Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
einem Glas Mineralwasser, das auf einem der Schreibtische vor ihm stand. »Nur die Habgier von diesem Horschak hat alles ins Wanken gebracht.« Der Kommissar nahm einen kräftigen Schluck. »So läuft’s, wenn einer nicht genug kriegen kann.«
    Fludium erläuterte weiter, während der Chef sein Glas noch einmal füllte: »Horschak, wohl ein windiger Geschäftemacher, hat Kontakt mit diesen Spielautomatenmafiosi gekriegt und seine Dienstreisen wohl auch dazu genutzt, in allerlei finstren Spelunken für die manipulierten Apparate zu werben. Den Bastian Plaschke, davon ist auszugehen, hat er dann in Rieders Betrieb kennengelernt und ihm reichlich Provision für den Transport dieser Kisten versprochen oder besser gesagt: vermittelt. Und diese alte Mühle da draußen haben sie dann als Zwischenlager angemietet.«
    Jetzt fühlte sich ein anderer Kriminalist angesprochen. »Die Handynummer, die der Müller hatte, hat übrigens dem Bozner Staatsanwalt weitergeholfen«, erklärte er eifrig und blätterte in einem Schnellhefter. »Heut früh hat Marusso telefonisch ausrichten lassen, dass sie in einem Industriegebiet am Stadtrand von Bozen vermutlich den Kopf der Bande festgenommen haben, hinter dem sie seit Jahren her seien.«
    Häberle grinste. »Spitzenmäßig. Das wird auch unseren Freund Horschak in Erklärungsnotstand bringen. Falls es nicht reicht, ihm eine Dopingsauerei nachzuweisen, dürfte ihm unser guter Ziegler« – gemeint war der Staatsanwalt in Ulm – »bandenmäßigen Handel mit illegalen Spielgeräten vorwerfen können, in Verbindung mit Steuerhinterziehung und so weiter.«
    »Ganz schön blöd, dass der einfach aus dem Zug abgehauen ist«, kommentierte eine andere Stimme aus dem Saal.
    »Blöd?«, echote Linkohr, der auf einem harten Holzstuhl Platz genommen hatte. »Würdest du denn seelenruhig im Zugabteil sitzen, wenn jemand auf dein Gegenüber ballert?«
    »Das natürlich nicht«, meinte der andere. »Aber ich renn doch nicht panisch weg, zieh die Notbremse und schlag mich ins Gebüsch.«
    »Im Normalfall natürlich nicht«, meinte Linkohr, »aber versetz dich doch mal in die Lage von Horschak. Er hat sich einerseits mit der Spielautomatenmafia eingelassen – und andererseits ist er für Rieders Dopinggeschäfte unterwegs. Wer weiß, was da in Mannheim an diesem Vormittag eingefädelt werden sollte?«
    Häberle ergänzte: »Außerdem konnte Horschak nicht wissen, ob er nicht auch auf der Abschussliste stand. Also haut er ab. Hals über Kopf. Und er lässt sogar seinen Aktenkoffer zurück. Den mit den bunten Aufklebern, erinnert ihr euch?«
    Die Kollegen im Saal zuckten mit den Schultern.
    »Bunte Figuren«, erklärte Häberle triumphierend, »Comics, könnte man auch sagen. Aber es sind die fünf offiziellen Maskottchen der Olympiade in Peking. Kinder des Glücks nennt man sie.« Er nahm noch einen Schluck Wasser. »Bei uns nennt man sie ›die freundlichen Fünf‹.«
    »Die waren auf Horschaks Koffer drauf?«, staunte jetzt auch Linkohr.
    »Die waren auf dem Koffer, den Probost noch bei sich hatte, als wir ihn am Geislinger Bahnhof vernommen haben«, erwiderte Häberle und sah zu Fludium: »Und anderntags, als Kollege Fludium den Mann noch einmal am Bahnhof getroffen hat, ist ihm dieser Aufkleber erst recht aufgefallen, stimmt’s?«
    Fludium nickte. Er hatte dem Chef beiläufig davon erzählt.
    »Als der Koffer ein paar Stunden später in Ulm für Aufregung gesorgt hat, waren die Rückstände der abgezogenen Bildchen noch zu sehen«, dozierte Häberle weiter. »So jedenfalls berichten die Kollegen aus Ulm. Wir haben’s also eindeutig mit ein und demselben Koffer zu tun.«
    Die Kollegen schwiegen anerkennend, bis einer nachhakte: »Gibt es denn auch eine Erklärung, warum Probost behauptet hat, Friedrich Hocke habe in Ulm noch vor Abfahrt des Zugs auf dem Bahnsteig telefoniert? Er hat uns doch sogar zweimal bestätigt, dass Hocke irgendetwas davon gesagt hat, jemand sei noch nicht aufgetaucht und man könne sich auf ihn verlassen.«
    Häberle überlegte kurz. »Das hat Probost tatsächlich so gesagt, ja. Ich geh mal davon aus, dass er damit von sich ablenken wollte. Mir ist das ohnehin von Anfang an ziemlich suspekt gewesen. Überlegt doch mal: Wie kann das Probost so klar und deutlich verstehen, wenn der andere doch allen Grund gehabt hätte, keine unliebsamen Zuhörer zu haben?«
    Einige Kollegen nickten zustimmend.
    Nach einigen Sekunden des allgemeinen Nachdenkens meldete sich ein Kriminalist,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher