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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Autoren: Unknown
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wie der
phantastischen slowakischen Exil-Literatur oder Inuit-Cyberpunk-Prosa
vernachlässigt worden ist, steht der „Altmeister der deutschen Science
Fiction“, „he who shall not be tamed“, der „junge Laßwitz“ oder einfach nur
„ER“ wieder im Mittelpunkt des Interesses von Science Fiction-Fans wie auch den
Literaturkritikern.
    „Der
große Ronaldo“, wie ihn seine Freunde nennen dürfen, hat in den mehr als sieben
Jahrzehnten seiner Karriere als Autor, Übersetzer, Herausgeber und Drag Queen
viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfen. Ich will im Folgenden versuchen,
die Ergebnisse der historisch-kritischen Ronald M. Hahn-Forschung ein wenig
zusammenzufassen. Natürlich ist es mir nicht möglich, sein Lebenswerk
abzubilden – genauso könnte man mich bitten, die ägyptischen Dynastien nur mit
einer Hand zu erklären oder eine Deutung der Bedeutung des deutschen Fandoms
für den Weltfrieden vorzunehmen.
     
    Parallele Hähne
     
    RMH
hat sich früh um die Alternativwelt verdient gemacht. Ich weiß nicht, woran es
liegt, dass ihn dieses Thema besonders reizt. Schon die mit Thomas Ziegler verfasste
„Alternativwelt 1818“ (erschienen 1978) zeugt von seinem großen Können in
diesem Bereich. Der Bogen spannt sich über mehr als zwanzig Jahre; 2001
erschien mit An der Brücke zu den Sternen der zwölfte Band der Serie
T.N.T. Smith – auch eine Alternativwelt. Und zwar eine erster Sahne.
    Seine
Alternativwelten sind nicht nur Skelett, sie haben Muskeln und Fleisch (und –
hey – was für ein Fleisch!). Während andere Autoren in der Handlung kleine
„puns“ unterbringen, um die Herkunft ihrer Alternativwelt zu erklären („Der
junge Wiener Hobby-Maler nahm das üppige Trinkgeld und hüpfte freudig erregt
davon, um sich an der Kunstschule einzukaufen.“ oder „Ruhig schaute Jesus in
die Runde. Dann deutete er auf Judas. 'Der da will mich verraten!' Petrus zog
sein Schwert, und erstach den Verräter. Jesus erzählte diese Geschichte immer
wieder gerne, zuletzt auf seinem 90. Geburtstag in Athen.“), erzählt RMH
einfach vor sich hin. Und erzählt und erzählt und erzählt. Gute Geschichten.
Mehr will man doch auch nicht, oder?
    Man
sollte noch den mit Horst Pukallus geschriebenen Roman Wo keine Sonne
scheint (2001) erwähnen. Und die Hoffnung nicht aufgeben, dass er weiter
schreiben wird. Und ob Maddrax eine Parallelwelt ist? Eigentlich nicht,
denn es spielt ja in der Zukunft. Aber auch das kann er. Offensichtlich.
     
    Roland, der treue Paladin des aussterbenden Humors
     
    RMH
ist ein großer Autor. Nicht körperlich, aber von seiner Wortgewalt und seinem
Wortwitz. Hey, bei „Abenteuer im Überbau“ (1981) habe ich heulend in einem
Keller gesessen, als uns ein freundlicher älterer Fan diese „Perle der
Phantastik“ nach einer längeren Rollenspiel-Session vorlas.
    Heulend.
    Die
Witze, die Anspielungen, der Stil – großartig. Es hat mir die 70er im Fandom
erklärt und die 80er möglich gemacht. Er stand in der Tradition der SF-Fans der
30er-Jahre, die sich einen Propeller (englisch: „fan“) auf den Kopf gesetzt
haben, um zu zeigen, dass sie Fans sind. Selbst-Ironie, ein schalkhaftes
Lachen, der Willen, andere durch den Kakao zu ziehen – und selbst in den Kakao
zu steigen, wenn es ein guter Witz ist.
    Ob
man RMHs Humor drei Jahrzehnte lang bis zu Captain Enfick (2011)
verstehen muss, mag man genauso diskutieren wie die Frage, ob RMH zwischen
Goethe und Schiller, zwischen Paul Busson und Gustav Meyrink oder zwischen Iny
Lorentz und Wolfgang Hohlbein steht. Unstrittig ist aber, dass alleine schon
Titel wie „Drei Menschen im Schnee“ oder „Licht aus! Spot an!“ beweisen, wie
großartig RMH kulturelle Trends verarbeiten kann. Seine Liebe zu Donald Duck
(ich verweise auf das mit Uwe Anton verfasste Donald Duck – Ein Leben in
Entenhausen ) ist genauso Teil seiner Verwurzelung im Mainstream wie Indiz
dafür, dass dieser Mann über sich selbst lachen kann.
    Siehe
oben.
    Und
er war immer genug selbst Science-Fiction-Fan, um seinen Heroen mit kleinen
oder größeren Seitenhieben zu huldigen. Das wundervolle Pseudonym Isaak Asimuff
für Die Roboter und wir (1987) und großartige Geschichten aus diesem
Band wie „Die Heldentaten des Muffi Asimuff“ oder „Roboter im Warnstreik“ –
hey, das ist großes Kino! Er schreibt Pastiches, er schreibt Hommagen – Jack
London, Ernst Busch, Isaac Asimov und viele, viele andere sind seine Helden und
Idole, und sie kriegen ihren Platz im
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