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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sich beruhen.
    »Nee, hier war gestern niemand mehr.
Jedenfalls habe ich nichts gehört. Der Hund hat zwar ein paar Mal angeschlagen,
aber ich kann ja nicht bei jedem Laut, den er von sich gibt, hinausrennen«, entschuldigte
sie sich, keinerlei brauchbare Informationen für die Polizei zu haben.
    »Aber meinst du tatsächlich, das
war der Holger, den Sie da gefunden haben? Ich meine, was soll der denn gewollt
haben?«, fragte sie gleich darauf, aufgrund Haies Bemerkung neugierig nach.
    »Momentan können wir noch nicht
einmal genau sagen, ob es sich bei dem Opfer um einen Mann oder eine Frau handelt«,
beendete Thamsen die Spekulationen. »Da müssen wir nun erst einmal die Ergebnisse
aus der Gerichtsmedizin abwarten.«
    »So schlimm?«, fragte Haie zögernd.
    »Schlimmer.«
    »Dann wird es wohl eine Weile dauern,
bis man weiß, wer dort in den Flammen umgekommen ist«, vermutete Tom.
    Thamsen nickte. Das Bild der verkohlten
Leiche blitzte für einen kurzen Moment in seinen Erinnerungen auf. Der Körper war
derart entstellt gewesen. Unmöglich, ohne fachmännische Hilfe festzustellen, wer
in der Schule ums Leben gekommen war. Rein theoretisch hätte das jeder sein können.
Sogar der Brandstifter selbst.

4.
     
    »Wo ist sie? Ich will sie sehen!«
    Dirk Thamsen runzelte die Stirn
und erhob sich von seinem Schreibtisch.
    Wer schreit denn hier so durch den
Flur, wunderte er sich. Und streckte seinen Kopf zur Tür hinaus.
    Am Ende des Gangs stand ein korpulenter
älterer Mann mit hochrotem Kopf.
    »Sind Sie hier verantwortlich?«,
rief er, als er den Kommissar sah.
    »Kommt drauf an«, antwortete Dirk
Thamsen. »Kommen Sie doch einfach ein wenig näher, dann brauchen Sie auch nicht
so zu schreien, während wir uns unterhalten.«
    Der Mann folgte sofort seiner Aufforderung
und stapfte mit energischen Schritten auf ihn zu.
    »Meine Tochter ist seit zwei Nächten
nicht nach Hause gekommen.« Seine Lautstärke hatte sich zwar etwas gelegt, aber
in die Stimme hatte sich nun ein vorwurfsvoller Unterton gemischt, so als mache
er Thamsen für diese Tatsache persönlich verantwortlich.
    »Kommen Sie«, forderte Thamsen den
Mann auf. »Mein Kollege nimmt eine Vermisstenanzeige auf.«
    Er eilte in den Nebenraum, der ältere
Herr folgte ihm.
    »Gunther, kannst du mal eben eine
Anzeige wegen einer vermissten Frau aufnehmen? Ist dringend.«
    Sein Kollege verstand sofort, denn
eigentlich gehörte es nicht zu seinem Tätigkeitsbereich, Vermisstenmeldungen aufzunehmen.
Aber Thamsen benötigte Zeit. Und zwar allein.
    »Ja, dann nehmen Sie mal Platz«,
bat der Polizist daher den Mann und nickte Thamsen leicht zu.
     
    Auf seinem Schreibtisch lag der Bericht. Er wollte
ihn erst lesen, bevor er weitere Schritte wegen der vermissten Frau einleitete.
Die Dauer ihres Verschwindens passte zwar zu dem Brand, aber noch wusste er nicht,
ob die gefundene Leiche männlich oder weiblich war. Das stand alles in dem Bericht
aus Kiel, den sein Kollege ihm gerade vor wenigen Minuten auf den Schreibtisch gelegt
hatte.
    Er überflog die ersten Seiten, bis
er schließlich auf die Obduktionsergebnisse stieß. Mit zitterndem Zeigefinger unterstrich
er beim Lesen die Sätze, um die Zeile nicht zu verlieren.
    Den Untersuchungen des Gerichtsmediziners
zufolge handelte es sich bei der Leiche um eine junge Frau, circa 20 bis 25 Jahre
alt.
    Das passt, dachte Thamsen und las
weiter. In der Lunge des Opfers befanden sich keinerlei Russpartikel. Sie hatte
also nicht mehr geatmet, als das Feuer ausbrach und war daher nicht, wie sie bisher
vermutet hatten, durch die Flammen ums Leben gekommen, sondern bereits tot gewesen,
als ihr Körper verbrannte.
     
    Eigentlich unterschied sich dieser Montagmorgen für Haie nicht wirklich
von einem anderen. Er stand früh auf, frühstückte, holte sein Fahrrad aus dem Schuppen
und radelte zur Schule.
    Der Direktor
hatte am gestrigen Abend angerufen und eine Besprechung für den heutigen Vormittag
angekündigt. Man müsse schließlich klären, wie es weitergehen solle nach dem Brand.
    Als er in den
Schulweg einbog, musste er kräftig in die Pedale treten. Der Wind kam nun von vorne
und wie so oft in Nordfriesland blies er kräftig. Doch das störte ihn nicht. Haie
war bereits seit etlichen Jahren als Hausmeister an der Grundschule tätig und hatte
diesen Weg schon hunderte Male zurückgelegt.
    Seit 1938 wurde
an der Herrenkoogstraße unterrichtet. Bis 1967 befand sich gleichfalls die Hauptschule
des Dorfes in dem Gebäude, die
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