Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
noch etwas dazwischengekommen. Er hat mich vorgeschickt, damit ich ihn entschuldige.«
    »Rechtsanwälte.« Carlys lässiges Achselzucken stand in krassem Gegensatz zu ihrem enttäuschten Blick. »Wenigstens hat er diesmal daran gedacht, mir jemanden zu schicken, der mir Bescheid sagt.« Sie lächelte. »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen«, erwiderte Mike. Die Frau vor ihm war eine echte Überraschung.
    Als er seinen Bruder nach Carly gefragt hatte, hatte Peter mit einem geistesabwesenden: »Wir sind uns sehr ähnlich, und auch beruflich passt alles bestens zusammen« geantwortet. Für Mike war das gleichbedeutend gewesen mit: »Sie hat einen guten Charakter«, was für eine Frau nie eine tolle Empfehlung war. Danach hatte er ratsuchend das gerahmte Foto auf Peters Schreibtisch betrachtet. Doch die Schwarz-Weiß-Aufnahme wurde dieser Frau nicht gerecht.
    Sie war vielleicht keine klassische Schönheit, aber sie hatte definitiv das gewisse Etwas, das einen Mann zweimal hinschauen ließ. Eine schwer zu beschreibende Ausstrahlung, die er gern im Bild festgehalten hätte. Hellbraunes Haar mit goldenen Strähnen rahmte ihr Gesicht und fiel in weichen Wellen auf ihre Schultern. Die dünnen Ponyfransen reichten bis kurz unter die Augenbrauen – wenn sie nicht gerade mit einer Hand weggestrichen wurden. Mike unterdrückte den Drang, sie beiseitezuschieben, nur um herauszufinden, ob ihr Haar sich wirklich so weich anfühlte, wie es aussah. Ihre Lippen waren ein wenig zu voll, doch ein Hauch rosafarbener Gloss verlieh ihnen einen verlockenden Schimmer.
    Sein Bruder war ein verdammter Glückspilz. Nicht, dass Mike seine Freiheit jemals gegen die Zwänge einer Ehe eingetauscht hätte, aber er nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass Peter klar wurde, was für ein Glück er hatte.
    »Mike?«
    Überrascht zuckte er zusammen, als Carly ihm auf die Schulter tippte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Alles bestens.« Mike ließ die Schulter ein paarmal kreisen, um die verspannte Muskulatur zu lockern. Er fragte sich, ob die Wunde, die er sich kürzlich zugezogen hatte, wohl irgendwann abheilte, oder ob der Schmerz und die Narben ihn ständig an all das erinnern würden, was er hinter sich gelassen hatte und trotzdem eines Tages zu Ende bringen musste.
    »Ich habe dich gerade gefragt, wie viel Zeit uns noch bleibt.« Abwartend zog Carly eine Braue in die Höhe.
    »Ungefähr … « Mike schaute auf seine Armbanduhr. »Fünf bis zehn Minuten, je nachdem, ob Pete sich schnell loseisen kann oder nicht. Wenn er um Viertel nach noch nicht hier ist, sollen wir davon ausgehen, dass er nicht mehr kommt. Dann wird er dich anrufen, um einen neuen Termin auszumachen.« Mike grinste. »Seine Worte, nicht meine.«
    »Kein Problem. Das bin ich schon gewohnt.«
    Furchtbar verständnisvoll für eine Frau, die darauf gewartet hat, mit ihrem Bräutigam die Trauringe auszusuchen, überlegte Mike. »Offenbar ist Pete im Privatleben immer noch so wie im Beruf.«
    »Das kannst du ihm nicht vorwerfen.« Carlys Augen waren sehr schmal geworden und funkelten ärgerlich.
    Dass sie ihren Verlobten verteidigte, war bewundernswert, auch wenn sein Bruder es nicht verdient hatte, dachte Mike.
    »Die Arbeitszeiten von Rechtsanwälten lassen sich nicht genau planen, und ich habe Verständnis dafür.«
    »Ich auch.« Aber wenn sein ehrgeiziger, arbeitsbesessener Bruder seine Braut öfter wegen Schriftsätzen und meckernden Mandanten vernachlässigte, brauchte er dringend eine Auffrischung seiner Libido.
    »Er wollte doch kommen«, erklärte Carly.
    »Ich habe nie etwas anderes behauptet. Ich habe nur gesagt, dass er sich nicht verändert hat.«
    An Carlys Wange zuckte ein Muskel, dann gab sie sich geschlagen und lächelte. »Anscheinend kennst du deinen Bruder sehr gut.«
    »Das scheint dich zu überraschen.«
    »Es ist nur, dass er sich ständig Sorgen um dich macht, während du … « Sie verstummte. Eine leichte Röte färbte ihre Wangen und verlieh ihnen einen rosigen Schimmer.
    »Ihm selten ein Lebenszeichen gibst«, führte Mike den Satz für sie zu Ende. »Das liegt an meiner Umgebung. Die Orte, zu denen ich reise, müssen ohne den Luxus von Telefonzellen auskommen.«
    »Aber ihr zwei steht euch trotzdem sehr nahe.«
    »Wir sind Brüder.« Für Mike war damit alles gesagt. Er und Peter hatten außer einander niemanden auf der Welt, der sich um sie sorgte. Bis auf Carly. Sie war nun Peters Verlobte, und Mike musste endlich damit aufhören, sie anzustarren wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher