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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Bett mit weichen Kissen und frisch riechenden Laken und schlief sofort ein.

 
    philosophin @philosophin
    Du kannst sie nicht sehen, aber sie sind da, die Risse in der Zeit.
     
     
     
    Ich bin an vielen Orten aufgewacht. Meistens nicht an guten. Die Erfahrung hat mich gelehrt, die Augen geschlossen zu halten und mich schlafend zu stellen, bis mir meine Sinne die wichtigsten Daten übermittelt haben. Diese Strategie hat mir mehr als einmal den Arsch gerettet.
    Der Ort, an dem ich an jenem Tag aufwachte, war warm und weich und roch nach Vanille. Das bedeutete jedoch nicht, dass es ein guter Ort war. Auch das hatte ich gelernt. Noch bevor die Erinnerung zurückkam, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, ich solle auf mich aufpassen. Es war eine vertraute Stimme, aber ich konnte sie niemandem zuordnen, denn mein Kopf fühlte sich ziemlich benebelt an. Mitten in diesem Nebel pochte ein dumpfer Schmerz. Reglos lag ich da und horchte in die Stille. Wenn jemand im Raum war, würde er nicht merken, dass ich nicht mehr schlief. Smiley war der Einzige, der nie auf meinen Trick mit den geschlossenen Augen hereingefallen war.
    Smiley! Die warnende Stimme gehörte Smiley. Meine Sinne verwarfen diesen Gedanken gleich wieder. Ich konnte unmöglich bei Smiley sein. Bei ihm war es weder warm noch weich noch roch es nach Vanille. Dieser Ort war neu.
    Während ich mich zu erinnern versuchte, wie ich hierhergekommen war und warum ich hier war, atmete ich gleichmäßig weiter.
    Jakey-Daddy , sagte eine schrille Stimme. Sie aktivierte einen Vorschlaghammer, der gegen meine Schädeldecke schlug. Ich unterdrückte das Stöhnen, das sich in meine Kehle drängte. Die Schmerzen im Kopf waren real, bei der Stimme war ich nicht sicher. Mein Unterbewusstsein spielte mir manchmal Streiche und rief Stimmen aus einer inneren Mailbox ab, auch solche, die ich längst in der Vergessenheit zu entsorgen versucht hatte. Die Jakey-Daddy-Stimme kam jedoch nicht aus der Vergangenheit. Langsam tauchte ein Bild vor mir auf, erst undeutlich, dann immer schärfer. Lange Beine, pralle Titten und das Gesicht einer verwöhnten Göre.
    Und dann erinnerte ich mich. An die Jakey-Daddy-Tusse mit dem Namen eines Kerls. An Jake. Daran, wie er mich mit seinem Luxusschlitten abgeschossen hatte. An ein Badezimmer, größer als Smileys Hütte. Ich hatte keinen Vorschlaghammer im Kopf. Nur ein Loch, zugenäht von einem Doc, der nicht ganz sauber war. Was er danach mit mir gemacht hatte, wusste ich nicht, auf jeden Fall nichts Gutes, denn der Nebel um meinen Kopf lichtete sich nicht. Wahrscheinlich waren irgendwelche Medikamente daran schuld, die gleichen, die auch für das taube Gefühl in meinen Beinen verantwortlich waren.
    Mit immer noch geschlossenen Augen scannte ich den Raum nach Geräuschen ab. Außer meinem Atem hörte ich nichts. Ich stoppte ihn. Völlige Stille hüllte mich ein. Da war niemand. Ich war allein. In einem tiefen Zug sog ich Luft in meine Lungen und atmete sie langsam wieder aus. Dann öffnete ich die Augen.
    Draußen war es Nacht. Trotzdem war es nicht dunkel. Auf der anderen Seite der Glasfront leuchtete das Wasser eines Pools kaltblau im Schein der Beckenspots. Dort, wo das Licht auf das Sprungbrett traf, warf es lange Schatten. Sie krochen zu mir ins Zimmer und drängten mich zurück in eine andere Zeit. Ich wurde zum kleinen Jungen mit der Angst vor dem schwarzen Mann. Um mich bildete sich eine Kälteblase. Sie kam aus meinem Innern, drang durch meine Haut nach außen und füllte die Luft um mich herum. Mein Körper versteifte sich. Erst als ich mit dem Mittelfinger meiner rechten Hand über das weiche Lederband an meinem linken Handgelenk fuhr, immer und immer wieder, löste sich die Starre.
    Es gab Dinge, die man nicht ändern konnte. Es gab Dinge, die man vergessen musste. Der schwarze Mann war tot. Manchmal geisterte er noch durch meine Träume, aber nicht mehr oft. Dass er mir ausgerechnet jetzt einfiel, wäre für Smiley ein schlechtes Zeichen gewesen.
    Smiley glaubte an so was. In allem und jedem sah er Zeichen. Gute Zeichen, schlechte Zeichen. Ich nicht. Das Leben war, wie es war. Vielleicht konnte ich deshalb an Orten aufwachen, die ich nicht kannte, ohne in Todesangst zu verfallen. Solange ich aufwachte, lebte ich noch und hatte eine Chance, auch weiterhin am Leben zu bleiben. Denn welcher Idiot würde mich aufwachen lassen, wenn er mich doch im Schlaf viel einfacher kriegen konnte?
    Obwohl zwischen mir und dem Pool eine Glasfront und
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