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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    Er hätte ihr am liebsten die honigblonden Haare aus dem Gesicht gestrichen und ihr gesagt, dass alles gut werden würde. Er hätte gern die Arme um ihre Taille gelegt und sie an sich gezogen. Aber das ging nicht. »Du solltest mit jemandem zusammen sein, der dich wirklich kennt«, stieß er hervor, bevor er aus dem Geräteraum stürzte und sie zwischen den Flossen, Schwimmbrettern und Wasserbällen stehen ließ. Er wusste, dass sie erst einmal total durcheinander sein würde, aber irgendwann würde sie es verstehen, und dann würde es ihr besser gehen. Er war noch nie so sicher gewesen, das Richtige getan zu haben.

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    Avery stürmte gegen zwölf Uhr mittags in die verwaisten Büroräume der Metropolitan . Als sie aus ihrem trunkenen Tiefschlaf erwacht war, hatte sie nur einen Gedanken gehabt: Sie musste die Veröffentlichung des Artikels über Jack unbedingt verhindern. Das Problem war nur, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollte. Sie konnte schließlich schlecht in der Druckerei anrufen und die Maschinen anhalten lassen. Sie hatte darauf gehofft, dass ihr irgendetwas einfallen würde, wenn sie in der Redaktion war, aber jetzt stand sie hier und wusste nicht weiter.
    »Avery?« Ticky kam auf ihren Glitzer-Miu-Mius angestöckelt und wirkte völlig überrascht, sie hier zu sehen. »Sie sind mir ja eine ganz Eifrige! Hoffentlich nehmen wir Sie hier nicht zu hart ran. Es ist gestern schließlich bestimmt spät geworden!«, rief sie.
    Averys Gedanken überschlugen sich. »Ich muss mit Ihnen reden«, stieß sie hervor.
    »Natürlich, meine Liebe. Kommen Sie, wir gehen in mein Büro.« Tickys braune Augen nahmen einen besorgten Ausdruck an, und ihre blutrot lackierten Fingernägel bohrten sich in Averys Haut, als sie gemeinsam in ihr herrschaftliches Büro gingen.
    »Setzen Sie sich und schießen Sie los.« Ticky deutete auf den hellrosa Sessel vor ihrem Schreibtisch. Avery fühlte sich wie damals, als sie auf der Highschool in Nantucket ins Büro des Rektors zitiert worden war. Der Grund dafür war zwar ein erfreulicher gewesen – sie hatte die Wahl zur Stufensprecherin der zehnten Klassen gewonnen –, aber sie war genauso nervös gewesen wie jetzt. Und dieses Mal hatte sie definitiv keine gute Nachricht zu erwarten.
    »Der Artikel über Jack Laurent und Dick Cashman darf nicht veröffentlicht werden«, ließ Avery die Bombe platzen. Sie hatte das Gefühl, sich gleich über Tickys antiken Schreibtisch übergeben zu müssen, auf dem nichts als die vorsintflutliche Schreibmaschine stand. Zur Beruhigung konzentrierte sie sich auf ein Foto, das hinter Ticky an der Wand hing. Es zeigte sie – jünger, aber genauso dünn und auftoupiert –, wie sie mit Mick Jagger auf einem Tisch tanzte. Avery verzog das Gesicht. Anscheinend hatte Ticky selbst bei ihren Jugendsünden immer Klasse gehabt und Coolness bewiesen. Sie hatte ihre Zeit bestimmt nicht mit egozentrischen Journalisten verschwendet. »Auf gar keinen Fall«, fügte Avery verzweifelt hinzu.
    »Und warum nicht?« Ticky lehnte sich ruhig in ihrem Eames-Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Avery, mein Engel, Sie sind eine wirklich herausragende Praktikantin. Ein wenig erinnern Sie mich an mich selbst, als ich so alt war wie Sie.« Sie nickte ihr aufmunternd zu. »Es ist vollkommen normal, dass Sie nervös sind. Das ist immerhin Ihre erste Story! Und ganz New York wird darüber reden. Natürlich ist das aufregend.« Sie lächelte wohlwollend und wedelte dann ungeduldig mit ihrer knotigen Hand. »Und jetzt raus mit Ihnen. Wir haben schließlich Wochenende! Gehen Sie und suchen Sie mir noch mehr gute Storys. Ein bisschen Ablenkung ist jetzt genau das Richtige für Sie.«
    »Ähm, danke.« Avery rang um Haltung. »Es ist nur so, dass … dass diese Geschichte über Jack … also sie ist nicht …« Sie seufzte. Wie sollte sie es Ticky bloß sagen? Sollte sie sich eine Ausrede ausdenken? Jack und ich hat ten keine Lust auf die langweilige Schickimicki-Party, des halb sind wir in eine abgerockte Kneipe gegangen und ha ben uns mit schalem Bier zulaufen lassen – und deshalb gibt es jetzt auch kein fertiges Interview?
    »Einen Moment.« Ticky zog einen riesigen Probeabzug aus ihrem Postfach und studierte ihn. Sie musste nur noch ihren Montblanc-Füller mit der purpurfarbenen Tinte zücken und ihn mit ihrer Unterschrift freigeben. Plötzlich blickte sie
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