Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
Mond. Bald würde Vollmond sein. Es war schon halb zwölf, sie beeilte sich. Erst, als sie den Waldrand erreichte, drückte sie den Dynamo herunter. Sie musste aufpassen, der Weg hatte zahlreiche Schlaglöcher und Furchen. Wind rauschte in den Bäumen. Am Wegrand lauerten bizarre Schatten. Krampfhaft starrte sie nach vorn, auf den zitternden Lichtkegel, den die Fahrradlampe auf den Weg warf. Ihr war nicht ganz wohl. Warum hatte Paul nicht den Waldparkplatz als Treffpunkt vorgeschlagen? Bestimmt war das wieder einer von seinen schrägen Einfällen. Mit dem Rad kam man fast bis zum Hochsitz, nur die letzten hundert Meter war der Pfad zu schmal und besser zu Fuß zu begehen. Sie stellte das Rad ab und horchte. Alles war still. Der Mond überzog den Wald mit seinem kalten Licht. Ein bisschen unheimlich fand sie es schon. Diese geheimnisvollen Schat ten – Baumstümpfe wurden zu Tieren und Monstern, kahle Äste ragten wie Gerippe in die Nacht. Ein Vogel schrie. Franziska spürte, wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinablief. Sie hastete den Pfad entlang, den Strahl der Taschenlampe immer ein paar Meter vor sich. Dennoch wäre sie ein paar Mal fast gestürzt. Sie hörte Zweige knacken und blieb stehen. »Paul?« Niemand antwortete. Sie ging langsam weiter. Schwarz hob sich der Schatten der Kanzel gegen den Nachthimmel ab. Wartete er da oben auf sie? »Paul?«, rief sie erneut. »Paul, ich finde es gruselig hier, also sag was.« Der Wald schwieg. Franziska wollte eben die Leiter hinaufsteigen, als sie ein Geräusch hinter sich vernahm. Eine dunkle Gestalt kam auf sie zu. Das Gesicht war nicht zu erkennen. Wer immer da auf sie zukam, trug eine schwarze Sturmhaube.

6 0
    »Hängst du dich immer so rein in deine Fälle? Gefühlsmäßig, meine ich?«, erkundigte sich Volker Baumann. Sie waren inzwischen beim Dessert und dem zweiten Glas Wein angekommen. »Unterschiedlich. Wenn eine Dumpfbacke der anderen den Schädel einschlägt und als Motiv angibt: ›Ey, der hat genervt, Mann‹, dann, das muss ich zugeben, kann ich nach Dienstschluss gut abschalten«, meinte Petra. Baumann grinste. »Aber wenn zwei junge Mädchen ums Leben kommen und auf ein weiteres ein Mordanschlag verübt wird, dann beschäftigt mich das schon ein bisschen«, fuhr sie fort. »Dich etwa nicht?«
    »Doch, natürlich«, versicherte er . Ein Dudeln aus Petras Handtasche unterbrach das Gespräch . »Wer ist das denn jetzt?«, stöhnte sie, während sie das Telefo n hervorkramte und sich meldete . »Hier ist Paul. Paul Römer. « »Paul?! « »Sie müssen kommen! Schnell. Sie will Franziska umbringen. «

6 1
    Franziska rannte. Sie rannte, wie sie noch nie gerann t war, sprang über Steine und junge Bäume hinweg, Zweig e schlugen ihr ins Gesicht. Der keuchende Atem hinter ihr ka m trotzdem immer näher. Sie schrie auf, als eine Hand nach ihre r Schulter griff. Sie schaffte es, sich loszureißen, ein paar Schritt e taumelte sie voran, dann verfing sich ihr Fuß in einem Geflech t von Brombeerranken. Sie fiel hin. Sofort war der fremde Körpe r über ihr. Ihre Arme wurden zu Boden gepresst, sie spürte ei n Knie des Angreifers zwischen ihren Schulterblättern. Dan n hörte sie eine dunkle, hasserfüllte Stimme: »Du glaubst wohl , du kannst Paul einfach so haben, was? Das dulde ich nicht , hörst du? Ich habe schon zu viel verloren. Habe ich dich nich t oft genug gewarnt? Aber nein, du gibst ja einfach keine Ruhe . Er gehört mir. Seiner Familie. Ich kann es nicht zulassen, das s so kleine Schlampen wie du daherkommen und ihm den Kop f verdrehen. Du hast es dir selber zuzuschreiben, was jetzt mit di r passiert. Aber dieses Mal wird es keine Leiche geben. Dich werden sie nicht finden. Nicht mal einen Grabstein wirst du bekommen. Du wirst einfach so vergammeln! « Die Stimme war zweifellos weiblich. Franziska wurde an de n Haaren nach oben gerissen. Die Arme auf dem Rücken verdreht, zwang die Fremde sie vorauszugehen. »Los, beweg dich. Wir gehen jetzt dein Grab ansehen. Ich glaube, du kennst es schon. Diesen netten kleinen Teich, du erinnerst dich?« Es gelang Franziska, einen Blick über die Schulter zu werfen. Ihre Angreiferin trug eine Sturmhaube über dem Kopf. Eine Strähne blonden Haares hatte sich gelöst und kam darunter hervor. »Hilfe!« Es sollte ein Schrei werden, aber der Laut drang nur als Röcheln aus Franziskas Mund. Ihre Kehle war trocken. Sie bekam für einen Moment ihre Arme frei, aber sofort spürte sie etwas Kaltes an ihrem Hals. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher