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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Autoren: Lisa J. Smith
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stand mit einer Pistole vor dem zertrümmerten Fenster. Sein Gesicht war bleich und seine Hand zitterte. Er zielte ungefähr in Richtung der Wölfe. Wenn er noch einmal feuerte, konnte er beide von ihnen treffen.
    »Lauf in eine Ecke!« Die Pistole hüpfte nervös auf und ab.
    Hannah hörte sich sagen: »Nicht schießen!«
    Ihre Stimme klang heiser, als habe sie lange Zeit nicht gesprochen. Sie schob sich zwischen die Pistole und die Wölfe.
    »Nicht schießen«, wiederholte sie. »Sie dürfen den silberbraunen Wolf nicht treffen.«
    »Den silberbraunen Wolf nicht treffen?« Pauls Stimme schwoll an und es klang beinahe wie hysterisches Gelächter. »Ich weiß nicht einmal, ob ich die Wand treffen kann!
Das ist das erste Mal, dass ich jemals eine Waffe abgefeuert habe. Also versuch einfach – versuch einfach, aus dem Weg zu gehen!«
    »Nein!« Hannah bewegte sich auf ihn zu und streckte die Hand aus. »Ich kann schießen. Geben Sie die Waffe mir.«
    »Geh einfach aus dem Weg …«
    Die Waffe ging los.
    Für eine Sekunde konnte Hannah nicht erkennen, wohin der Schuss ging, und sie fragte sich hektisch, ob sie angeschossen worden war. Dann sah sie, dass der schwarze Wolf rückwärts humpelte. Blut tropfte ihm vom Hals.
    Stahl wird ihn nicht töten, zischte die Windstimme. Ihr macht ihn nur noch böser …
    Der schwarze Wolf drehte den Kopf, um mit flammenden Augen zwischen Hannah mit ihrem Bilderrahmen und Paul mit seiner Pistole hin und her zu blicken und dann zu der Wölfin mit ihren gebleckten Zähnen zu sehen. Die Wölfin knurrte, und Hannah hatte noch nie ein Tier gesehen, das so selbstgefällig gewirkt hätte.
    »Nur noch ein einziger Schuss …«, hauchte Paul. »Solange er sich in die Enge getrieben fühlt …«
    Aber da wandte der schwarze Wolf sich mit angelegten Ohren dem einzigen anderen Fenster im Raum zu. Er setzte zu einem gewaltigen Sprung direkt in die unversehrte Glasscheibe an. Mit einem lauten Knall berstenden Glases schoss er hindurch. Glassplitter flogen klirrend in
alle Richtungen. Hannah starrte benommen auf die Gardinen, die zuerst nach draußen flatterten, dann zurück in den Raum. Im nächsten Moment riss sie den Kopf herum, um die silberbraune Wölfin anzusehen.
    Bernsteinfarbene Augen erwiderten ihren Blick. Es war ein so … menschlicher Blick … und definitiv der Blick eines Wesens, das ihr ebenbürtig war. Beinahe der Blick eines Freundes.
    Dann drehte die Wölfin sich um und lief auf das zweite, nun ebenfalls zerbrochene Fenster zu. Zwei Schritte und ein Sprung – und sie war fort.
    Irgendwo dort draußen erschallte noch ein langgezogenes Heulen voller Zorn und Trotz. Es verklang, während der Wolf sich weiter entfernte.
    Dann herrschte Stille.
    Hannah schloss die Augen.
    Ihre Knie fühlten sich an, als wollten sie unter ihr nachgeben. Aber sie zwang sich, zum Fenster zu gehen. Glas knirschte unter ihren Stiefeln, als sie in die Nacht hinaus schaute. Der Mond war hell; am vergangenen Tag war Vollmond gewesen.
    Sie glaubte, gerade noch eine dunkle Gestalt zu erkennen, die auf die offene Prärie zulief, aber möglicherweise bildete sie sich das nur ein.
    Sie stieß den Atem aus und lehnte sich schwer gegen den Fensterrahmen.
    »Bist du verletzt? Ist alles in Ordnung?« Paul kletterte
durch das andere Fenster. Er stolperte über einen Papierkorb, dann stand er neben ihr, fasste sie an den Schultern und versuchte, sie von Kopf bis Fuß zu mustern.
    »Ich denke, mit mir ist alles o.k.« Sie war benommen. Benommen, orientierungslos und – irgendwie zerrissen.
    Er blinzelte sie an. »Hm … Hast du eine spezielle Vorliebe für silberbraune Wölfe oder so was?«
    Hannah schüttelte den Kopf. Wie sollte sie ihm das jemals erklären?
    Sie sahen einander einen Moment lang an, dann ließen sie sich beide gleichzeitig zu Boden sinken und hockten sich schwer atmend zwischen die Glassplitter.
    Pauls Gesicht war weiß, sein rotes Haar zerzaust und seine Augen blickten groß und verblüfft. Mit einer zitternden Hand fuhr er sich über die Stirn, dann legte er die Waffe auf den Boden und tätschelte sie. Er verdrehte den Hals, um das Chaos in seinem Büro zu betrachten, das umgestürzte Bücherregal, die überall verstreuten Bücher, die beiden zerbrochenen Fenster, die Glassplitter, das Einschussloch der Kugel des ersten Streifschusses, die Blutflecken und die Büschel von Wolfshaar, die noch immer über die Kieferndielen wehten.
    Hannah fragte schwach: »Also, wer war an der Tür?«
    Paul blinzelte
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