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Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Titel: Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Autoren: Nathalie von Heiden
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der
kleine Troll, der an meinem Stamm eingeschlafen ist? Gut, dass du der boshaften
Zauberin entkommen bist.“ Niklas Stimme versagte, er nickte nur, stattdessen
antwortete Kimama:
    „Kennst du den Großvater dieses Trolls und dem einsamen Baum, der Trolle
anlockt?“ Der mächtige alte Baum fing an zu brummen. Es hörte sich immer
ärgerlicher an, sodass die beiden erschreckt ein Stück zurückwichen.
    „Hm“, sagte er schließlich, zu Niklas gewandt. „Ich
glaube, dein Großvater wohnte früher einmal im Geisterwald. Aber ob er da noch
lebt? Ihr sucht den Baum, der kleine Trolle zu sich lockt? Ich werde euch seine
Geschichte erzählen:
    Vor langer, langer Zeit lebte hier ein alter Troll. Er
liebte den Wald mit seinen hohen Bäumen, pflanzte immer neue an, und so wurde
das Waldland immer dichter. Die Trolle aus der Umgebung hörten davon, bald
herrschte hier ein reges Leben und Treiben. Ganze Familien kamen, und die
Kinder lachten und lärmten. Die jungen Bäume liebten die Kleinen, die auf ihnen
herumkletterten und allerhand Schabernack trieben, aber nie hat eines von ihnen
einen Zweig oder ein Blatt abgerissen. Sie wussten, dass auch Bäume Lebewesen
sind wie sie. Eines Tages starb der alte Troll, und alle Bäume trauerten um
ihn. Sein ganzes Leben lang hatte er sie gepflegt und auf sie aufgepasst. Mit
seinem Tod blieben auch die Besuche der Familien aus. Die Bäume im Wald waren
bekümmert, dass nun kein fröhliches Lachen mehr zu hören war. Niemand hüpfte
und turnte mehr auf ihnen herum. Nur selten sah man noch einen kleinen Troll
hier, höchstens wenn die Eltern, die früher einmal hier gespielt hatten, ihrem
Nachwuchs den Wald zeigen wollten. Hin und wieder verschwand dann ein Kind und
kehrte nie zurück. Alle suchten verzweifelt, doch die Kleinen wurden nicht
gefunden. Seit dieser Zeit erzählt man sich, dass dort die Geister der gefallenen
Bäume spuken, und man nennt ihn nur noch den Geisterwald. Es soll dort einen
alten Baum geben, der sich nach dem Tod des alten Trolls so einsam fühlte, dass
er froh über jedes Kind war, das mit seinen Eltern in die Nähe kam. Wenn er
eines sah, ließ er eine schöne Melodie erklingen und lockte es so zu sich. Er
tut ihnen nichts, sie sollen nur bei ihm leben und ihm Gesellschaft leisten.
Manche von ihnen sind sicher schon viele Jahre dort. Doch wenn er sie
freiließe, wüssten alle, wo der Baum steht.“
    Niklas hatte vor Bestürzung den Atem angehalten. Er verschluckte sich,
musste schrecklich husten und holte tief Luft. Kimama überlegte kurz und meinte
dann:
    „Da muss ich hin, kommst du mit? Vielleicht finden wir dann auch deinen
Großvater.“ Deshalb fragte sie den sprechenden Baum entschlossen: „Weißt du, wo
er steht, und kannst du uns den Weg beschreiben?“ Er wiegte seine Blätterkrone
hin und her, sodass er mächtig ins Schwanken geriet. Kimama und Niklas machten
einen Sprung zur Seite, doch er meinte:
    „Habt keine Angst. Wenn ich nachdenke, muss ich mich bewegen. Ich kann
euch den Weg beschreiben, doch es ist ein sehr weiter Weg, und ihr könntet euch
verlaufen.“ Niklas schüttelte den Kopf.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Großvater dort wohnt. Dann hätte
mich mein Vater nie dorthin geschickt. Aber ich muss es genau wissen, außerdem
können wir vielleicht den anderen Trollen helfen, nach Hause zu kommen.“ Sein
Vater und sein Großvater würden sich Sorgen machen, doch den Gedanken schob er
ganz schnell von sich. Der liebenswerte Baum seufzte, schüttelte seine
Blätterkrone, und nach kurzem Brummen meinte er:
    „Na gut, ich erzähle euch, wie ihr dort hinkommt. Als
Erstes müsst ihr den Zauberwald durchqueren. Dort lebt der Zauberer Migon, wenn
man sich gut mit ihm stellt, ist er sogar ganz nett. Der Baum, nach dem ihr
sucht, steht im Geisterwald, dort gibt es viele alte Bäume und Stümpfe. Die
Geister der gefallenen Bäume sollen dort ihren Schabernack treiben. Ihr müsst
sehr vorsichtig sein. Ich schätze, ihr braucht zwei Tage, genau weiß ich es
aber nicht. Geht immer der aufgehenden Sonne entgegen. Wenn es dunkel wird,
legt euch schlafen, und setzt euren Weg erst am nächsten Morgen fort. Seid auf
der Hut im Geisterwald, haltet euch nicht länger als nötig dort auf. Der Baum,
den ihr im Geisterwald sucht, ist riesig. Er besteht aus zwei mächtigen
Stämmen, die zu einem zusammengewachsen sind.“
    Mittlerweile war es später Nachmittag, die Strahlen der Sonne waren
verschwunden, fahles Dämmerlicht erhellte den Wald
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