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Nimm s bitte nicht personlich

Nimm s bitte nicht personlich

Titel: Nimm s bitte nicht personlich
Autoren: Wardetzki Barbel
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andere spürt die Verlassenheitsangst. Nach außen hin erscheint es so, als wenn der eine die Nähearbeit leistet und der andere für die Distanz zuständig ist. Diese Arbeitsteilung führt jedoch automatisch zu Kränkungskonflikten, weil es keiner dem anderen recht machen kann. Der eine kommt zu nah, der andere ist zu weit weg und jeder enttäuscht mit seinem einseitigen Verhalten die Bedürfnisse des anderen.
    Erst, wenn wir diesen äußeren Konflikt zu einem inneren machen, kommen wir einer Lösung näher. Dazu ist es nötig, die jeweils andere Seite, die bisher der Partner/die Partnerin lebt, bei sich selbst zu suchen. Das bedeutet, sich seinem Wunsch nach Nähe und der eigenen Angst vor Abhängigkeit genauso bewusst zu werden wie dem Verlangen nach Autonomie und der Verlassenheitsangst.
    Nicht nur der andere fürchtet sich vor Abhängigkeit und sucht daher die Distanz in seiner Eigenständigkeit, auch ich tue es. Nicht nur ich suche die Nähe, weil ich Angst habe, verlassen zu werden, sondern es ist auch Teil des seelischen Erlebens des anderen. Erst jetzt bringen wir Verständnis für die Bedürfnisse des Partners/der Partnerin auf und erleben »am eigenen Leibe«, dass Eigenständigkeit keineswegs bedeutet, den anderen zu verlassen, sondern eigene Vorstellungen zu verwirklichen. Das bereichert das Zusammensein, statt es durch die Kränkung zu zerstören.
    Die andere wird mit ihm glücklich
    Wir erleben häufig starke Kränkungsreaktionen bei getrennten Partnern, wenn einer von beiden eine neue Beziehung eingeht. Auch wenn die Trennung schon Jahre oder Jahrzehnte zurückliegt, kann es schmerzen, dass der Partner mit einer neuen Partnerin (oder umgekehrt) glücklich wird. Das trifft nicht nur für denjenigen zu, der verlassen wurde, sondern auch für den, der damals die Beziehung aufgekündigt hat.
    So, wie bei einem Paar, das seit 15 Jahren getrennt lebt und vor zehn Jahren auf ihren Wunsch hin geschieden wurde. Sie kommt mit der Situation nicht zurecht, dass er seit Jahren wieder glücklich verheiratet ist. Es sitzt immer noch wie ein Stachel in ihr. Auf die Frage, ob sie wieder mit ihrem ehemaligen Mann zusammenleben wolle, sagt sie eindeutig »Nein«. Denn sie spürt, dass ihre Liebe zu diesem Mann schon seit vielen Jahren erloschen ist. Aber warum kränkt es sie dann heute noch, wenn ihre Kinder, bereits selbst erwachsen und verheiratet, sich bei ihrem Vater und seiner jetzigen Frau ebenso wohl fühlen wie bei ihr? Vielleicht, weil sie es nicht aushält, dass eine andere mit dem Mann glücklich geworden ist, dem sie den Laufpass gab?
    Wo sind all seine Fehler, die sie nicht mehr an ihm ertragen konnte? Hat er sich so verändert? War sie vielleicht schuld daran, dass er so unachtsam und muffelig war? Ist die andere Frau so viel liebenswerter, dass er plötzlich ein wunderbarer Partner ist, mit dem es sich gut zusammenleben lässt?
    All diese Fragen und Selbstzweifel sind Ausdruck der Angst, als Frau versagt zu haben, wo offensichtlich eine andere Frau erfolgreich ist. Das Glück der neuen Beziehung beweist, dass es mit diesem Mann hätte gut gehen können. Also muss es an ihr gelegen haben, dass es nicht klappte.
    Selbstvorwürfe und Selbstzweifel nagen stark am Selbstwertgefühl und wirken wie Kränkungen, nur dass sie nicht von anderen, sondern von einem selbst kommen. Menschen kränken sich selbst, indem sie sich abwerten und ihre Wichtigkeit für sich und andere herunterspielen. Oder sie stellen Erwartungen an sich, die so hoch sind, dass sie nicht erfüllbar sind. Diese Selbstkränkungen sind nicht weniger wirksam als Kränkungen durch andere und führen dazu, dass die Betroffenen nicht in Frieden mit sich sind.
    Dadurch kann aber auch kein Frieden mit dem geschiedenen Ehemann und seiner jetzigen Frau entstehen. Das wiederum beinhaltet ein Kränkungspotenzial gegenüber dem Mann und der neuen Frau, die sich vermutlich abgelehnt und ausgegrenzt fühlen. Im Laufe der Jahre kann diese Haltung zu einem tiefen Graben zwischen allen Beteiligten führen, verbunden mit etlichen gegenseitigen Verletzungen.

Was können Sie in einer solchen Situation tun?
Sie sollten sich nicht mit der neuen Frau vergleichen,
weil ein solcher Vergleich keinem gerecht wird.
Wenn Sie ihm sein Glück gönnen, befreien Sie sich von Neid und Eifersucht.
Zum Misslingen einer Beziehung tragen beide Seiten
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