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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij
Autoren: K. H. Scheer
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Die­ser Mann glich ei­nem wan­deln­den Berg aus Fett, aber sei­ne Rech­te konn­te hart zu­schla­gen. Mi­ke war ein Bluf­fer.
    »Si­cher und kor­rekt, mein Jun­ge. Ich darf doch wohl so sa­gen, oder?«
    »Na­tür­lich.«
    »Okay, dann be­fol­gen Sie den Rat ei­nes Freun­des und er­fah­re­nen Man­nes.«
    »Kommt der Rat aus dem Her­zen, oder wur­de er von den Psy­cho­lo­gen der GWA vor­pro­gram­miert?« frag­te Han­ni­bal.
    Er hat­te sich er­ho­ben und war zur Steil­küs­te hin­über­ge­gan­gen. Sie war nur we­ni­ge Schrit­te von uns ent­fernt. Er bück­te sich, such­te ei­ni­ge Stei­ne zu­sam­men und warf sie in wei­tem Bo­gen in die Bran­dung hin­aus.
    »Sie brau­chen mich le­dig­lich te­le­pa­thisch zu ver­hö­ren. Dann er­ken­nen Sie, daß ich frei hand­le. Al­ler­dings ist mir der Auf­trag in die­ser Form er­teilt wor­den.«
    »Nicht aber Ih­re Wor­te, wie?«
    »Nein, die ent­ste­hen in mei­nem Hirn. Han­ni­bal, se­hen Sie mich nicht der­art zwin­gend an. Ich kann auch nichts da­für. Wir wol­len doch nur ei­ne Fra­ge ge­klärt wis­sen, ei­ne ein­zi­ge Fra­ge. Sie ist für uns, al­so die GWA und auch für mich per­sön­lich von größ­ter Be­deu­tung.«
    Ich stand eben­falls auf und klopf­te den Staub von mei­ner leich­ten Kha­kiho­se.
    »Re­den und fra­gen Sie, Mi­ke. Wir wer­den Sie nicht te­le­pa­thisch son­die­ren, das ver­spre­chen wir Ih­nen.«
    Er nick­te nach­denk­lich, fuhr sich mit der Zun­gen­spit­ze über die Lip­pen und schau­te blin­zelnd auf das Meer hin­aus. Drau­ßen kreuz­ten ei­ni­ge ato­mar an­ge­trie­be­ne Ra­ke­ten­zer­stö­rer des äu­ße­ren Ab­wehr­gür­tels. Ih­re Pro­jek­ti­le hat­ten ei­ne Reich­wei­te von fünf­hun­dert Ki­lo­me­tern. An­flie­gen­de Or­bit­bom­ber hät­ten kaum ei­ne Chan­ce ge­habt.
    »Thor, wer­den Sie sich selbst recht­zei­tig ge­nug über­prü­fen oder dia­gno­s­ti­zie­ren kön­nen? Ein­mal wird in Ih­nen der Machtrausch die Ober­hand ge­win­nen. Nach Pro­fes­sor Gar­gun­sa wahr­schein­lich über Nacht, je­den­falls aber schnell und un­ver­hofft. Dann müs­sen Sie sich selbst in der Ge­walt ha­ben, es sa­gen und ab­tre­ten, ehe Sie ge­gen Ih­ren Wil­len und ge­gen Ih­ren Eid die Mensch­heit ge­fähr­den kön­nen. Stel­len Sie sich ein­mal vor, was Sie und Utan al­les an­rich­ten könn­ten. Nie­mand könn­te Sie stop­pen. Wenn au­ßer­dem wei­te­re Es­per-Ga­ben hin­zu­kom­men – die Te­le­ki­ne­se wür­de schon rei­chen –, dann wür­den Sie Pan­zer­di­vi­sio­nen in den Him­mel schleu­dern und an­grei­fen­de Jä­ger in der Luft zer­fet­zen.«
    »Sie sind ver­rückt, Mi­ke.«
    Er schüt­tel­te den Kopf.
    »Über­haupt nicht. Das sind Tat­sa­chen – und Sie wis­sen es eben­falls. Die Mög­lich­keit wä­re ge­ge­ben. Es kommt al­so nur auf Ih­ren Wil­len an. Wenn Sie spä­ter ein­mal an­de­re Men­schen hyp no­sug­ge­s­tiv zu Ta­ten zwin­gen kön­nen, die je­ne gar nicht aus­füh­ren wol­len, dann wer­den Sie au­to­ma­tisch zum Welt­feind Num­mer eins. Freun­de, man wür­de euch het­zen und er­schie­ßen, so­lan­ge es noch Zeit wä­re.«
    »Ist das Ih­re Mei­nung, oder hat man das zu Ih­nen ge­sagt?« er­kun­dig­te sich Han­ni­bal mit sprö­de klin­gen­der Stim­me.
    »Das ist mei­ne per­sön­li­che Mei­nung«, be­ton­te Tor­pentouf. »Wahr­schein­lich wür­de man Sie aber nicht mehr be­sie­gen kön­nen. Al­so kommt es al­lein auf Sie an. Ge­nau das ver­deut­licht mei­ne Fra­ge. Noch­mals: Wer­den Sie mo­ra­lisch, geis­tig, aber auch rein phy­sisch in der La­ge sein, even­tu­ell auf­tre­ten­de Über­grif­fe Ih­res Un­ter­be­wußt­seins so schnell zu er­ken­nen, daß Sie sich selbst …«
    »… blitz­ar­tig um­brin­gen wer­den?« fiel Han­ni­bal ein. Er lach­te oh­ne je­den Hu­mor. Sei­ne Au­gen glit­zer­ten wie Eis.
    »Se­hen Sie, das ist wie­der die­ser Blick. Er flö­ßt mir Angst ein«, klag­te Mi­ke mit ge­dämpf­ter Stim­me. »Han­ni­bal, schau­en Sie mich nicht so an. In Ih­ren Au­gen lo­dert die Höl­le.«
    Ich mus­ter­te den Klei­nen ein­ge­hend und über­fiel ihn mit ei­nem sehr har­ten Es­per-An­griff.
    Er zuck­te zu­sam­men. Sein Ge­sicht ver­zerr­te sich. Er
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