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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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Signalfeuer!“ Le Blanc hatte seinen Rotschimmel in der Mitte einer ebenen, grasbewachsenen Stelle der Anhöhe zum Stehen gebracht. Er beugte sich seitlich aus dem Sattel, zog sein Schwert und stieß damit gegen einige zu einem kleinen Hügel geschichtete Grassoden. Als sie umfielen, sah Adam, dass sie als Tarnung für ein Wachstuch gedient hatten, unter dem ein Kohlenbecken aus Zinnerz verborgen war. Le Blanc hielt sich am Sattelknauf fest und hob das Wachstuch mit der Spitze seines Schwertes hoch. Das Kohlenbecken war bis zum Rand mit Holz gefüllt, das, durch das Tuch vor der ärgsten Witterung geschützt, trocken genug war, um jederzeit ein Feuer damit zu entfachen.
    Das Kohlenbecken war vermutlich zum letzten Mal benutzt worden, um die Fyrd zusammenzurufen, das Heer der freien Angelsachsen, nachdem Herzog Wilhelms Flotte im Ärmelkanal gesichtet worden war. Durch seine herausragende Lage würde das Seven-Wells-Signalfeuer in fast ganz Wessex zu sehen sein.
    „Glaubt Ihr, es wird noch benutzt?“, fragte Adam. Sein Puls beschleunigte sich, als ihm plötzlich eine Eingebung kam. „Le Blanc?“
    „Herr?“
    „Zündet das Feuer an! Werft feuchtes Grünzeug darauf, damit es höllisch qualmt, und dann reitet zurück nach Fulford und holt Herfu und so viele Männer, wie Ihr auftreiben könnt.“
    Le Blanc sah ihn verständnislos an. „Aber Herr, angelsächsische Späher werden den Rauch sehen und jeder Aufständische in der Gegend wird Euch im Handumdrehen finden.“
    „Genau.“ Mit einer ausladenden Geste wies Adam über die weite Landschaft, die sich zu ihren Füßen erstreckte. „Seht Euch um, Le Blanc. Wenn wir das Signalfeuer nicht entzünden, werden wir womöglich bis zum Jüngsten Tag nach ihrem Feldlager suchen. So finden sie uns .“
    „Ich werde das Feuer entfachen, Herr, doch ich lasse Euch nicht allein. Maurice wird den Rauch sehen. Er kann Verstärkung holen.“
    „Sie werden in der Überzahl sein.“
    Le Blanc zuckte die Schultern. „Ich werde Euch dennoch nicht verlassen.“

19. Kapitel
    Cecily schlug das Segeltuch am Eingang des Unterstands zurück. Draußen stand Edmund, der sich ein Wortgefecht mit Judhael lieferte.
    „Es ist unmöglich, sage ich dir!“, erklärte Edmund in aufgebrachtem Ton. „So viele sind tot! Und die, die noch am Leben sind, sind geflohen oder besitzen keine Autorität.“
    „Was ist mit dem alten Morcar of Lewes, mit Siward Edwardson …?“
    „Du hast es genau richtig erfasst, Judhael. Sie sind alt. Tattergreise, die um ihre gefallenen Söhne trauern. Du bist nicht bei Verstand, wenn du glaubst, sie besäßen noch irgendeine Macht …“ Als er Cecily erblickte, senkte er die Stimme, sodass sie den Rest des Gesprächs nicht hören konnte.
    Seufzend schlang sie die Arme um ihren Leib und sah nach Philip. Der Kleine lag in seinem Weidenkorb und wollte gerade einschlummern, denn die Amme hatte ihn soeben gestillt.
    „Gott sei Dank habt ihr Joan gefunden“, sagte Cecily leise zu Emma, die noch immer die Männer am Lagerfeuer beobachtete. „Sonst müssten wir uns auf eine schlaflose Nacht gefasst machen. Ich hoffe nur, dass wir Philip vor dem Durchzug schützen können.“ Einem inneren Bedürfnis folgend, nahm Cecily ihre Schwester in den Arm. „Ich liebe dich.“
    Emma drehte sich zu ihr um. Ihre Augen waren voller Tränen. „So weit hatte es nicht kommen sollen. Es war nicht geplant, dass alles sich so entwickelt“, flüsterte sie mit halb erstickter Stimme. „Ich …“
    „Judhael!“ Der Ruf eines Wachtpostens unterbrach sie. „Gefangene!“
    Im nächsten Augenblick schon war Cecily auf den Beinen. Die feinen Härchen auf ihrem Nacken sträubten sich. Nein … nein !
    Vier Pferde trabten ins Lager. Dem Himmel sei Dank, dachte Cecily, als sie die wehenden Haare und Bärte der Reiter sah: Angelsachsen. Keine Spur von Flame. Einen Moment lang war ihr schwindlig vor Erleichterung. Es waren nur Judhaels Kundschafter, die zum Schlafen ins Lager zurückgekehrt waren. Gefangene gab es nicht, der Wachtposten hatte sich getäuscht …
    Und dann sah sie ihn. Adam . Ihr Herz begann wie rasend zu pochen.
    Adam und ein anderer Mann bildeten die Nachhut. Beide trugen einen Strick um den Hals, doch das war nicht das Schlimmste, denn man hatte ihnen außerdem dicke Äste wie ein Joch über Arme und Schultern gelegt. Aufgrund der gewaltsam ausgestreckten Arme und des Gewichts ihrer Last hatten sie Mühe, das Gleichgewicht zu halten und torkelten schlitternd durch den
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