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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Autoren: Lisa J. Smith
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auf den Pfosten richten. Und sie schien es nicht eilig damit zu haben – anscheinend war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie nach Hannah schauen musste. So sicher war sie sich ihrer Sache.
    Hannah fluchte im Geiste. Sie geht zu weit weg – jetzt ist sie außer Reichweite. Steh auf!
    Nachdem ihr Plan in Scherben lag, dehnte sie ihre Knie und stand auf. Sie hörte ein Knacken in ihrem Kniegelenk,
das so laut klang wie ein Gewehrschuss. Aber Maya blieb nicht stehen. Sie ging weiter. Sie hatte den Pfosten fast erreicht.
    So leise sie konnte, durchquerte Hannah die Höhle. Maya brauchte sich nur umzudrehen, um sie zu sehen.
    Maya war an dem Pfosten. Sie blieb stehen. Sie schaute nach links und rechts.
    Hannah war hinter ihr.
    Jetzt.
    Jetzt war der richtige Zeitpunkt. Hannah spürte in jedem ihrer Muskeln, dass sie zustoßen musste, wie sie ihr Gewicht in den Stoß legen musste, sodass der Pflock Maya unter dem linken Schulterblatt in den Rücken drang. Sie wusste, wie sie es machen musste …
    Aber sie konnte es nicht.
    Sie konnte niemanden von hinten erstechen. Jemanden, der sie im Augenblick nicht bedrohte, der nicht einmal wusste, dass er in Gefahr war.
    Oh mein Gott! Sei nicht dumm! Tu es!
    Oh meine Göttin!, hallte das Echo einer Stimme in ihrem Kopf.
    Du bist keine Mörderin. Dies ist nicht mal Selbstverteidigung!
    Frustriert und beinahe hysterisch stieß Hannah den Atem aus. Er war feucht. Sie weinte.
    Ihr Arm sank herab. Ihre Muskeln gaben nach. Sie würde es nicht tun. Sie konnte es nicht tun.

    Maya drehte sich langsam um.
    Sie sah im Licht der Laterne ebenso schön wie unheimlich aus. Sie musterte Hannah von Kopf bis Fuß und betrachtete vor allem den Pflock an ihrer Seite.
    Dann sah sie Hannah ins Gesicht.
    »Du bist wirklich ein seltsames Mädchen«, sagte sie, und es schien, als ob sie ehrlich erstaunt war. »Warum hast du es nicht getan? Du warst klug genug, um dich zu befreien und dir eine Waffe zu machen. Warum hattest du nicht den Mumm, es zu Ende zu bringen?«
    Hannah fragte sich das Gleiche. Nur mit mehr Kraftausdrücken.
    Ich werde jetzt sterben, dachte sie. Und vielleicht sterbe ich für immer – weil ich keinen Mumm habe. Weil ich jemanden nicht töten konnte, von dem ich weiß, dass er durch und durch böse ist und durch und durch entschlossen, mich zu töten.
    Das hat mit Moral nichts zu tun. Das ist Dummheit.
    »Ich nehme an, der Grund ist die Ausbildung in diesem ägyptischen Tempel«, bemerkte Maya nun. »Oder vielleicht das Leben, in dem du Buddhistin warst – erinnerst du dich daran? Oder vielleicht bist du einfach nur schwach.«
    Und ein Opfer. Ich habe einige Jahrtausende damit verbracht, ein Opfer zu sein – dein Opfer. Ich schätze, ich habe meine Rolle inzwischen perfektioniert.
    »Oh, nun. Es ist eigentlich egal, warum«, fuhr Maya
fort. »Am Ende läuft alles auf dasselbe hinaus. Also. Lass es uns hinter uns bringen.«
    Hannah starrte sie schwer atmend an und fühlte sich wie ein Kaninchen, das von einem Scheinwerfer gebannt war.
    Niemand sollte als Opfer leben. Jedes Geschöpf hat ein Recht, um sein Leben zu kämpfen.
    Aber sie konnte ihre Muskeln nicht mehr bewegen. Sie war einfach zu müde. Jeder Teil ihres Körpers schmerzte, von ihrem pulsierenden Kopf bis zu ihren wundgeschürften Fingerspitzen und ihren geschwollenen, schmerzenden Füßen.
    Maya lächelte und fixierte sie mit Augen, die von Lapislazuliblau auf Gletschergrün wechselten.
    »Also, sei ein braves Mädchen«, gurrte sie.
    Ich will kein braves Mädchen sein …
    Maya streckte ihre langen Arme nach ihr aus.
    »Fass sie nicht an!«, rief Thierry vom Eingang der Höhle.
    Hannah riss den Kopf herum. Sie starrte den neuen Lichtkreis auf der anderen Seite der Höhle an. Während der ersten Sekunden dachte sie, sie halluziniere.
    Aber nein. Er war da. Thierry stand mit einer eigenen Laterne da, groß und beinahe schimmernd vor Anspannung, wie ein Raubtier, das sich zum Sprung bereitmachte.
    Das Problem war nur, dass er zu weit entfernt stand.
Und Maya war zu schnell. In demselben Moment, den Hannah brauchte, um ihr Gehirn dazu zu bringen, ihren Augen zu trauen, bewegte Maya sich. Mit einem einzigen schnellen Schritt stand sie hinter Hannah und hatte die Hände um Hannahs Kehle gelegt.
    »Bleib, wo du bist«, rief sie. »Oder ich werde ihren kleinen Hals brechen.«
    Hannah wusste, dass sie dazu in der Lage war. Sie konnte die eiserne Stärke in Mayas Händen spüren. Maya brauchte keine Waffe. Thierry
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