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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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sehen, ob dort irgendetwas oder irgendjemand die Neugier der Frau geweckt hatte.
    Es war kein Mensch auf der Straße und niemand in den Fenstern zu sehen.
    Malin tat, als würde sie den Autoschlüssel aus ihrer Jackentasche fischen, musterte dabei jedoch die Frau im Außenspiegel. Sie trug eine Jeans und eine kurze olivgrüne Jacke und wurde teilweise von einem weiß lackierten, aber schmutzgrauen Auto verdeckt. Das helle Haar schimmerte in der Sonne rötlich. Sie stierte unbeirrt in Malins Richtung. Lange stand Malin da und beobachtete sie im Spiegel. Die Frau rührte sich nicht.
    Malin drehte sich um, sah der Blondine direkt ins Gesicht und ging ruhig und bestimmt auf sie zu. Nach fünf oder sechs Schritten reagierte die Frau. Malin merkte, dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, war aber zu weit entfernt, um ihn deuten zu können.
    Als Malin ihr noch ein Stückchen näher gekommen war, nah genug, um erkennen zu können, dass die Frau in ihrem Alter war, drehte sich die plötzlich um, eilte zum Parkplatz und stieg schnell in ihr Auto. Im nächsten Augenblick sprang der Motor an, und der Wagen fuhr los. Malin konnte nur zusehen, wie er verschwand. Die Frau hinter dem Steuer war nicht mehr als eine dunkle Silhouette.
    Obwohl sie in der Sonne stand, begann Malin zu frieren, und ihr Gesichtsfeld verengte sich wie in einem Tunnel. Sie schloss die Augen und spürte, wie sich ihr die Härchen auf den Armen aufstellten. Auf der Zunge hatte sie einen metallischen Geschmack. Sie würde doch nicht in Ohnmacht fallen?
    Sie atmete einige Male tief durch.
    In Fårösund hatte eine Person gestanden und sie angestarrt. Na und? Vielleicht waren die Leute neugierig, wer da zugezogen war? Oder es handelte sich um eine Blogleserin? Möglicherweise war sie ein Fan?
    Nein, dachte Malin, als sie wieder im Auto saß und die Tür zugemacht hatte. Wer war das? Sie hatte die Frau noch nie gesehen. Es konnte keine Mutter von einem Kind aus der Schule sein. Dort gab es keine Neuen, die sie noch nicht kannte. Und warum die hastige Flucht? Das neugierige Glotzen ließ sich vielleicht erklären, aber es war eindeutig ein seltsames Verhalten, die Beine in die Hand zu nehmen, wenn diejenige, die man angestarrt hatte, auf einen zuging.
    Sie hätte sich die Autonummer notieren sollen, doch ihr war nicht einmal der Gedanke gekommen, einen Blick darauf zu werfen.
24. August
Ich war in deinem Haus. Das war ein gutes Gefühl. Als ob ich selbst dort wohnen würde. Ich habe mich auf die Sessel gefläzt, den Fernseher eingeschaltet, den Kühlschrank aufgemacht und in eurem Bett geschlafen. Habe mir all eure Sachen angesehen. Wie das Kind in dem Märchen von Goldlöckchen und den drei Bären.
Ich kann mich kaum erinnern, was ich gemacht habe. Die Tage vergingen. Nach draußen traute ich mich nicht. Ich dachte, da könnte mich jemand sehen und fremde Blicke würden mich durchbohren. Mich entlarven. Verachten würden sie mich. Weil ich mir einen Kopf mache. Das soll man nicht. Man soll sich keinen Kopf machen. Egal, was die Leute einem antun. Man soll nur nach vorn gucken. Get a life, sozusagen.
Doch so bin ich nicht. Manchmal wünschte ich, ich wäre es. Wie leicht dann alles wäre. Oder nicht? Wie ist es, so zu leben? Läuft man nicht am Ende schwer verwundet durch die Gegend und lacht dabei wie ein Aussätziger, der nicht merkt, wenn er irgendwo anstößt?
Sinnlos, darüber nachzudenken. So könnte ich ohnehin nie sein. Man ist, wie man ist. Und ich bin eine, die nie vergisst. Meine Wunden heilen langsam. Sie schmerzen. Sie quälen mich. Sie haben mich hergeführt – zu dir. Nein, das stimmt nicht. Du hast mich hergelockt. Du.

6
     
    Fredrik griff nach dem Schlüssel des Autos, das er reserviert hatte, und schrieb seinen Namen auf das Whiteboard. Er und Sara waren auf dem Weg zur Garage. Nach fünf Jahren in dem umgebauten Haus hatten Flure und Einrichtung, zumindest in Fredriks Augen, eine ansprechende Patina angesetzt. Man hatte nicht mehr das Gefühl, in einem Möbelhaus zu arbeiten.
    Nimm Sara mit, hatte Göran gesagt. Fredrik hatte die Befragung der eventuell bedrohten Familie auf der Insel Fårö nicht unbedingt als Aufgabe für zwei Personen betrachtet. Er hatte zwar nichts dagegen, mit Sara dorthin zu fahren, ganz im Gegenteil, aber er hatte stark das Gefühl, dass Göran sie mitschickte, damit sie ihn bei den Ermittlungen im Auge behielt.
    Sie fanden das Auto ganz hinten in der staubigen Garage und stiegen ein.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich
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