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Nixenjagd

Nixenjagd

Titel: Nixenjagd
Autoren: Susanne Mischke
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Schüler zu hören war, ist zu bezweifeln, ob sie einen solchen Schrei explizit wahrgenommen hätten. Weder auf dem Hinweg noch bei ihrer Rückkehr haben sie andere Schwimmer in der Nähe des Mädchens bemerkt. Vermisst wurde Katrin Pankau zuerst von ihrer Klassenkameradin Silke Meyer. Danach habe eine ebenso hektische wie unkoordinierte Suchaktion begonnen, bis schließlich ein Klassenkamerad die Polizei gerufen hatte. Dieser Anruf ist um 2:46 bei der Notrufleitstelle eingegangen...«
    »Wir sind da«, sagte Daniel. »Auf in den Kampf. « Petra stieg aus und streckte ihre müden Glieder. Die Sonn e stand schon hoch am Himmel. Es würde ein strahlender sonniger Tag werden .
    Glatt wie ein Spiegel lag der See da. Nur zwei Motorboote mi t der Aufschrift POLIZEI befanden sich auf dem Wasser. An de n Rändern des Gewässers herrschte jedoch rege Betriebsamkeit .
    Der Strand war auf der gesamten Länge des Campingplatzes mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Drei Streifenwagen standen mit rotierendem Blaulicht davor, außerdem ein Notarztwagen, eine Ambulanz, die Feuerwehr. Trotz der vielen Menschen, die sich hinter dem Absperrband versammelt hatten, war es unheimlich still. Petra sah in die betretenen, müden Gesichter zahlreicher Jugendlicher. Rund um den See waren Polizisten und Feuerwehrmänner mit der Suche beschäftigt. Zwei Hundeführer kamen gerade mit ihren Tieren zurück. Ein Kollege von der Streife begrüßte die beiden Kripobeamten. »Bis jetzt haben wir noch nichts«, sagte er. »Scheiße, schon der dritte Badeunfall in diesem Sommer.« Abwarten, dachte Petra. Noch bestand Hoffnung. Es waren ja erst – sie sah auf die Uhr – fünf Stunden vergangen, seit Eingang des Notrufs. Vielleicht schlief die Kleine ja nur irgendwo ihren Rausch aus. »Meinst du, ich kann mir mal kurz einen Kaffee am Kiosk da drüben holen?« Daniel wies in Richtung Campingplatz. »Ja, geh nur. Das hier kann dauern. Bring mir einen mit. Ohne Zucker, viel Milch.« Petra trat ans Ufer. Das da musste die Boje sein, die in dem Bericht erwähnt worden war. Ein Kollege von der Streife kam auf sie zu, das Funkgerät am Ohr. Er winkte Petra heran. »Ihr kommt genau richtig. Sie haben was gefunden.« Petra verspürte einen Anflug von Übelkeit. Sie schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch und wappnete sich innerlich für den Anblick, der sie gleich erwarten würde. »Veranlassen Sie bitte, dass man die Leute hier wegbringt. Ich verständige schon mal den Rechtsmediziner.«

9
    Es war Sonntag. Franziska lag auf dem Bett in ihrem Zimmer und starrte an die Decke. Sie hatte die Tür abgeschlossen und die Stöpsel des MP3-Players in den Ohren. Die Songs von Patrice sollten eine Barriere zwischen ihr und der Welt errichten, aber es klappte nicht so richtig. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um die Geschehnisse, Fragen und Vorwürfe stürzten auf sie ein. Hätte ich mich nicht aufgeführt wie eine eifersüchtige Gans, wären Katrin und ich bestimmt zusammen geschwommen. Was immer geschehen war, es wäre vielleicht nicht passiert. Ich hätte Hilfe holen können, ich hätte sie retten können... Krampfhaft versuchte Franziska, die Abläufe zu rekonstruieren: Ich bin ins Wasser gegangen, ich war eine der Letzten, absichtlich. Da war Katrin schon längst im See. Habe ich sie hinausschwimmen sehen? Ich weiß es nicht. Mir war kalt und langweilig. Ich bin hin und her geschwommen, habe dabei den anderen zugesehen, wie sie sich bespritzten und untertauchten. Ich habe auf Oliver aufgepasst, der mir reichlich betrunken vorkam. Oliver ist bald wieder an den Strand gegangen. Später war Robert mit zwei Mädchen aus seiner Klasse beschäftigt. Wo war Silke? Wann hatte Robert das Wasser verlassen? Warum war Paul nicht beim Schwimmen dabei? Wo war er gewesen? Was war da draußen in der Dunkelheit mit Katrin geschehen? Hatte sie Krämpfe bekommen, einen Herzanfall, hatte es was mit zu viel Alkohol zu tun? War Katrin tot, weil sie, ihre angebliche Freundin, nicht an ihrer Seite gewesen war?

1 0
    Dr. Kretschmer war ein untersetzter Mann Mitte vierzig mit flammend roten Haaren und gerade dabei, einer männlichen Leiche die Schädeldecke zu öffnen. Er stellte die kleine Kreissäge ab, als er Oberkommissarin Gerres bemerkte. »Welch ein angenehmer Besuch«, rief er und streifte die Latexhandschuhe ab. »Nur herein«, winkte er Petra heran. Die Rechtsmedizinische Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover erinnerte Petra Gerres immer an den
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