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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd
Autoren: Jules Verne
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zu fürchten.
     

    »Ja, das ist Zermah!« rief er. (S. 13.)
     
    Was James Burbank und seine Freunde über den Krieg dachten, entsprach völlig der Wahrheit. Die föderalistische Regierung rüstete eine Expedition aus mit der Absicht, sich Florida zu unterwerfen. Es handelte sich dabei weniger darum, sich des Staates zu bemächtigen oder ihn militärisch zu besetzen, sondern nur darum, alle Ausgänge den Contrebandisten zu verschließen, welche unablässig die Blockade zu brechen suchten, sowohl um einheimische Erzeugnisse auszuführen, als auch um Waffen und Schießbedarf hineinzuschmuggeln.
    Der »Shannon« wagte jetzt schon gar nicht mehr, die südlichen Küstenstriche von Georgia, die sich in der Gewalt der Generale des Nordens befanden, anzulaufen. Er ging aus Vorsicht nicht weiter, als bis zur Grenze, ein wenig oberhalb der Mündung des Saint-John, bis zu dem etwa so hoch wie der nördliche Theil der Insel Amelia gelegenen Hafen von Fernandina, von dem die Eisenbahn von Cedar-Kays ausgeht, welche die Halbinsel Florida in schräger Richtung durchschneidet und im Golf von Mexico mündet. Weiter nördlich als die Insel Amelia und der Rio Saint-Mary wäre der »Shannon« Gefahr gelaufen, von föderalistischen Schiffen abgefangen zu werden, welche unablässig diesen Theil der Küste überwachten.
    Hieraus ergibt sich schon, daß die Passagiere des Dampfers in der Hauptsache aus Floridiern bestanden, deren Geschäfte sie nicht weiter als bis zu den Grenzen des Landes zu gehen nöthigten. Alle wohnten in den, an den Ufern des Saint-John und seiner Nebenflüsse erbauten Städten, Flecken und Weilern, die meisten von ihnen entweder in Saint-Augustine oder in Jacksonville.
     

    Das Skiff drehte neben dem Dampfer bei. (S. 19.)
     
    An derartigen Stationen konnten sie entweder über die Landungsbrücke, welche ein Stück ins Wasser herausragte, oder unter Benützung hölzerner Verpfählungen, sogenannter »Piers«, aussteigen, welche nach englischer Methode angelegt waren und Jene von der Benützung besonderer Boote befreiten.
    Einer der Passagiere des Dampfers indeß wollte diesen mitten im Strom verlassen. Er beabsichtigte ohne das Anlegen des »Shannon« an einem regelmäßigen Landungsplatz abzuwarten, an einer Stelle des Stromes auszusteigen, wo weder ein Dorf, noch ein einzelnes Haus, ja nicht einmal eine Jäger-oder Fischerhütte zu erblicken war.
    Dieser Passagier war Texar.
    Gegen sechs Uhr Abends ließ der »Shannon« drei laute Pfiffe hören. Seine Maschine wurde fast augenblicklich gestoppt und er glitt nur mit der Strömung weiter, die an dieser Stelle des Flusses eine sehr schwache ist. Er befand sich jetzt gegenüber der schwarzen Bucht.
    Diese Bucht bildet eine tiefe, in das linke Uferland hineinragende Aushöhlung, in deren Hintergrunde ein kleinerer namenloser Rio sich ergießt, welcher am Fuße des Fort Heilmann, hart an der Grenze der Grafschaften Putnam und Duval, vorüberfließt. Seine schmale Quelle verschwindet fast ganz unter einem Gewölbe von üppigem Gezweig, dessen Blätterwerk sich wie der Einschlag eines sehr dichten Gewebes mit jenem vermengt. Diese düstere Lagune ist sozusagen den Leuten im Lande so gut wie unbekannt. Niemand noch hat es versucht, in dieselbe einzudringen, und Niemand wußte, daß sie jenem Texar zum Aufenthaltsorte diente. Die Erklärung hiervon liegt darin, daß das Ufer des Saint-John an der Oeffnung der schwarzen Bucht nirgends eine Unterbrechung zu erleiden scheint. Jetzt, wo die Nacht ziemlich schnell herabsank, mußte ein Fährmann sehr bekannt mit der Oertlichkeit sein, um sich mit einem Boote in diese tiefschattige Bucht zu wagen.
    Auf die ersten durchdringenden Töne der Dampfpfeife des »Shannon« hatte sofort ein dreimal wiederholter Ruf geantwortet.
    Der Schein eines Feuers, das zwischen hohem Gestrüpp am Ufer leuchtete, setzte sich darauf in Bewegung, als Zeichen, daß ein Boot an den Dampfer anlegen wollte.
    Es war das ein Skiff, ein kleines Boot aus Baumrinde, das ein einziges Doppelruder zu steuern und fortzutreiben genügte. Bald befand sich das Skiff nur noch eine halbe Kabellänge vom »Shannon«.
    Texar begab sich nach dem äußersten Theile des Vorderdecks und rief, mit seinen Händen eine Art Sprachrohr bildend:
    »Aoh!
    – Aoh! ertönte es als Antwort.
    – Bist Du es, Squambo?
    – Ja, Herr!
    – Lege an!«
    Das Skiff drehte neben dem Dampfer bei. Beim Schein einer am Ende seines Vorderstevens angebrachten Fackel konnte man den Mann erkennen,
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