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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij
Autoren: K. H. Scheer
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über die aus­ge­dehn­ten Bun­ker­bau­ten des Vor­wer­kes wie­sen nicht nur sechs aus­fahr­ba­re Waf­fen­kup­peln mit Schnell­feu­er­ge­schüt­zen und Flam­men­wer­fern aus, son­dern über­dies ei­ne bun­ker­in­ter­ne Haupt­schalt­zen­tra­le, die Tag und Nacht be­setzt ge­we­sen war. Dort hat­ten sich in der Re­gel zir­ka zwan­zig Mann un­ter Lei­tung ei­nes Wa­ch­of­fi­ziers auf­zu­hal­ten.
    Die stäh­ler­nen Pan­zer­kup­peln wur­den fern­steu­er­tech­nisch be­dient. Sie wa­ren al­so un­be­mannt ge­we­sen. In der Hin­sicht war der Fall klar. Mich stör­te es nur, daß der rus­si­sche Ge­heim­dienst nie­mals et­was von der Wach­be­sat­zung ge­hört hat­te.
    Die Män­ner wa­ren vor­züg­lich aus­ge­bil­det und her­vor­ra­gend aus­ge­rüs­tet ge­we­sen.
    Sie ver­füg­ten über einen hoch­mo­der­nen Fahr­zeug­park und weit­rei­chen­de Funk­ge­rä­te, die einen Kon­takt mit den da­mals schon exis­tie­ren­den rus­si­schen Raum­sta­tio­nen zulie­ßen. Warum hat­ten sie sich nie­mals ge­mel­det und um Hil­fe ge­be­ten?
    Warum wa­ren sie nicht mit ih­ren staub­dicht schlie­ßen­den Pan­zern durch die To­des­zo­ne vor­ge­sto­ßen, um jen­seits der Höl­le nach Men­schen zu su­chen? Das wä­re ei­ne Klei­nig­keit ge­we­sen!
    Die Pan­zer wa­ren in ei­ner großen Bun­ker­ga­ra­ge un­ter­ge­bracht ge­we­sen. Dort stan­den auch im­mer ei­ni­ge Hub- und Flug­schrau­ber, de­ren Mo­to­ren die ver­seuch­te Luft wirk­lich nichts aus­ge­macht hät­te.
    Ka­re­nin hat­te bei ei­ner ent­spre­chen­den Be­mer­kung tro­cken auf­ge­lacht. Er schi­en das fel­sen­fest zu glau­ben, was ich nur mit ei­nem un­gu­ten Ge­fühl be­fürch­te­te.
    Konn­te es wirk­lich sein, daß der von der Staats­po­li­zei ver­folg­te Atom­phy­si­ker die güns­ti­ge Ge­le­gen­heit rück­sichts­los aus­ge­nutzt hat­te? Hat­te er die zwan­zig Mann der un­ter­ir­di­schen Be­sat­zung er­schos­sen? Wenn ja – wo­her hat­te er die er­for­der­li­chen Waf­fen ge­nom­men? Au­ßer­dem: Zwan­zig Eli­te­sol­da­ten lie­ßen sich nicht oh­ne Ge­gen­wehr von ei­nem Hitz­kopf er­schie­ßen.
    »Es sei denn, die Ver­wir­rung war so groß, daß es ei­ne Klei­nig­keit ge­we­sen ist«, hat­te Ka­re­nin dar­auf geant­wor­tet.
    Je­den­falls war mir un­ter­des­sen klar­ge­wor­den, daß die Kin­der ei­nes sol­chen Men­schen wahr­schein­lich als An­ar­chis­ten er­zo­gen wor­den wa­ren. Ih­re spä­te­ren Un­ta­ten wa­ren kein Rät­sel mehr. Sie hat­ten gar nicht an­ders wer­den kön­nen; nicht bei sol­chen El­tern!
    Das Heu­len der Ga­stur­bi­nen mä­ßig­te sich. Der Ser­geant, der den Mann­schaft­span­zer fuhr, hielt hin­ter ei­nem blank­ge­feg­ten Hü­gel an und dreh­te sich fra­gend um.
    »Bis hier­hin und nicht wei­ter«, ent­schied ich. »Den Rest mar­schie­ren wir. Ach­ten Sie auf Ih­re De­ckung. Die bei­den Me­di­zi­ner blei­ben hier. Be­ob­ach­ten Sie Ih­re In­stru­men­te. Ich möch­te nicht, daß sie ra­dio­ak­tiv zu strah­len be­gin­nen. Auf kei­nen Fall die Schutz­hel­me an­lüf­ten. Ein Atem­zug bringt den Tod. Die Luft ist voll mit be­ta­strah­len­den Mi­kro­par­ti­keln. Der Fallout wird noch Mo­na­te dau­ern. Sa­my, Sie über­neh­men hier das Kom­man­do. Ver­zich­ten Sie auf Funk­sprü­che, bis sich je­mand von uns ge­mel­det hat.«
    Ich schau­te nach vorn und ent­deck­te drei große Bun­ker­bau­ten. Sie rag­ten knapp zehn Me­ter über den Bo­den em­por. Der Rest steck­te tief im Erd­reich.
    Hier wur­den nicht nur die Kern­brenn­stof­fe für das na­he Atom­kraft­werk ge­la­gert, son­dern auch die Uran­aus­beu­te der vie­len Berg­wer­ke. Im Jah­re 1991 war die kal­te Kern­fu­si­on zwar schon be­kannt, aber in grö­ße­rem Um­fang noch nicht tech­nisch nutz­bar ge­we­sen. Man ar­bei­te­te da­mals über­wie­gend mit Spalt­stoff-Mei­lern.
    Wir husch­ten, so schnell es ging, in ei­nem tie­fen, gra­be­n­ähn­li­chen Ein­schnitt nach vorn. Es dau­er­te ei­ni­ge Zeit, bis ich be­merk­te, daß wir uns in ei­nem Bach­bett be­weg­ten.
    Das Was­ser war ver­duns­tet; der Bo­den stein­hart und ver­krus­tet. Wir ka­men rasch und vor al­lem
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