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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Autoren: Lisa J. Smith
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dass es der Wahrheit entsprach. Und es verschaffte abermals der kühlen Windstimme in ihrem Kopf Gehör.
    Streck die Hand aus, flüsterte die Stimme leise und geschäftsmäßig. Taste den Boden um dich herum ab. Die Waffe muss irgendwo sein. Du hast sie auf dem Bücherregal gesehen. Finde sie. Der Wolf hielt, anscheinend zufriedengestellt, in seinen Erkundungen inne. Er hob den Kopf … und lachte.
    Er lachte wirklich. Das war das Unheimlichste und Beängstigendste, was Hannah je erlebt hatte. Das große Maul öffnete sich hechelnd und zeigte seine Zähne, und die gelben Augen blitzten in heißem, tierischem Triumph auf.
    Beeil dich, beeil dich.
    Hannahs Blick war hilflos auf die scharfen weißen
Zähne gut zwanzig Zentimeter vor ihren Augen gerichtet und ihre Hand tastete die glatten Kieferndielen ringsum ab. Ihre Finger glitten über Bücher, über die federige Oberfläche eines Farns – und dann über etwas Rechteckiges, Kaltes mit einer Glasscheibe.
    Der Wolf schien es nicht zu bemerken. Er zog die Lefzen immer weiter und weiter zurück. Jetzt lachte er nicht mehr. Hannah konnte seine kurzen Schneidezähne und die langen, gebogenen Fangzähne sehen. Sie konnte sehen, wie er die Stirn in Falten legte. Und sie konnte spüren, wie sein Körper unter einem kehligen, bösartigen Knurren erbebte.
    Das Geräusch absoluter Wildheit.
    Die kühle Windstimme hatte Hannahs Denken vollkommen übernommen. Sie sagte ihr, was als Nächstes geschehen würde. Der Wolf würde seine Zähne in ihre Kehle versenken und dann mit wilden Bewegungen Haut und Muskeln wegreißen. Das Blut würde aus ihr herausspritzen wie eine Fontäne. Es würde ihre durchtrennte Luftröhre und ihre Lungen und ihren Mund füllen. Sie würde keuchend und würgend sterben, vielleicht ersticken, noch bevor sie verblutete.
    Es sei denn … Sie hätte etwas Silbernes in der Hand. Einen silbernen Bilderrahmen.
    Töte ihn, wisperte die kühle Stimme. Du hast die richtige Waffe. Stoß ihm eine Ecke ins Auge. Treib ihm Silber ins Gehirn.

    Hannahs eigener, gewöhnlicher Verstand versuchte nicht einmal zu begreifen, wie ein Bilderrahmen die richtige Waffe sein konnte. Er erhob auch keine Einwände. Aber wie aus weiter Ferne drang eine andere schwache Stimme in ihren Kopf. Wie die kühle Windstimme war sie nicht ihre Stimme, aber sie war auch nicht die eines Anderen. Es war eine Stimme wie klares Kristall, die in Juwelenfarben zu blitzen schien, während sie sprach.
    Du bist keine Mörderin. Du tötest nicht. Du hast nie getötet, ganz gleich, was mit dir geschehen ist. Du tötest nicht.
    Ich töte nicht, dachte Hannah langsam und zustimmend.
    Dann wirst du sterben, stellte die kühle Windstimme brutal fest und war viel lauter als die Kristallstimme. Denn dieser Wolf wird nicht eher haltmachen, bis entweder er tot ist oder du es bist. Es gibt keine andere Möglichkeit, mit diesen Kreaturen zu verfahren.
    Dann geschah es. Das Maul des Wolfs öffnete sich. Mit einer blitzschnellen Bewegung schoss es auf ihre Kehle zu.
    Hannah dachte nicht nach. Sie hob den Bilderrahmen … und ließ ihn seitlich gegen den Wolfskopf krachen.
    Nicht ins Auge. Ins Ohr.
    Sie spürte den Aufprall – hartes Metall auf empfindlichem Fleisch. Der Wolf heulte schrill auf, taumelte zur
Seite, schüttelte den Kopf und schlug mit einer Vorderpfote gegen sein Gesicht. Einen Moment lang wurde sie nicht mehr von seinem Gewicht niedergedrückt, und ein Moment war alles, was Hannah brauchte.
    Ihr Körper bewegte sich ohne bewusste Anweisungen, glitt unter dem Wolf hinweg, drehte und wand sich und sprang auf.
    Den Bilderrahmen hielt sie fest umfasst.
    Jetzt. Sieh dich um! Das Bücherregal – nein, du kannst es nicht bewegen. Das Fenster! Lauf zum Fenster.
    Aber der Wolf hatte aufgehört, den Kopf zu schütteln, und wandte sich zu ihr um. Mit einem einzigen Satz schob das Tier sich zwischen sie und das Fenster. Dann sah der Wolf sie an und jedes Haar auf seinem Körper hatte sich aufgestellt. Seine Zähne waren gebleckt, die Ohren standen aufrecht und in seinen Augen funkelte purer Hass.
    Ich bin keine Mörderin. Ich kann nicht morden.
    Du hast keine Wahl …
    Der Wolf sprang.
    Aber er erreichte sie nicht. Etwas anderes schoss durchs Fenster und brachte ihn vom Kurs ab.
    Diesmal identifizierten Hannahs Augen und Gehirn die Kreatur sofort. Ein weiterer Wolf. Mein Gott, was ist hier los?
    Das neue Tier war silberbraun, kleiner als der schwarze Wolf und nicht so aufsehenerregend. Seine Beine waren
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