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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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Morast. Georges. Der Mann, der neben Adam daherstolperte, war Georges Le Blanc. An ihrer Kleidung klebte der von den Pferdehufen aufgeworfene Schlamm, ihre Köpfe waren gesenkt, ihre Gesichter kaum zu erkennen.
    Mit einem Schluchzen packte Cecily ihre Schwester am Arm und zog sie hinaus ins Freie. Gunni folgte ihnen stumm wie ein Schatten. Am Rande der Lichtung ragten die Bäume mächtig und dunkel in den Abendhimmel. Fackeln loderten.
    Einer der Späher löste den Strick, mit dem Adam und Le Blanc an seinem Sattelknauf festgebunden waren, und warf ihn Judhael zu. „Hab zwei Verirrte am Signalfeuer gefunden“, sagte er und sprang grinsend vom Pferd. „Dachte, du würdest sie gewiss gern von ihrer Qual erlösen.“
    Cecily lief stolpernd auf die Männer zu, doch Emma hing an ihrem Arm wie ein Anker, und als sich ihre Blicke trafen, schüttelte Emma rasch den Kopf. Cecily jedoch beachtete sie nicht und riss sich los. Sie war nicht so töricht, sich einzubilden, sie könne es mit Judhael oder diesen Männern aufnehmen, doch sie musste in Adams Nähe kommen – sie musste! Dieser eine Gedanke beherrschte alle anderen.
    Der Schein einer Fackel fiel auf sein dunkles, regennasses Haar. Adam, Adam, schau mich an, flehte sie im Stillen. Lass mich sehen, dass du nicht schwer verletzt bist. Und dann, während einer der Späher damit beschäftigt war, Judhael etwas ins Ohr zu raunen, hob Adam den Kopf. Das Licht einer Fackel erhellte sein Antlitz.
    Ihr stockte der Atem. Adam war geschlagen worden. Eines seiner Augen war halb zugeschwollen und seine Wangen waren mit einer dunklen Substanz besudelt, bei der es sich entweder um Blut oder Schlamm handeln musste. Seine Arme waren ausgestreckt und derart grob an den Ast gebunden worden, dass Blut an seinen Handgelenken klebte. Er sah ihr geradewegs ins Gesicht und hob die Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln. Stumm formte er ihren Namen mit den Lippen. „Cecily.“
    Edmund raunte Judhael etwas zu und zog damit Adams Aufmerksamkeit auf sich. Das kaum merkliche Schmalerwerden seiner grünen Augen zeigte Cecily, dass ihm Edmunds fehlende Beinschiene nicht entgangen war.
    „Emma“, flüsterte Cecily, in deren Kopf aberwitzige, aus Verzweiflung geborene Einfälle umherschwirrten. „Gib mir dein Speisemesser!“
    „Sei nicht töricht!“
    Cecily unterdrückte einen verzweifelten Seufzer. Es schien hoffnungslos. Was konnte ein einzelnes Mädchen mit einem Speisemesser ausrichten? Doch sie konnte unmöglich tatenlos dastehen und zusehen, während …
    „Wie ich eben von Edmund erfahren habe, seid Ihr Sir Adam Wymark“, sagte Judhael auf Englisch. „Der ‚Held‘ von Hastings und unser selbst ernannter Herr und Gebieter.“ Sein geringschätziger Blick wanderte zu Georges Le Blanc hinüber. „Und das muss einer Eurer Bretonen sein. Nur einer? Seltsam, ich hatte gehört, Ihr würdet einen ganzen Trupp befehligen. Leichtsinnig von Euch, dass Ihr die anderen nicht mitgebracht habt. Sind sie etwa alle desertiert?“
    Eine lockige Strähne dunklen Haars fiel Adam über das unversehrte Auge. Er warf den Kopf in den Nacken, um freie Sicht zu haben, doch das Joch auf seinen Schultern brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Nur mit Mühe gelang es ihm, nicht in den Schlamm zu stürzen. Jemand lachte. Cecily ballte die Hände zu Fäusten, bis sich ihre Nägel in die Handflächen gruben.
    „Habt Ihr die Sprache verloren?“, fragte Judhael. „Oder versteht Ihr mich nicht?“
    „Ich verstehe Euch“, entgegnete Adam. Sein Englisch hatte einen starken Akzent, aber seine Stimme war fest und klar.
    „Mein Späher sagte mir, Ihr wäret ihm in die Arme gelaufen wie ein lang vermisster Liebhaber“, sagte Judhael und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum habt Ihr das wohl getan?“
    Adam stand so aufrecht, wie es einem Mann möglich war, dessen Arme an ein hölzernes Joch gefesselt waren. „Ich bin um meiner Lady willen gekommen.“
    Tränen schossen Cecily in die Augen und ließen sie das Geschehen nur noch verschwommen wahrnehmen. O Adam, du Narr!
    „Eurer Lady?“ Judhaels Stimme klang hart, ungläubig. „Ihr seid wegen Cecily Fulford hergekommen?“
    „Ja.“
    „Lügner! Ihr glaubt, Ihr könnt mich hinters Licht führen! Die Garnison in Winchester hat Euch hergeschickt. Wir wissen, dass Ihr heute Morgen dort wart. Ihr seid gekommen, um herauszufinden, wo ich das Silber versteckt habe.“
    „Nein, doch sagt mir, wo Ihr es habt, dann gebe ich die Nachricht gerne
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