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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Autoren: David Weber
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der Mahkhom noch vor drei oder vier Monaten gewesen war, sah voller Entsetzen, was auf diesem hochgelegenen, eisigen Bergpfad schon bald geschehen würde. Jener andere Wahlys Mahkhom, der noch eine Familie gehabt hatte, wusste ganz genau, dass viele jener Männer dort vorn ebenfalls Familien hatten. Er wusste, dass jene Familien ebenso verzweifelt auf die Nahrungsmittel auf den Schlitten warteten, wie die Familien, die Mahkhom selbst zurückgelassen hatte: Sie kauerten sich dicht um die Feuerstellen in den armseligen, behelfsmäßigen Hütten, die ihnen Zuflucht boten, nachdem man allen Häusern ihres Dorfes den roten Hahn aufs Dach gesetzt hatte. Jener andere Wahlys Mahkhom kannte Hunger und Leid – und er wusste, dass der Tod schon bald die Frauen und Kinder der Männer dort vorn holen würde, wenn Mahkhoms heutiges Tagwerk erst einmal verrichtet wäre. Doch was auch immer jene leise Stimme in seinem Hinterkopf flüstern mochte: Der Wahlys Mahkhom, der hier und jetzt im Schnee kauerte, hörte nicht darauf. Dieser Mahkhom hatte etwas zu erledigen.
    Nun war die Kolonne bis zu der einzeln stehenden Kiefer gekommen: ein perfekter Orientierungspunkt. Hinter der von Schnee und Eis steifen Maske verzog Mahkhom die Lippen zu einem Lächeln, das einer beutehungrigen Peitschenechse zur Ehre gereicht hätte. Noch einen Herzschlag lang wartete er ab. Dann betätigte er den Abzug, und die Armbrust schnellte einen glänzenden, todbringenden Silberspan durch die eisige Bergluft.

.II.
    Königlicher Palast,
Tellesberg,
Altes Königreich Charis,
Kaiserreich Charis
    Schweigend saß Merlin Athrawes in seinem dunklen Gemach. Er hatte die Augen geschlossen und betrachtete nachdenklich Bilder, die nur er sehen konnte. Eigentlich hätte er jetzt ›schlafen‹ sollen, hätte sich die Auszeit nehmen müssen, die Kaiser Cayleb ihm befohlen hatte. Doch seit mehr als einem Fünftag beobachtete Merlin mit Hilfe von Owls SNARCs Wahlys Mahkhoms Freischärler. Merlin hatte die KI in ihrem weit entfernten Versteck angewiesen, ihn zu wecken, wenn es so weit wäre.
    Düster schaute Merlin nun zu, wie Armbrüste ihre todbringenden Bolzen verschossen – einer völlig überraschten Versorgungskolonne entgegen.
    Die hätten besser aufpassen sollen! , dachte er grimmig. Ist ja nicht so, als hätten nicht beide Seiten mittlerweile Erfahrung darin gesammelt, die Gegenseite hinterrücks abzuschlachten.
    Aber die Männer in der Kolonne hatten nicht aufgepasst. Sie hatten sich einzig damit abgemüht, dringend benötigte Nahrungsmittel für ihre Familien zu beschaffen. Von stahlbesetzten Bolzen durchbohrt schrien sie auf. Dampfend rotes Blut sprenkelte den Schnee; hektisch wurden Befehle gebrüllt und nutzlose Warnungen ausgestoßen. Flucht von dem Bergpfad war nicht möglich. Vergeblich versuchten die Männer, Deckung zu finden, sich irgendwie zu verteidigen. Doch schon brandete eine weitere Salve heran, dieses Mal von der anderen Seite des schmalen Tals. Verzweifelt versuchten die Männer, ihre Schlitten zu wenden, in die Richtung zu flüchten, aus der sie gekommen waren. Doch dann trafen drei Bolzen gleichzeitig die hinterste Eisechse. Sofort brach das massige Tier zusammen; es röhrte und fauchte und leckte immer wieder seine Wunden. Der Pfad war viel zu schmal, um mit den Schlitten an der tödlich verwundeten Echse vorbeizukommen. Nicht einmal zu Fuß hätte man sich an dem Tier im wilden Todeskampf vorbeidrängen können. Noch während den Angegriffenen das klar wurde, stieß die zweite Spitze des Hinterhalts zu: Die Männer, die sich im hinteren, breiteren Teil des Tals im Immergrün verborgen hatten, stürzten ihnen entgegen, in den Händen Schwerter, Äxte und Spitzhacken. Gnadenlos schlugen sie auf die völlig überraschten Männer ein.
    Lange dauerte es nicht – das einzig Gnädige an diesem Angriff. Mittlerweile machte keine der beiden Seiten mehr Gefangene – nicht mehr in Gletscherherz, nicht an der Grenze zu Hildermoss. Allein schon sich um die eigenen Verwundeten zu kümmern war unter den gegebenen Umständen fast unmöglich. Auf verwundete Feinde konnte niemand Zeit oder Vorräte verschwenden … wenn überhaupt jemand bereit gewesen wäre, deren Leben zu verschonen. Wenigstens hatte Mahkhoms Trupp noch nicht jegliches Augenmaß verloren – anders als manch andere Freischärler, die einander unablässig verfolgten. Die ganze Republik Siddarmark hatte sich in einen einzigen Albtraum verwandelt. Mahkhoms Männer verschonten zwar niemanden,
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