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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Eine Frage der Liebe
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dunkelgrau und
nachdenklich, darin geübt, jegliche Gefühle zu verbergen. Dann war da noch
seine Beurteilung, überlegte Dodson weiter. Er war vielleicht nicht der
brillante Cop, der sein Vater gewesen war, aber er war gewissenhaft. Und, Gott
sei Dank, weniger impulsiv. Nach seinen Jahren bei der Truppe, die drei Letzten
im Morddezernat, konnte man ihn zweifellos als Profi bezeichnen. Andererseits,
wenn ein verdeckter Ermittler mit Zweiunddreißig noch kein Profi war, dann war
er ein toter Mann. Slade stand in dem Ruf, abgebrüht zu sein, vielleicht ein
wenig zu abgebrüht, aber seine Verhaftungen waren sauber. Dodson konnte keinen
Mann gebrauchen, der Ärger suchte, sondern einen, der genau wusste, was zu tun
ist, wenn er auf Schwierigkeiten traf.
    »Slade ...«
Er erlaubte sich ein kleines Lächeln. »So nennt man Sie doch, oder?«
    »Ja, Sir.«
Die Vertraulichkeit war ihm unangenehm; das Lächeln machte ihn misstrauisch.
    »Ich bin
sicher, Sie haben von Justice Lawrence Winslow gehört.«
    Der Name
erregte seine Neugier und er ging rasch seine mentale
Datenbank durch. »Stand dem New Yorker Berufungsgericht vor, ehe er vor
ungefähr fünfzehn Jahren zum Vorsitzenden Richter des Schwurgerichts von
Connecticut gewählt wurde. Starb vor vier oder fünf Jahren an einem Herzinfarkt.«
    Nur Fakten
und Zahlen, dachte Dodson bei sich. Der Bursche verschwendete keine Worte. »Er
war außerdem ein verdammt guter Jurist, ein Richter, der das eigentliche Wesen
der Rechtsprechung begriffen hatte. Ein guter Mann. Seine Frau hat vor zwei
Jahren wieder geheiratet und lebt jetzt in Südfrankreich.«
    Na und?,
dachte Slade ungehalten, als Dodson nachdenklich über seine Schulter hinweg
ins Leere starrte.
    »Seine
Tochter, Jessica, ist mein Patenkind.« Na und?, schoss es Slade abermals durch
den Kopf, als Dodson den Blick wieder auf ihn richtete. »Sie lebt im Haus der
Familie in der Nähe von Westpoint. Wunderschönes Anwesen – nur einen Steinwurf
vom Strand entfernt. Absolut ruhig und friedlich.« Er trommelte mit den
Fingerspitzen auf die Schreibtischkante. »Ich könnte mir vorstellen, dass das
der ideale Platz für einen Schriftsteller wäre.«
    Slade
beschlich eine unangenehme Vorahnung, die er rasch verdrängte. »Möglich.«
Wollte sich der Alte als Kuppler betätigen?, dachte Slade und musste beinahe
laut lachen. Nein, das war zu lächerlich.
    »In den
letzten neun Monaten hat sich in ganz Europa eine Flut von Diebstählen
ereignet.«
    Der abrupte
Themenwechsel verblüffte Slade so sehr, dass ihm die Überraschung deutlich im
Gesicht geschrieben stand. Doch er brachte seine Züge sofort wieder unter
Kontrolle, hob eine Braue und schwieg.
    »Schwere
Diebstähle«, fuhr Dodson fort. »Überwiegend aus Museen – Edelsteine, Münzen,
Briefmarken. Frankreich, England, Spanien und Italien sind die am meisten
betroffenen Länder. Nachforschungen der verantwortlichen Stellen legen die
Vermutung nahe, dass die gestohlenen Gegenstände in die Staaten geschmuggelt
worden sind.«
    »Schmuggel
fällt in das Ressort des FBI «, gab Slade knapp zurück. Und hat, dachte er bei
sich, nichts mit einem Detective des Morddezernats zu tun – oder mit der
verwöhnten Tochter irgendeines Richters. Diesem Gedanken folgte sogleich ein
weiterer, sehr unangenehmer, den Slade geflissentlich ignorierte.
    »Schmuggel
fällt in das Ressort des FBI «, wiederholte Dodson eine Spur zu liebenswürdig
für Slades Geschmack. Er legte die Hände aneinander und beobachtete den jüngeren
Mann über die Kuppen seiner gepflegten Finger hinweg. »Ich habe gute Kontakte
zum FBI . Und aufgrund der ... delikaten Natur dieses Falles, hat man mich um
meine Mithilfe gebeten.« Er unterbrach sich kurz, um Slade Gelegenheit zu
geben, einen Einwurf vorzubringen, der nicht kam, und fuhr dann fort. »Einige
Spuren der Ermittlungen weisen auf einen kleinen, renommierten Antiquitätenladen
hin. Das FBI weiß, dass es dort einen Mittelsmann gibt. Meinen Informationen
zufolge haben sie die mutmaßlichen Zwischenlager auf einige wenige
eingeschränkt, und dieser Laden ist eines davon. Und man geht davon aus, dass
einer der Mitarbeiter an den Transaktionen beteiligt ist.« Er machte eine
Pause, um den Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch zurecht zu rücken. »Das FBI will einen Profi auf die Sache ansetzen und direkt in den Laden einschleusen,
damit ihnen der Boss der Organisation nicht noch einmal durch die Lappen geht.
Er ist sehr gerissen«, setzte Dodson nachdenklich
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