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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd
Autoren: Jules Verne
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Sclaverei aufzuspielen wagt.«
    Zermah gab keine Antwort. Als der Eingang zur Treppenkappe frei war, begab sie sich nach dem großen Salon des »Shannon« hinunter, scheinbar ohne diesem Zwischenfall die geringste Beachtung zu schenken.
    Texar selbst wandte sich nach dem Vordertheile des Schiffes. Nachdem er sich dort, ohne sich weiter um die Genossen, die ihm gefolgt waren, zu bekümmern, eine Cigarre angezündet, schien er mit einer gewissen Aufmerksamkeit das linke Ufer des Saint-John nahe der Grenze der Grafschaft Putnam ins Auge zu fassen.
    Indessen drehte sich das Gespräch auf dem Hinterdeck des »Shannon« ebenfalls um die kriegerischen Ereignisse. Nachdem Zermah sich entfernt, war James Burbank mit zwei Freunden, die ihn nach Saint-Augustine begleitet hatten, allein zurückgeblieben; der Eine war sein Schwager, Mr. Edward Carrol, der Andere ein Floridier, Mr. Walter Stannard, der in Jacksonville wohnte.
    Auch diese drei Männer sprachen mit einer gewissen Erregtheit von dem blutigen Kampfe, dessen endlicher Ausgang eine Lebensfrage für die Vereinigten Staaten bildete. Wir werden aber erkennen, daß James Burbank bezüglich dieser hochwichtigen Angelegenheit ganz andere Anschauungen hegte als jener Texar.
    »Es verlangt mich dringend, sagte er, nach Camdleß-Bay zurückzukehren. Wir sind seit zwei Tagen abwesend; vielleicht sind inzwischen neue Nachrichten vom Kriege eingetroffen; vielleicht auch sind Dupont und Sherman schon im Besitz des Port-Royal und der Inseln von SüdCarolina.
    – Jedenfalls kann das nicht lange auf sich warten lassen, antwortete Edward Carrol, und es sollte mich sehr wundern, wenn der Präsident Lincoln den Feldzug nicht noch bis nach Florida selbst ausdehnte.
    – Das könnte er gar nicht zeitig genug thun! meinte James Burbank; wahrhaftig, es ist höchste Zeit, den Willen der Union allen diesen Südstaatlern von Georgia und Florida, die sich für weit genug vom Schusse glauben, um jemals erreicht zu werden, wieder aufzunöthigen. Ihr seht ja, bis zu welchem Grade von Frechheit solche Zustände heimatlose Landstreicher wie jenen Texar verleiten können. Er pocht auf die Unterstützung der Sclavenhalter des Landes und reizt sie auf gegen uns Leute aus dem Norden, deren Lage sich von Tag zu Tag schwieriger gestaltet und die wohl alle Rückschläge des Kampfes empfinden müssen.
    – Du hast Recht, James, erwiderte Edward Carrol. Es ist höchst nothwendig, daß Florida wieder unter die Gewalt der Regierung von Washington kommt. Ja, auch ich sehne mich danach, daß die föderalistische Armee hier Gesetz und Ordnung wieder herstellt, sonst werden wir noch gezwungen sein, unsere Pflanzungen ganz zu verlassen.
    – Das ist vielleicht nur eine Frage weniger Tage, lieber Burbank, murmelte Walter Stannard. Als ich vorgestern Jacksonville verließ, herrschte schon eine allgemeine Beunruhigung wegen der dem Commodore Dupont zugeschriebenen Absicht, die Einfahrt in den Saint-John zu erzwingen, und das gab einen passenden Vorwand, Diejenigen zu bedrohen, welche nicht wie die Parteigänger der Sclaverei denken. Ich fürchte sehr, daß in allernächster Zeit ein Straßenaufruhr die südstaatlichen Behörden zu Gunsten von Leuten der schlimmsten Sorte stürzen dürfte.
    – Das nimmt mich nicht wunder, antwortete James Burbank. Auch bei etwaiger Annäherung der föderalistischen Armee werden uns noch genug schwere Tage bevorstehen. Doch es ist eben unmöglich, das zu vermeiden.
    – Was sollten wir übrigens auch thun? fragte Walter Stannard. Selbst wenn sich in Jacksonville und vielleicht an einzelnen Punkten in Florida da und dort muthige und tüchtige Colonisten finden, welche bezüglich der Frage der Sclaverei ebenso denken wie wir, so sind diese doch bei weitem nicht zahlreich genug, um sich etwaigen Uebergriffen der Secessionisten zu widersetzen. Wir können, was unsere Sicherheit angeht, nur auf das Eintreffen der Föderalisten rechnen, und wenn deren Einmarsch einmal beschlossene Sache ist, so wäre nur zu wünschen, daß er so schnell wie möglich erfolge.
    – Ja… wenn sie nur bald kämen, rief James Burbank, uns aus der Gewalt jener schändlichen Buben zu erlösen!«
    Es wird sich bald zeigen, ob die Männer aus dem Norden, welche Familien-oder Vermögensrücksichten nöthigten, sich, um überhaupt unter einer der Sclaverei günstigen Bevölkerung leben zu können, den landesüblichen Gewohnheiten anzubequemen, Recht hatten, eine solche Sprache zu führen und nicht Ursache hatten, Alles
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