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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd
Autoren: Jules Verne
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sich an den Mündungen des Saint-John erhebenden Leuchtthurmes erbaut ist, während Andere sich nach der Insel Talbot, seeseits an der Mündung des gleichnamigen engen Fahrwassers, und die Letzten sich endlich nach dem Hafenort Fernandina begeben wollten. Die Räder des »Shannon« peitschten also aufs Neue die Fluthen des Stromes, dessen Barre das Schiff ohne Unfall passiren konnte. Eine Stunde später war es hinter der Ausbiegung der Trent-Bucht verschwunden, wo der Saint-John seine Gewässer schon mit den langen Wogen des Oceans vermischt.
Zweites Capitel.
Camdleß-Bay.
    Camdleß-Bay, so lautete der Name der Pflanzung, welche James Burbank gehörte. Hier wohnte der reiche Colonist mit seiner ganzen Familie. Der Name Camdleß rührte von einer der Buchten des Saint-John her, die sich ein wenig stromaufwärts von Jacksonville und am entgegengesetzten Ufer des Flusses öffnet. In Folge ihrer nahen Lage ward der Verkehr mit dieser Stadt Floridas sehr erleichtert. Ein gutes Boot brauchte bei Nord-oder Südwind, wenn es zum Hinwege die Ebbe und zum Rückwege die Fluth benützte, nicht mehr als eine Stunde, um die drei Meilen zurückzulegen, welche Camdleß-Bay von dem Hauptorte der Grafschaft Duval trennten.
    James Burbank nannte eine der schönsten Besitzungen des Landes sein. Reich von Geburt und durch seine weitere Familie, gehörten zu seinem Vermögen auch noch ausgedehnte Ländereien im Staate New-Jersey, der an den Staat New-York grenzt.
    Diese Niederlassung am rechten Ufer des Saint-John war sehr glücklich gewählt, um daselbst eine Pflanzung von sehr beträchtlichem Werthe zu gründen. Zu den schon von Natur glücklichen Unterlagen hatte die Menschenhand kaum etwas hinzuzufügen. Der Grund und Boden eignete sich von selbst zur erfolgreichen Ausnützung in größtem Maßstabe. So zeigte auch die Pflanzung von Camdleß-Bay unter der Leitung eines intelligenten, thätigen Mannes im kräftigsten Alter, den neben zahlreichem geübten Personal auch reiche Capitalien unterstützten, das Bild des vollkommensten, blühendsten Gedeihens.
    Bei einem Umfange von zwölf (englischen) Meilen umfaßte die Besitzung einen Flächeninhalt von viertausend Acres (= etwa dreitausend Hektar). Wohl gab es deren noch größere in den Südstaaten der Union, gewiß aber nirgends besser eingerichtete und verwaltete Besitzungen. Wohngebäude, Häuser für das Dienstpersonal, Schuppen, Ställe, Wohnstätten für die Sclaven, Wirthschaftsgebäude, Scheuern zur Aufspeicherung der Bodenerzeugnisse, Tennen zu deren weiterer Bearbeitung, Ateliers und Werkstätten, Schienenwege, welche von der Grenzlinie der Pflanzung nach einem kleinen Einschiffungshafen zusammenliefen, Straßen, Wege u. s. w. – Alles war mit Rücksicht auf die praktischen Bedürfnisse bestens vorgesehen und in Stand gehalten. Daß es ein Amerikaner aus dem Norden gewesen, der alle diese Anordnungen entworfen, überwacht und ausgeführt hatte, erkannte man auf den ersten Blick. Nur die Niederlassungen ersten Ranges in Virginia und vielleicht in Nord-und Südcarolina hätten der Besitzung von Camdleß-Bay an die Seite gestellt werden können. Der Grund und Boden der Pflanzung enthielt übrigens Highs-hummoks, das ist hochgelegenes Land, welches sich von Natur zum Anbau von Getreidearten eignet; ferner »Low-hummoks«, das sind Niederungen, in denen der Kaffee-und Cacaobaum vorzüglich gedeiht, und endlich »Marshs«, das sind eine Art sumpfiger Ebenen, auf denen mit Vortheil Reis und Zuckerrohr gezogen wird.
    Bekanntlich gehört die Baumwolle von Georgia und Florida zu den geschätztesten Sorten auf den Märkten Europas und Amerikas, ein Vorzug, den sie der Länge und der Feinheit ihrer Fasern verdankt. Die Baumwollfelder mit ihren in regelmäßig verlaufenden Linien gepflanzten Stäben, ihren zartgrünen Blättern und den gelben Blüten, die an das Blaßgelb mancher Malven erinnern, bildeten auch eine der bedeutendsten Einkunftsquellen der Besitzung. Zur Zeit der Ernte bedeckten sich diese, je einen bis anderthalb Acre (etwa vierzig bis sechzig Ar) enthaltenden Feldabtheilungen mit Hütten, in welchen dann mit Weib und Kind die Sclaven Unterkunft fanden, die mit dem Abschneiden der Samenkapseln und dem Ausziehen der Baumwolle (sammt den Kernen) aus den Hülsen, beschäftigt sind – übrigens eine ziemlich schwierige Arbeit, da die sich leicht zerbröckelnden Hülsen unversehrt bleiben müssen, weil sie sonst von den seinen Fasern kaum wieder zu entfernen sind. Die an der
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