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Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)

Titel: Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Autoren: Nathalie von Heiden
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nur noch spärlich.
    „Es wird bald dunkel, ihr solltet nicht gleich
aufbrechen. Ruht euch in meinem Schutz aus und geht morgen sehr früh los“, riet
der weise Baum. Da erst merkten die beiden, dass sie schrecklichen Hunger
hatten. Sie suchten Walderdbeeren, Blaubeeren und Himbeeren, die um sie herum
in großen Mengen wuchsen, und aßen so lange, bis sie satt waren und die Augen
ihnen schon von selbst zufielen. Dann legten sie sich an den mächtigen Stamm
des alten Baumes. Bald fielen sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf, bis die Sonne
aufging.
    Als Niklas erwachte, reckte und streckte er sich geräuschvoll, sodass Kimama
wenig später auch die Augen öffnete. Sie dankten dem Baum, verabschiedeten sich
von ihm und machten sich auf ihren gefahrvollen Weg.
     

Kapitel 2
     
     
    Sie waren schon
eine ganze Weile unterwegs, als Niklas plötzlich stehen blieb:
    „Lass uns ein wenig ausruhen, ich kann nicht mehr.“ Er ließ sich auf den
Waldboden fallen, der mit Tannennadeln übersät war. Kimama zupfte an seinem
strubbligen Haar.
    „Steh auf. Wir müssen uns beeilen, es wird bald dunkel, und wir haben
noch einen langen Weg vor uns.“ Mühsam stellte sich Niklas auf die Beine und
streckte sich. Er seufzte.
    „Du hast ja auch Flügel und musst nicht die ganze Zeit laufen. Gehen wir
weiter.“ Ihr Weg trug sie immer tiefer in den Wald hinein, mittlerweile
dämmerte es schon. Es war unheimlich, die Büsche warfen lange Schatten, vor
denen sie jedes Mal erschraken. Einmal schrie Niklas auf, er dachte, ein Riese
stünde vor ihm. Es war ein Rehbock, der mindestens zweimal so groß war wie er.
Der Bock hatte sich genauso erschrocken, er rannte in wilder Flucht davon. Kimama
fing an zu lachen.
    „Du bist ja ein Angsthase“, gluckste sie. Niklas sah sie beleidigt an.
Sein Herz klopfte immer noch heftig. Hätte er gewusst, was noch alles auf sie
zukommen würde, wäre er bestimmt keinen Schritt weiter gegangen. Als er an
seinen Vater dachte, wurde er traurig. Am liebsten hätte er sich an einen Baum
gesetzt und geweint. Aber er war nicht allein und musste sich beherrschen. So
schluckte er ein paar Mal und setzte seinen Weg neben Kimama fort. Es wurde
immer dunkler, kaum ein Lichtstrahl drang noch durch die hohen Bäume.
    „Igitt“, rief Niklas plötzlich entsetzt.
    „Was ist das denn?“ Sie waren beide über und über mit dichten Spinnweben
behangen. Kimama meinte, dass sie sich wohl im Zauberwald befänden.
    „Ich will hier raus, ich hasse das“, rief er aus.
    „Wir müssen aber weiter, es wird bald Nacht. Außerdem sind es nur Fäden,
die tun dir nichts“, versuchte Kimama ihn zu beruhigen. Doch schlagartig kam
ihr eine schreckliche Erkenntnis – jetzt stieß sie einen schrillen Schrei aus.
    „Was hast du?“, fragte Niklas. Kimama fing an zu zittern:
    „Wo es Spinnweben gibt, leben auch Spinnen, und die fressen kleine Feen.
Das hat mir meine Großmutter erzählt. Sie hat mich immer wieder gewarnt, aber
ich kann ja niemals hören.“ Sie jammerte und fing an zu weinen: „Sicher kommen
wir hier nie wieder ´raus und werden aufgefressen.“ Ihr Mut war schlagartig
verschwunden. Niklas riss sich zusammen.
    „Nimm meine Hand, ich passe auf dich auf, schließlich bin ich viel größer
als du.“ Wenn Kimama wüsste, wie groß seine Angst vor Spinnen war. Mit jedem
Schritt wurden sie dichter eingewebt. Da hörten sie auf einmal eine kaum
wahrnehmbare Stimme:
    „Diese Spinnen tun euch nichts, wenn ich es ihnen sage. Sie beschützen
meinen Wald. Was habt ihr hier zu suchen? Das ist mein Revier, und ich dulde
keine Fremden.“ Sie erschraken fürchterlich, wer hatte da zu ihnen gesprochen,
noch dazu mit so einer ungewöhnlichen Stimme? Sie drehten sich um und standen
vor einem winzigen, alten Männlein, etwa halb so groß wie Niklas. Es hatte
einen langen weißen Bart, der ihm fast bis auf die Fußspitzen fiel und dessen
Enden sich zu Locken kringelten. Des Weiteren trug es einen braunen zerlöcherten
Mantel, der ebenfalls bis zum Boden reichte. Auf seinem zotteligen weißen Haar
saß eine braune Zipfelmütze. Seine Hände mit den langen dünnen Fingern sahen
aus wie Spinnenbeine, und seine Füße waren mit dunklen Lederlappen umwickelt.
Es musterte die beiden, die ängstlich zusammenrückten.
    „Nun sagt schon, was ihr hier zu suchen habt“, sagte das greise Männlein.
In seiner hohen Stimme schwang ein grimmiger Unterton mit.
    „Wir, wir …“, stammelte Kimama, und Niklas ergänzte mit
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