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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse
Autoren: M Bomm
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der vorn lässig auf einem Schreibtisch saß: »Und wie gehen wir nun mit den Herrn aus den oberen Etagen um?«
    »Rieder und Lambert?«, hakte Häberle nach, um sich gleich selbst die Antwort zu geben: »Rieder werden wir festnehmen, sobald er von seinem Tour-de-France-Weekend zurück ist. Falls er wiederkommen sollte. Andernfalls wird er international zur Festnahme ausgeschrieben.«
    »Er wird sich juristisch aus der Schlinge ziehen«, argwöhnte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    »Das wird sich zeigen, wenn die Protokolle der Detektei ausgewertet sind. Ich denke, dass der Dopingsumpf tief genug sein wird, um auch ihn reinzuziehen«, zeigte sich Häberle überzeugt. »Bei Lambert dürfte es etwas schwieriger werden. Außerdem wird man ihm zugutehalten, dass er sich letztlich doch noch kooperativ gezeigt hat – und dass er es war, der mithilfe eines Detektivs die Schweinereien seines Konkurrenten aufdecken wollte, wenngleich natürlich aus reinem Eigennutz.«
    Fludium fügte an: »Dass seine mehr oder weniger geliebte Sylvia Ringeltaube ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen musste, weil sie zwischen die Fronten geraten ist und jede Menge wusste, muss er mit seinem eigenen Gewissen ausmachen.«
    »Anstiftung zu irgendeiner Straftat wird aber auch für ihn rausspringen«, meinte der Chefermittler. »Bleibt nur noch ›Pferdchen‹ übrig«, fügte er an und zwinkerte Linkohr zu. »Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass sie in all diese Dinge verstrickt ist.«
    »Sie meinen, sie hat nicht gewusst, dass ihr pummeliger Berliner ein knallharter Killer ist?«, wollte einer der Kriminalisten wissen.
    »Davon ist nach derzeitigem Ermittlungsstand auszugehen«, antwortete Häberle und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Sie war eher das Betthäschen für den einen oder anderen. Vielleicht das nützliche Betthäschen, um Informationen über Rieder rauszukriegen. Schließlich dürfen wir ja nicht vergessen, dass ihr pummeliger Berliner im Auftrag der Spielautomatenmafia unterwegs war – und dabei nicht nur den kleinen Bastian Plaschke als Abtrünnigen im Visier hatte, sondern auch vermuten musste, dass dessen Chef Rieder ebenfalls in dieses Geschäft mit eingestiegen ist.«
    »Bei der bin ich mir nicht so sicher«, wandte Fludium ein. »Die ist ein durchtriebenes Luder«
    »Manchmal«, erwiderte Häberle süffisant lächelnd, »manchmal tun sich auch bei der Gerichtsverhandlung noch neue Aspekte auf.« Er musste an zurückliegende Fälle denken, als die Ulmer Schwurgerichtskammer während des Prozesses immer weitere Erkenntnisse gewann. »Es ist halt wie so oft: Wir kriegen immer nur die Spitze des Eisbergs zu packen.«
    Niemand wollte etwas dazu sagen.
     
    Dieter Hocke war blass und übernächtigt. Er hatte nach der Rückkehr aus China kein Auge zugetan, hatte mit Frau Schittenhelm noch bis zum frühen Montagmorgen zusammengesessen, um den tragischen Tod seines Bruders zu besprechen. Kurz nach sieben ließ er sich von der Sekretärin nach Geislingen fahren, wo er gegen neun Häberle traf. Die beiden Männer zogen sich in ein kleines Büro zurück und ließen sich starken Kaffee bringen.
    Der Chefermittler erläuterte zunächst, wie Friedrich Hocke ums Leben gekommen war und was sich seither ereignet hatte. »Es steht fest, dass der Dopingauftrag nichts damit zu tun hatte«, resümierte er schließlich. »Ihr Bruder, davon gehen wir inzwischen aus, ist bei seinen Ermittlungen vermutlich eher beiläufig auf die Spielautomatenschieberei gestoßen, weil seine Zielperson Horschak ziemlich tief in die Sache reingeraten ist.«
    Dieter Hocke nickte. »Er hat mir vor meinem Abflug davon erzählt. Aber es hat uns beide nicht sonderlich interessiert. Unser Auftrag waren die Dopinggeschäfte.«
    »Doping im großen Stil«, stellte Häberle fest, ohne es als aufdringliche Frage klingen zu lassen.
    »So könnte man sagen«, antwortete der Detektiv sachlich. »Rieder hat da etwas entwickelt, das sich mit herkömmlichen Mitteln im Blut nicht nachweisen lässt. Angeblich sollte dies bei der Tour de France getestet werden.«
    »Ach«, staunte der Kommissar. »Weiß man denn, mit welchem Erfolg?«
    »Ich hab das nicht genau verfolgt. Anscheinend aber sind trotzdem wieder welche aufgeflogen, oder?«
    Häberle wollte nicht darauf eingehen. »Und die Chinesen haben Interesse gezeigt?«
    »Man darf das nicht verallgemeinern«, wehrte Hocke ab. »Es gab eine starke Gruppierung in Peking, die mit Rieder Kontakt hielt und die offenbar bereit war,
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