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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Autoren: David Weber
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aufgekreuzt wäre. Einmal Blut geleckt hätte er auch nicht so bald wieder aufgehört, dort zu wüten. Nein, natürlich nicht! Vielleicht bin ich mitverantwortlich dafür, wann und wo das Blutvergießen begonnen hat. Aber ich trage keinerlei Schuld am wahren Grund für alle diese Gräueltaten. Ohne mein Eingreifen hätte Clyntahn mittlerweile längst gewonnen.
    Das stimmte zweifellos. Es gab Zeiten, zu denen sich Merlin dessen auch bewusst war. Zeiten, in denen er nicht in einem abgedunkelten Raum saß und sich Blutbäder anschaute; Zeiten, in denen er nicht den Hass schmeckte, der hinter all diesen Gräueltaten stand. Merlin wusste, dass die Kirche fallen musste, wenn die Menschheit das unausweichliche zweite Zusammentreffen mit den völkermordenden Gbaba überstehen sollte. Doch die Wahrheit … in solchen Augenblicken war die Wahrheit kalt und bitter, durch Schuldgefühle vergiftet wie durch Arsenik.
    Das reicht jetzt! , sagte eine Stimme in Merlins elektronischem Hinterkopf – eine Stimme, die bemerkenswert nach Sharleyan Ahrmahk klang. Ihr habt Euch angesehen, was Owl Euch zeigen sollte. Aber jetzt sitzt nicht einfach hier und kasteit Euch für Dinge, die Ihr ohnehin nicht ändern könnt. Außerdem wird Cayleb schon bald auf Owl zugreifen und dann herausfinden, dass Ihr länger aufgeblieben seid, als Ihr versprochen habt – schon wieder!
    Erheiterung durchstach selbst Merlins heißen Zorn. Seine Mundwinkel zuckten, als er sich vorstellte, wie Cayleb Ahrmahk darauf regieren würde, dass Merlin sich schon wieder nicht an die Regeln gehalten hatte. Natürlich bildeten sich Cayleb oder Sharleyan keinen Moment lang ein, Merlin Athrawes ließe sich durch eines Kaisers Zorn beeindrucken. Aber Cayleb hatte diese Regel ja nicht deswegen aufgestellt. Er würde aus ganz anderem Grund einen ausgewachsenen Wutanfall bekommen. Cayleb würde Merlin auf jede nur erdenkliche Weise beleidigen, weil er wusste, dass Merlin genau das brauchte. Er wusste, wie sehr dieser PICA- ›Seijin‹ , dieser legendäre, mythische Krieger, es nötig hatte, behandelt zu werden wie ein echter Mensch.
    Aber vielleicht – wer konnte das schon sagen? – war Merlin ja doch ein echter Mensch … auf einer anderen Ebene, die über fleischliche Hüllen, Herzschlag und Blut hinausging. Vielleicht jedoch war es bedeutungslos, wie viel Schuld Merlin auf seine Seele lud. Denn vielleicht lag Maikel Staynair falsch. Vielleicht war Nimue Alban in Wahrheit ebenso tot wie die ganze Terra-Föderation. Vielleicht war Merlin Athrawes in Wahrheit nichts anderes als ein seelenloses elektronisches Echo. Vielleicht besaß er gar keine Seele, die er hätte verlieren können.
    In manchen Augenblicken hoffte Merlin inständigst, dem wäre nicht so. Zu anderen Zeiten – wenn er an Blut und an Schmerzen dachte, an ausgemergelte, verhungernde Kinder, die zitternd im Schnee der Berge kauerten – hoffte er ebenso inständig das Gegenteil.
    Meine Güte, wie theatralisch! , dachte er und verdrehte die Augen. Cayleb hat recht damit, mir diese Auszeiten aufzunötigen, mehr als mir bewusst war! Vielleicht sollte ich morgen früh kurz im kaiserlichen Kinderzimmer vorbeischauen und meine Patentochter in den Arm nehmen. Vielleicht fällt mir dann wieder ein, worum es hierbei eigentlich geht!
    Merlins Lächeln war jetzt auch eines, das den Namen verdiente. Die Gedanken an Schuld und Blutvergießen traten hinter die Erinnerung an das lachende kleine Mädchen zurück, das fröhlich auf Merlins Armen zappelte. Die Kleine war wie ein Versprechen Gottes, zu gegebener Zeit werde die Zukunft tatsächlich den entsetzlichen Preis wert sein, den alle dafür zahlen mussten.
    Stimmt , dachte Merlin und bereitete schon die Befehlssequenz vor, die ihn in den Standby-Modus versetzen würde. Und beim Anblick dieses kleinen Mädchens, das ich so sehr liebe, fällt mir auch nicht schwer, mir das zu sagen.

.III.
    Der Tempel,
Stadt Zion,
die Tempel-Lande
    »Ich hoffe, Sie sind immer noch der Ansicht, das Ganze sei es wert gewesen, Zhaspahr«, meinte Vikar Rhobair Duchairn grimmig. Über den Konferenztisch hinweg traf sein vorwurfsvoller Blick den Großinquisitor.
    Zhaspahr Clyntahn erwiderte den Blick. Nichts in dem von Hängebacken beherrschten Gesicht verriet, was in ihm vorging. Nichts, nicht einmal seine Wut war zu spüren, die zu zügeln ihm schwerfiel. Mannhaft unterdrückte er den Impuls, sein Gegenüber anzuknurren. Anders als der Schatzmeister hatte Clyntahn die Berichte aus der Siddarmark
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