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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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worden war, hatte auch
er sich von der Brandwache verabschiedet und war nach Hause gefahren. Es war zu
spät, oder besser gesagt zu früh gewesen, um sich noch einmal ins Bett zu legen.
Er hätte sowieso nicht schlafen können. Das Bild des verkohlten Körpers hatte sich
derart in sein Gedächtnis gefressen und tauchte ständig vor seinem inneren Auge
auf.
    »Da können wir nicht viel zu sagen.
Das soll sich besser der Gerichtsmediziner ansehen«, hatte sein Kollege von der
Spurensicherung gesagt, als er die Leiche gesehen hatte. Daher wussten sie immer
noch nichts Genaueres über den oder die Tote und das würde sich auch in den nächsten
Stunden nicht ändern. Trotzdem würde er später noch einmal zur Schule fahren müssen,
um sich den Tatort bei Tageslicht anzusehen.
    »Papa?«
    Er hatte Anne
nicht kommen hören und zuckte erschrocken zusammen. Die Kleine stand noch im Nachthemd
in der Küchentür und rieb sich die Augen.
    Er stand auf, nahm sie in den Arm
und gab ihr einen Kuss. Sie duftete gut nach frischer Bettwäsche und er musste der
Versuchung widerstehen, sich mit ihr in das noch warme Bett zu kuscheln.
    »Guten Morgen, mein Engel.«
    Anne wurde schnell munter. Sie setzte
sich an den Tisch und verlangte sofort nach einem Nutellatoast. Genüsslich vertilgte
sie ihr Frühstück, was sie allerdings nicht davon abhielt, nebenbei wie ein Wasserfall
zu reden.
    »Und heute bei unserem Ausflug will
ich meinen neuen Rock anziehen«, bestimmte sie. »Den, wo Oma mir den Nis Puk drauf
genäht hat.«
    Sofort überkam Thamsen sein schlechtes
Gewissen. Er hatte den Kindern versprochen, heute zusammen mit ihnen etwas zu unternehmen.
In den letzten Wochen hatte er aufgrund der Brände und der entsprechenden Ermittlungen
kaum Zeit für die beiden gehabt und bereits mehrere Male den Ausflug verschieben
müssen. Und auch heute würde er sein Versprechen kaum einhalten können. Es war halt
nicht einfach, als alleinerziehender Vater Familie, Job und Haushalt unter einen
Hut zu bringen. Besonders in seinem Fall nicht.
    Seit der Scheidung lebten die Kinder
bei ihm. Er hatte auch das alleinige Sorgerecht zugesprochen bekommen, da seine
Exfrau alkoholabhängig war. Zwar hatte sie einen Entzug gemacht und war mittlerweile
trocken, trotzdem wollte er nicht, dass die Kinder zu viel Zeit mit ihr verbrachten.
    »Ich rufe mal Oma an, und frage,
ob ihr zum Mittagessen zu ihr kommen könnt.«
    »Nicht schon wieder zu Oma und Opa.«
    Timo, Annes großer Bruder, stand
im Türrahmen und rollte mit den Augen. »Da ist es total langweilig. Außerdem ist
Opa dann wieder genervt.«
    Thamsen konnte sich als Elfjähriger
gewiss auch etwas Spannenderes vorstellen, als bei Oma und Opa auf dem Sofa zu sitzen.
Und mit der zweiten Feststellung hatte sein Sohn leider ebenfalls recht. Hans Thamsen
sah es nun einmal nicht gern, wenn Dirk die Enkelkinder bei ihnen ablud. Generell
hatten er und sein Vater ein eher schlechtes Verhältnis, wenn man überhaupt von
einem Verhältnis sprechen konnte. Er hatte schon oft versucht herauszufinden, woran
es eigentlich lag, dass er und sein Vater nicht miteinander auskamen. Bisher war
es ihm jedoch nicht gelungen, den Grund dafür in Erfahrung zu bringen.
    Trotzdem blieb ihm heute keine andere
Wahl, als seine Eltern anzurufen und sie zu bitten, sich um die Kinder zu kümmern.
    »Ich hole die beiden so schnell
es geht wieder ab«, versprach er seiner Mutter, als er Timo und Anne an der Haustür
ablieferte und sich anschließend eilig aus dem Staub machte. Auf die Vorwürfe seines
Vaters konnte er heute gut verzichten.
    Das Wetter zeigte sich an diesem
Sonntag von seiner besten Seite. Nur ein paar kleine Kumuluswolken trieben träge
am sonst strahlend blauen Himmel und Thamsen konnte sich weiß Gott etwas Schöneres
vorstellen, als in einem Fall von Brandstiftung zu ermitteln.
    Aber die Polizei
stand enorm unter Druck. Vierzehn Brände und noch nicht einmal der Hauch einer Spur.
Die Presse hatte über diesen Tatbestand bereits eingehend in ihren letzten Nachrichten
berichtet. Das hatte seinem Chef natürlich gar nicht gefallen. Und auch letzte Nacht
hatte er ihm mehr als deutlich gesagt, dass er schleunigst Ergebnisse erwartete.
Aber was sollte Thamsen machen? Der Kerl hinterließ anscheinend noch nicht einmal
einen Fußabdruck. Nichts. Gar nichts. Und wenn nicht einmal der Profiler etwas über
die Persönlichkeit des Brandstifters, außer dass dieser wahrscheinlich männlich
und zwischen 25-50 Jahre alt war, sagen
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