoll über das Gesicht. „Das hättest du nicht tun sollen. Lufu ist eine von uns.“
    „Das Weibsbild hat ein loses Mundwerk. Ich musste es ihr stopfen.“
    „Sie aber bewusstlos und blutend draußen in der Kälte liegen zu lassen! Nein, Judhael, das war nicht recht!“
    Stigand ließ zu, dass Judhael sich halb aufrichtete, um sich auf den Ellbogen zu stützen. Blut sickerte aus seiner Nase, seine Lippe war geschwollen. „Dann verbündest du dich also mit dem neuen Herrn von Fulford, Edmund?“
    „Das habe ich nicht gesagt, doch unser beider Wege trennen sich hier.“
    „Und was ist mit mir? Lieferst du mich dem Bretonen aus, damit er mich am nächsten Galgen aufknüpfen kann?“
    Erschrocken hob Emma die Hand vor den Mund und rang nach Luft. Cecily löste sich aus Adams schützender Umarmung und ging auf ihre Schwester zu. Aus dem Dickicht südlich der Lichtung, Richtung Seven Wells Hill, war das dumpfe Dröhnen ferner Hufschläge zu hören.
    „Entscheide dich“, verlangte Judhael und wischte sich das Blut von der Nase. „Der Bretone muss seiner Reiterei eine Fährte gelegt haben. Hör, sie haben uns ausfindig gemacht.“
    „Verflucht, Judhael, du bist wie ein Bruder für mich. Ich will dich nicht im Leichentuch sehen.“ Edmund machte Stigand ein Zeichen, woraufhin dieser sein Schwert in die Scheide steckte. „Los, mach, dass du von hier verschwindest!“
    Der Hufschlag wurde lauter. Judhael rappelte sich auf, hechtete zu einem der Pferde und schwang sich in den Sattel. Er riss das Tier herum und bot Emma seine Hand an. „Nicht das Leben, das ich mir erhofft hatte, Liebste, doch kommst du mit mir?“
    Emma wich stolpernd zurück. „Ich … ich … nein! Es tut mir leid, Judhael, ich … ich kann nicht.“ Mit tränenüberströmten Wangen lief sie blindlings zum
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