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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland
Autoren: Marcia Muller
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Zweiundzwanziger?«
    »Aus dem Kühlschrank. Das ist ein gutes
Versteck.«
    »Woher wußte Hopwood denn, daß die
Pistole dort lag?«
    Sanderman sah ihn mit leerem Blick an.
    Ich gab Kristen einen Wink. Sie
runzelte die Stirn und schaltete das Bandgerät aus. »Was wollen Sie sagen,
McCone?«
    »Ich glaube, Hopwood hat die Waffe
entdeckt, als er in die Hütte einbrach, gleich nachdem Ned hierhergekommen
war.«
    Sie nickte und sah wieder Sanderman an.
»Lag sie die ganze Zeit im Kühlschrank?«
    »Bis auf das eine Mal, als ich nach
Sacramento zurückfuhr.«
    »Okay.« Sie schaltete das Bandgerät
wieder ein und rekapitulierte unsere Aussagen. »Also, Mr. Sanderman, was haben
Sie getan, nachdem Mr. Hopwood weggerannt war?«
    »Ich habe natürlich nachgesehen, ob
Mick tot war. Er war tot. Dann... konnte ich eine Zeitlang überhaupt nichts
tun. Schließlich wurde mir klar, daß ich die Leiche wegschaffen mußte. Wenn ich
die Polizei anriefe, würde alles herauskommen, und ich wäre ruiniert. Es war
äußerst schwierig. Er war schwer, und ich konnte ihn nicht sehr weit
wegtransportieren. Schließlich habe ich ihn dann einfach zum See geschleppt.«
    Ripinsky gab einen angewiderten Laut
von sich. Ich wußte, was er fühlte. Es nutzte Sanderman gar nichts, daß er in
einem so selbstmitleidigen Ton geredet hatte.
    Kristen Lark gab sich neutral. »Und
dann?«
    Sandermann seufzte, als strenge das
Berichten ihn an und mache ihn müde. »Ich habe den von ihm gemieteten Bronco in
die Stadt gefahren und am Rand des Highway abgestellt. Bin dann wieder zurück
und habe angefangen, das Blut aufzuwischen. Es war viel Blut da, also fuhr ich
wieder in die Stadt und holte ein Putzmittel. Als ich den Fußboden schrubbte,
merkte ich, daß eine der Patronenhülsen aus der Pistole fehlte. Ich habe
überall gesucht, konnte sie aber nicht finden.«
    Nach einer kurzen Pause fragte Kristen
Lark: »Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns erzählen möchten?«
    Sanderman schüttelte mit geschlossenen
Augen den Kopf.
    Kristen schaltete das Bandgerät aus.
»Mr. Sanderman«, sagte sie, »ich möchte Ihnen jetzt gleich in Gegenwart Ihres
Anwalts sagen, daß das für Sie gar nicht so gut aussieht. Ihre Geschichte ist
durch nichts belegt. Sie geben zu, daß die Waffe Ihnen gehörte, aber Sie können
sie uns nicht liefern. Warum sollte ich nicht glauben, daß Sie dieses
Verbrechen passenderweise einem Mann anzuhängen versuchen, der tot ist und
Ihnen nicht widersprechen kann?«
    Ich sagte: »Weil er nicht weiß, was im
Stone Valley passiert ist, weiß er auch nicht, daß Hopwood tot ist.«
    Die Überraschung in Sandermans Gesicht
bewies mir, daß ich recht hatte.
    »Außerdem«, fügte ich hinzu, »hatte
Hopwood die Zweiundzwanziger im Stollen bei sich.«
    Kristen starrte mich an und zuckte mit
keiner Wimper. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, daß sie mir nicht glaubte. »Sie
haben die Waffe gesehen, McCone?«
    »Wie ich schon sagte, hat Hopwood auf
Lionel Ong und mich geschossen. Es war eine Zweiundzwanziger Automatic. Wenn Sie
es nachprüfen, werden Sie wahrscheinlich feststellen, daß Hopwood eine solche
Waffe nicht besaß.«
    »Sie haben vorhin in Ihrer Aussage das
Modell der Pistole nicht genannt.«
    »Ich habe nicht daran gedacht. Es
erschien mir nicht wichtig.«
    »Und jetzt liegt sie zusammen mit
Hopwood unter Tonnen von Bruchsteinen begraben.«
    »Das nehme ich an.«
    Kristen sah mich einen Augenblick fest
an. »Würden Sie das bezeugen?«
    »Wenn nötig, ja.«
    »Sanderman«, sagte Kristen zu ihm, »Sie
sind ganz schön in McCones Schuld.«
    Ich warf ihm schnell einen Blick zu,
der ihm sagte: Bedanke
dich nicht bei mir. Während
Kristen ihre Gerätschaften zusammenpackte, fragte ich mich, wie ich dazu kam,
Sanderman zu helfen. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Pistole Hopwood in
diesem Stollen auf Ong und mich gerichtet hatte und konnte ehrlicherweise auch
nicht bezeugen, was ich gesagt hatte. Aber ich glaubte Ned seine Geschichte und
wollte ihm helfen. Warum? Ich konnte den Mann überhaupt nicht
leiden. Er gehörte zu dem Menschentyp, dem wir heutzutage immer häufiger
begegnen: ein leidenschaftsloser, vorprogrammierter Opportunist, der lügt und
betrügt und — ja, wenn er davonkommen kann — auch mordet, und zwar nicht zu
seinem persönlichen Vorteil, sondern für ein Programm.
    Nicht für eine Sache, für ein Programm. Nicht für etwas, an das er zutiefst
glaubt, sondern für eine Angelegenheit, bei der er sich bloß in der Kunst
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