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Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn

Titel: Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
Autoren: Lisa J. Smith
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hatte...
    Wut züngelte in Maggies Magen hoch.
    Sie machte drei schnelle Schritte vorwärts. »Du weißt, warum ich hier bin. Ich will wissen, was meinem Bruder wirklich zugestoßen ist.«

    »Ich habe doch gesagt...«
    »Du hast einen Haufen Lügen erzählt! Ich weiß nicht, was die Wahrheit ist. Ich weiß nur eines ganz genau: Miles würde niemals einen so dummen Fehler machen und seinen Klettergurt nicht richtig befestigen. Hör mal, wenn du etwas Dummes gemacht hast - wenn er verletzt dort draußen in den Bergen liegt und du zu große Angst hast, es zuzugeben -, dann solltest du es mir besser sofort sagen.« Es war das erste Mal, dass sie einen möglichen Grund dafür, warum Sylvia gelogen haben könnte, in Worte gefasst hatte.
    Sylvia blickte auf.
    Maggie war verblüfft. Im Licht der einzelnen Kerze neben dem Weihrauchbrenner waren Sylvias Augen nicht mehr violett, sondern von einem rötlicheren Farbton, wie Amethyst. Sie waren groß und klar, und das Licht schien flackernd darin zu spielen.
    »Du denkst also, dass das geschehen ist?«, fragte Sylvia leise.
    »Ich habe schon gesagt, ich weiß nicht, was geschehen ist!« Maggie war plötzlich schwindelig, und sie kämpfte dagegen an, während sie in Sylvias seltsame Augen sah. »Vielleicht hattet ihr Streit oder sowas. Vielleicht hast du ja einen anderen Freund. Vielleicht seid ihr an Halloween gar nicht Bergsteigen gegangen. Ich weiß nur, dass du gelogen hast und dass es keine Leiche gibt, die man finden kann. Und ich will die Wahrheit wissen!«
    Sylvia erwiderte ihren Blick vollkommen gelassen, und das Kerzenlicht tanzte in ihren purpurnen Augen. »Weißt
du, was dein Bruder mir von dir erzählt hat?«, fragte sie versonnen. »Zwei Dinge. Das Erste war, dass du niemals aufgibst. Er sagte: >Maggie ist keine große Wissenschaftlerin, aber wenn sie sich erst einmal in etwas verbeißt, ist sie wie ein kleiner Bullterrier.< Und das Zweite war, dass du total darauf abfährst, jemandem zu helfen, der in Schwierigkeiten steckt.«
    Sie fügte der Mischung, die in dem Weihrauchbrenner qualmte, einige fingernagelgroße Bröckchen von glatter Borke hinzu.
    »Was wirklich ein Jammer ist«, fuhr sie nachdenklich fort. »Ein Mensch mit starkem Willen und Mitgefühl. Das muss ja eine Katastrophe geben.«
    Maggie hatte genug.
    »Was ist Miles zugestoßen? Was hast du mit ihm gemacht?«
    Sylvia lachte, ein kleines, verstohlenes Lachen. »Ich fürchte, du wirst es nicht erraten, selbst wenn du den Rest deines kurzen Lebens darauf verwenden würdest, es zu versuchen.« Sie schüttelte den Kopf. »Tatsächlich war es ein Jammer. Ich mochte ihn. Es hätte gut werden können mit uns.«
    Maggie wollte nur eines wissen. »Ist er tot?«
    »Wie ich schon sagte, du wirst es nie erfahren. Nicht einmal wenn du dort hingehst, wo du hingehen wirst.«
    Maggie starrte sie an und versuchte, diesen Satz zu verstehen. Sie konnte es nicht. Als sie sprach, geschah es mit ruhiger Stimme, und sie schaute Sylvia dabei direkt in die Augen.

    »Ich weiß nicht, was dein Problem ist - vielleicht bist du verrückt oder so. Aber ich sage dir eins, wenn du meinem Bruder etwas angetan hast, dann werde ich dich umbringen.«
    Sie hatte noch nie zuvor etwas Derartiges gesagt, aber jetzt klang es vollkommen natürlich, getragen von felsenfester Überzeugung. Sie war so wütend, dass sie nur Sylvias Gesicht sehen konnte. Ihr Magen verkrampfte sich, und sie nahm sogar ein Brennen in ihrer Leibesmitte wahr, als sei dort ein glühendes Feuer.
    »Also«, sagte sie, »wirst du mir erzählen, was ihm zugestoßen ist?«
    Sylvia seufzte, bevor sie leise antwortete: »Nein.«
    Bevor Maggie recht wusste, dass sie es tat, hatte sie sich auch schon vorgebeugt und Sylvias grüne Kletterjacke mit beiden Händen gepackt.
    Etwas blitzte in Sylvias Augen auf. Einen Moment lang standen Verblüffung und Neugier und widerstrebender Respekt darin. Dann seufzte sie erneut und lächelte schwach.
    »Und jetzt wirst du mich umbringen?«
    »Hör zu, du...« Maggie beugte sich vor. Dann brach sie ab.
    »Was soll ich mir anhören?«
    Maggie blinzelte. Ihre Augen hatten plötzlich zu brennen begonnen. Der Qualm aus dem Weihrauchbrenner stieg ihr direkt ins Gesicht.
    »Du...«
    Ich fühle mich komisch, dachte Maggie.

    Sehr komisch. Schwindelig. Es kam ganz plötzlich über sie. Ein Muster von blitzenden Grautönen breitete sich über ihrem Gesichtsfeld aus. Ihr Magen schnürte sich zusammen, und eine Woge der Übelkeit stieg in ihr
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