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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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intensiven Zähneputzens einen Geschmack im Mund, als hätte er den Boden der Jungenumkleide des YMCA abgeleckt. In seinem ganzen Leben würde er nie wieder etwas rauchen oder trinken. Wenn seine Eltern erst herausgefunden hätten, was passiert war, würden sie ihn sowieso nie wieder ausgehen lassen, es würde also kein Problem sein, dieses Gelübde einzuhalten.
    Als er die Tür zur Suite seiner Eltern öffnete, durchflutete ihn Erleichterung. Nirgendwo lagen Tomaten, Joints oder geöffnete Ossetra-Kaviardöschen herum. Vielleicht könnte er seine Eltern an der Tür abfangen, wenn sie zurückkamen, und sie mit verbundenen Augen in ihre Räume führen, sodass er genügend Zeit hatte, den Rest des Hauses wieder auf Vordermann zu bringen.
    Grandiose Idee!
    Erschöpft ließ er sich aufs Bett fallen und massierte sich die Schläfen. Er brauchte bloß einen kleinen Moment Ruhe, bevor er sich daran machen würde, einen Schlachtplan auszuarbeiten. Es gab doch bestimmt irgendwelche Katastrophensondereinsatz-Putzkommandos, die man an einem Samstagmorgen anrufen konnte, oder? Er blickte an die Decke und fühlte sich einsamer denn je. Das Haus war ein Dreckloch. Er war ein Versager. Und er hatte es sich mit Owen versaut, der gekommen war, um sich bei ihm zu entschuldigen.
    Ohne groß nachzudenken, lief er nach unten, holte seine Schwimmtasche aus dem Garderobenschrank in der Halle und joggte zum YMCA in der 92. Straße hinüber. Eigentlich hatte er wahrhaft Besseres zu tun, aber andererseits … Es war wichtig, dass er einen klaren Kopf bekam. Das kalte Wasser und die körperliche Anstrengung würden ihm guttun. Er wollte sein Leben endlich wieder in die eigenen Hände nehmen und sich nicht im Drogenrausch treiben lassen.
    »Coach?«, rief Rhys, als er auf das kleine Behelfsbüro neben dem Umkleideraum zuging. Er würde sich in aller Form bei ihm entschuldigen. Vielleicht erlaubte ihm der Trainer sogar, beim Wettkampf mitzumachen. Viel Hoffnung hatte er nicht, aber er musste es zumindest versuchen.
    »Sterling!« Der Coach schlug ihm krachend auf den Rücken. »Meine Güte – du stinkst wie ein Pumamädchen im Schritt.« Er rümpfte die Nase. »Sei's drum. Zieh dir deinen Lendenschurz an und dann ab ins Wasser mit dir. Du schwimmst die hundert Meter Schmetterling. Chadwick, das verdammte Weichei, hat Windpocken.« Er schüttelte verärgert den Kopf. Obwohl Rhys Mitleid mit dem superdürren, superungeschickten Neuntklässler hatte, konnte er sich ein glückliches Strahlen nicht verkneifen.
    Als seine Disziplin ausgerufen wurde, ging er mit schlafwandlerischer Sicherheit zu den Startblöcken. Er sah Owen auf dem Block neben ihm stehen und bemerkte, wie sich ein schockierter Ausdruck auf seinem Gesicht breitmachte. Rhys ließ die Schultern kreisen und versuchte, seine Muskeln zu lockern. Mit Owen würde er später sprechen. Jetzt gab es erst einmal nur ihn und das Wasser.
    Einmal eingetaucht, war er überrascht, wie leicht es ihm fiel, seinen Rhythmus zu finden. Vor langer Zeit hatte er mal geglaubt, Schmetterlingsschwimmen sei wie Sex – oder besser gesagt so, wie er sich Sex vorstellte. Jetzt genoss er es einfach nur, die Anstrengung und die Körper beherrschung zu spüren, die dieser Schwimmstil erforderte. Nachdem er tagelang geraucht und sich ausschließlich von fettigem Fast Food ernährt hatte, war es ein enorm befriedigendes Gefühl, die Trägheit aus seinem Körper zu vertreiben und seine Muskeln wieder zu bewegen. Ein letztes Mobilisieren seiner ganzen Energie – und er klatschte die Beckenwand ab.
    »Du hast gewonnen, Kumpel!« Owen zog sich in der Bahn neben ihm die weinrote Schwimmkappe ab und tauchte den Kopf in das stark gechlorte Wasser. Als er wieder auftauchte, streckte er ihm die Hand hin. »Wahnsinnsleistung, Alter, echt!«
    Rhys strahlte übers ganze Gesicht.
    »Übrigens – es ist aus«, flüsterte Owen ihm zu, als sie sich nebeneinander aus dem Wasser zogen. »Ich hab mit ihr Schluss gemacht.«
    Was? Wollte Owen damit sagen, dass er nicht mehr mit Kelsey zusammen war? Gestern noch hätte ihn diese Nachricht vor Glück auf und ab hüpfen lassen. Aber jetzt fühlte er sich einfach nur … gut . Es war ihm mehr oder weniger egal. Alles in seinem Leben rückte wieder an den Platz zurück, an den es gehörte, aber selbst wenn es an ders gewesen wäre, hätte er gewusst, dass er damit klarkommen würde.
    Hey, dann hat er ja doch was von seinen Hippie-Freunden gelernt!
    Rhys marschierte wie in Trance in Richtung
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