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Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Titel: Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Autoren: Nathalie von Heiden
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kleiner Vogelkopf schaute hervor. Kopfschüttelnd wandte Thor sich ab. Was
sollte das? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Immer öfter machte er
sich nun Gedanken, warum Niklas an jenem Abend ausgerechnet zu ihm gefunden
hatte. Eines Nachts hatte Thor einen merkwürdigen Traum. Fistibell die weise
Fee erschien ihm. Sie hatte Niklas einst zu ihm geführt, und sie erzählte ihm
die traurige Geschichte, die Niklas umgab. Sie beschwor ihn eindringlich, Niklas
erst an seinem 11. Geburtstag von seiner wahren Herkunft zu erzählen. Aber war
es ein Traum?
    Niklas entwickelte sich prächtig. Er sah zwar nicht unbedingt wie ein
Troll aus mit seinen blonden Haaren, doch sein Ziehvater erzog ihn als solchen.
Thor war Herrscher über alle Trolle in Haukeland, und er sah Niklas als seinen
Nachfolger vor. Der Junge lernte viel von ihm, bei Besuchen von anderen Trollen
und der Arbeit im Wald. Keiner der anderen Waldbewohner störte sich daran, dass
er anders aussah als sie. Durch sein freundliches und stets hilfsbereites Wesen
war er überall beliebt.
     
     

Kapitel 1
     
     
    Niklas geriet
immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Er strauchelte, zahlreiche Baumwurzeln
und tote, moosbewachsene Äste befanden sich auf dem Weg. Feuchte Tannenzweige,
mit ihren schweren Zapfen, peitschten ihm ins verschwitzte Gesicht. Seine Augen
begannen zu tränen, waren es die Zweige oder Tränen, die ihm über das staubige
Gesicht liefen? Er wusste es nicht. Das Herz klopfte so heftig in seiner Brust,
dass es schmerzte. Nach Luft schnappend kämpfte er sich durch ein Dornengestrüpp,
beachtete nicht die stechenden Dornen, die sein Hemd einrissen und seine Haut verletzten.
Er war verzweifelt und durchnässt. Welchen Weg sollte er nehmen? Es war später Nachmittag,
und doch war es dunkel und unheimlich, als ob die Nacht jeden Moment
hereinbrechen würde. Schatten machten sich überall breit. Er hatte Angst,
schreckliche Angst. Sein Vater hatte ihm den Weg zu seinem Großvater genau beschrieben,
und dennoch hatte er sich verlaufen. Mehrere Wege kreuzten sich an einer
Lichtung, wo riesige Bäume wuchsen. Ihre mächtigen Stämme waren Furcht einflößend.
Der Junge seufzte, für welchen sollte er sich entscheiden? Er sah sich um. Müde
entschloss er sich, einen Moment auszuruhen und setzte sich an einen der Stämme,
der am Wegesrand stand, und nickte ein. Plötzlich schreckte er hoch, denn eine
tiefe Stimme sprach zu ihm:
    „Du solltest dich langsam auf den Weg machen, mein Junge, es wird bald
dunkel sein.“ Hatte er geträumt? Es dämmerte tatsächlich schon, schlaftrunken
sprang er auf und besah sich den Baum. Wer hatte da gesprochen? Die Stimme
erklang abermals:
    „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“ Niklas geriet in Panik, er
war allein, ganz allein, und es war fast dunkel. Und da gab es einen
sprechenden Baum. Seinen Vater und seinen Großvater würde er nie mehr wieder
sehen. Er schluckte mehrmals, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Nein, er wollte nicht weinen, schließlich war er schon acht Jahre alt, und er
war ein Troll. Rasch wischte er sich mit den Händen über das Gesicht und dachte
nach. In welche Richtung sollte er gehen? Auf einmal ging ein Raunen durch den
Wald, ein Wispern. Mit klopfendem Herzen sah er sich um, konnte aber nichts
entdecken. Kam da nicht etwas aus der Ferne auf ihn zu? Er kniff die Augen
zusammen, es sah aus wie ein Gespenst, mit wehenden Haaren und einem weißen
Kleid. Am liebsten hätte er sich versteckt, doch es war zu spät. Die Gestalt flog
geradewegs auf ihn zu, kurz vor ihm hielt sie inne. Vor Schreck machte Niklas einen
Schritt rückwärts und landete auf seinem Hosenboden. Das gespenstische Wesen
schwebte zur Erde und nahm Form an, obwohl es immer noch durchsichtig war. Niklas
bekam eine Gänsehaut.
    „Guten Tag, mein Junge. Hast du dich verlaufen? Du musst keine Angst vor
mir haben, ich heiße Hera und bin eine gute Fee. Ich bringe dich in ein Land,
dass du noch nie gesehen hast. In den Flüssen fließt köstliche Milch, an den
Bäumen wachsen die süßesten Äpfel, und die Bienen bringen dir höchstpersönlich
den herrlichsten Honig.“ Niklas sprang auf:
    „Das glaub ich nicht. Du bist keine Fee. Du hast ja gar keine Flügel. Ich
weiß, dass alle Feen welche haben.“
    „Hm, du bist ja schlauer, als ich gedacht habe. Du hast recht, ich bin
eine Zauberin, aber ein gute.“ Hera, die in Wirklichkeit eine gefährliche
Zauberin war und in einer Höhle lebte, die sie nicht
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