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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij
Autoren: K. H. Scheer
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Auf­trieb beim Lang­sam­flug zu ge­win­nen, die Lan­de­bei­ne ge­spreizt und greif­vo­ge­l­ähn­lich ge­streckt.
    Das Plas­ma-Atom­trieb­werk stot­ter­te im Leer­lauf. Die strah­lungs­ab­sor­bie­ren­den Heck­schutz­schir­me wa­ren auf­ge­baut. Man er­kann­te es an dem in­ten­siv grü­nen Leuch­ten.
    Heu­lend zog der Or­bit­bom­ber über uns hin­weg. Wei­ter drü­ben, ei­ni­ge Mei­len von uns ent­fernt, setz­te er auf den neu­er­bau­ten Stahl­be­ton­pis­ten zur Lan­dung an.
    Noch ein­mal ver­nah­men wir das tie­fe Röh­ren. Der Pi­lot fuhr die che­mi­schen Hilfs-Strahl­trieb­wer­ke auf Brems­schub­be­schleu­ni­gung hoch.
    Han­ni­bal wisch­te sich schimp­fend den auf­ge­wir­bel­ten Schmutz aus dem Ge­sicht.
    »Or­bit­bom­ber auf Hen­der­won, nicht zu fas­sen!« be­schwer­te er sich. »Frü­her lan­de­te hier mal ein He­li­ko­pter, das war al­les. Die­se In­sel ist fast zum in­ter­na­tio­na­len Rum­mel­platz ge­macht wor­den. Mi­ke, wo­her kommt der Vo­gel? Er zeigt rus­si­sche Ho­heits­ab­zei­chen.«
    Der Ab­wehr­chef wink­te ab. Sei­ne spär­li­chen blon­den Haa­re glit­zer­ten in­fol­ge des letz­ten Schweiß­aus­bru­ches.
    »Ei­ne IL 1352, Or­bit­aus­füh­rung. Ab­wehr­chef Gor­ss­kij hat sich mit dem Al­ten ver­ab­re­det. Er ist aber noch nicht hier. Das geht in Ord­nung.«
    »Si­cher«, be­stä­tig­te ich, er­neut gäh­nend. »An­dern­falls hät­ten Ih­re Ra­ke­ten­bat­te­ri­en wohl kaum ge­schwie­gen. Hal­ten Sie es für gut, daß wir Hen­der­won mit­samt den vor­ge­la­ger­ten Ei­lan­den und Sand­bän­ken zu ei­ner Fes­tung ge­macht ha­ben?«
    »Auf kei­nen Fall, aber es muß­te sein. Wenn wir hier nicht ex­pe­ri­men­tiert hät­ten, wä­ren Sie heu­te noch nicht fä­hig, den Ge­dan­ken­in­halt an­de­rer Men­schen zu le­sen. Ei­ne ver­damm­te Ei­gen­schaft, Thor.«
    Ich nick­te. Ja, es war ei­ne ver­damm­te Ei­gen­schaft. All­mäh­lich schi­en mir, als wür­den sich so­gar Re­ling und an­de­re kom­man­die­ren­de GWA-Of­fi­zie­re von uns zu­rück­zie­hen.
    »Angst?« er­kun­dig­te ich mich.
    Er schüt­tel­te den Kopf.
    »Un­sinn, warum soll­te ich. Das, was ich den­ke, kann je­der Te­le­path wis­sen.«
    »Wir sind kei­ne Schnüff­ler, Mi­ke. Sie wis­sen, daß wir un­se­re te­le­pa­thi­schen Fä­hig­kei­ten nur an­wen­den, wenn es dienst­lich not­wen­dig ist.«
    »Na­tür­lich«, wehr­te er brum­mig und et­was ver­le­gen wer­dend ab, »ich weiß das. Aber wis­sen es auch an­de­re Leu­te?«
    Han­ni­bal pfiff schrill und laut. Sonst äu­ßer­te er sich nicht zu der Be­mer­kung.
    Ich rich­te­te mich auf und lehn­te mich mit dem Rücken ge­gen die Ko­ko­spal­me.
    »Mi­ke, sind wir des­halb auf Eis ge­legt wor­den? Be­kommt man in Wa­shing­ton Angst vor der ei­ge­nen Cou­ra­ge? Man hat zwei ehe­mals völ­lig nor­ma­le Men­schen ope­riert, ih­re ver­än­der­ten Ge­hir­ne ge­schult und sie zu über­sinn­lich Be­gab­ten ge­macht. Hät­te man nicht auf un­se­re Fä­hig­kei­ten zu­rück­grei­fen kön­nen, gä­be es jetzt schon kei­ne Mensch­heit mehr. Nie­mand au­ßer uns konn­te die Hyp­nos ab­weh­ren. Und, Mi­ke – sie wer­den ei­nes Ta­ges wie­der­kom­men! Sie ver­ges­sen uns nicht.«
    »Das weiß ich«, sag­te er. »Ich ver­ste­he Ih­re Sor­gen, aber sie dürf­ten un­be­grün­det sein.«
    »Seit wann ge­hö­ren Sie eben­falls zu den Phan­tas­ten?« misch­te sich Han­ni­bal ein. »Ich ha­be nicht dar­um ge­be­ten, mich zu ei­nem Mon­s­trum zu ma­chen. Und ge­nau das sind wir doch, oder? Ha­ben Sie schon mal Gre­gor Gor­ss­kij ge­hört? Ich mei­ne di­rekt, von Mann zu Mann, nicht über TV. Da wird ge­lä­chelt, be­schö­nigt und de­men­tiert. Wenn Sie ihn pri­vat hö­ren, sieht das völ­lig an­ders aus. Er hat uns mehr als ein­mal of­fen ins Ge­sicht ge­sagt, daß der­art ge­fähr­li­che Mons­tren wie wir er­schos­sen ge­hö­ren.«
    »Weiß ich. Ich war da­bei, als die Sa­che mit den vi­rus­ver­seuch­ten Kon­ser­ven lief. Man soll­te aber auch wis­sen, daß man mor­gen schon in ei­ne La­ge ra­ten kann, in der man Ih­re Hil­fe braucht. Un­sinn – ich bin über­zeugt, daß man es weiß!«
    »Das än­dert nichts
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