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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition)
Autoren: Johannes Mario Simmel
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daß es sein Kind ist!«
    »Die Bestätigung des Berliner Arztes, daß Sie schon vor Rettlands Eintreffen schwanger waren!« Der Staatsanwalt fuhr dazwischen. »Die Erklärungen dieses Arztes, daß Rettland nicht der Vater sein konnte! Diese Erklärungen, mit denen Sie seit der Geburt Ihres Kindes operiert haben – erfolgreich operiert haben …«
    »Waren Fälschungen!«
    »Wie bitte?«
    »Fälschungen, jawohl, Fälschungen! Dieser Arzt in Berlin war ein guter Mensch … In meiner Not wandte ich mich an ihn … Wir haben die Zeit gefälscht … Er hat mir geholfen …«
    »Indem er bewußt fälschte und log?«
    »Ja! Ja! Ja! Ziehen Sie ihn zur Verantwortung, Herr Staatsanwalt! Verurteilen Sie ihn! Er ist ja erst seit vielen Jahren tot!« Immer hektischer wurde Sylvia, immer erregter, ihr Gesicht wechselte dauernd die Farbe – weiß, rot, rot, weiß. »Romero war ein Schuft … ein elender, dreckiger, gemeiner Hund … Darum habe ich es abgelehnt, in Amerika auch nur ein privates Wort mit ihm zu sprechen!«
    »Sie sind aber durch seine Hilfe nach Amerika gelangt! Warum sind Sie hinübergegangen?«
    »Ich bin Schauspielerin, Herr Staatsanwalt! Ich wollte spielen, spielen, spielen! Große Rollen! Ich wollte zeigen, was ich konnte! Ich wollte berühmt werden! Ich wußte, ich war davon überzeugt, daß ich eine gute Schauspielerin war!«
    »Und da war Ihnen der so sehr verhaßte Romero Rettland recht, wenn er Ihnen nur weiterhalf!«
    »Ja!«
    »Eine seltsame Moral, Mrs. Moran!«
    »Herr Staatsanwalt! Was wissen Sie von der Moral und dem Gewissen eines Schauspielers? Es gibt nichts, das gewissenlos, das unmoralisch genug wäre, als daß ein Schauspieler es nicht dennoch täte, wenn er damit eine Chance erhält zu spielen! Zu spielen! Groß und berühmt zu werden! Jawohl, ich war charakterlos, jawohl, ich war ohne Moral, ohne Gewissen! Und? Ich sage ja, ich bin schuldig – war es von Anfang an! Verurteilen Sie mich schon endlich! Dazu sind Sie ja da!«
    »Sylvia, bitte …«
    »Sei ruhig, Phil! Du bist ein guter Kerl, aber sei ruhig! Sie wissen alle hier, die ganze Welt weiß es, wie Romero mich verfolgt hat – wie er darauf pochte, der Vater von Babs zu sein, gleich nach ihrer Geburt –, durch alle Jahre, und nun, zuletzt wieder, so sehr wie noch nie! Sie alle wissen es! Sie alle wissen es! Aber Babs ist nicht sein Kind! Babs ist mein Kind, meines, meines!«
    »Mrs. Moran, Sie müssen sich beruhigen!« Der Vorsitzende.
    Sylvia hörte ihn gar nicht. Sie redete weiter, ihre Worte überstürzten sich: »Er hat mich zu erpressen versucht! Er hat Interviews gegeben! Er wollte erzwingen, daß ich ihn heirate! Sie alle wissen es! Sie alle wissen, wie er es anfing! Sie alle wissen, daß ich unter dieser Belastung zuletzt zusammengebrochen bin und monatelang ins Krankenhaus mußte! Sie alle wissen, was bei der ›Oscar‹-Verleihung geschah! Doch als ich dann, einigermaßen wiederhergestellt, nach Berlin kam, um meinen neuen Film zu drehen, rief Romero mich an! Und befahl mir, ihn zu treffen! Er war mir nachgekommen! Er wußte Bescheid, genau Bescheid …«
    »Worüber?«
    »… und er verlangte mich zu sprechen. In Nürnberg. In diesem schrecklichen Hotel. Er war es, der den Ort, das Hotel, das Datum, die Zeit diktierte! Er! Er! Er! Aber ich mußte das Zimmer bestellen unter falschem Namen. Ich mußte tun, was er verlangte! Denn nun hatte er mich in der Hand – glaubte er! Weil er die Wahrheit über Babs herausgefunden hatte, indem er Philip Kaven heimlich gefolgt war …«
    »Was?« Ich fuhr zusammen.
    »Ja! Ich habe es dir nicht gesagt, ich hatte keine Zeit mehr dazu, er sagte es mir selbst erst in jenem Telefongespräch! Er wußte, wo Babs ist! Er wußte, was mit ihr los ist! Und er sagte mir am Telefon, wenn wir uns nicht einig würden in Nürnberg, in diesem Hotel, wenn ich ihn nun nicht heiratete, wenn ich nun nicht endlich zugab, daß er der Vater von Babs ist, dann würde er die Wahrheit über Babs verbreiten, dann würde er dafür sorgen, daß …«
    »Was für eine Wahrheit über Babs, Mrs. Moran?« Der Vorsitzende.
    »Die Wahrheit …« Sylvia hatte jetzt einen irren Gesichtsausdruck. »Die Wahrheit … Mein Kind, meine Babs, meine geliebte Babs ist schwer gehirngeschädigt!«
    Aufschreie, sehr großer Lärm im Zuschauerraum. Der Richter brauchte Minuten, um die Ruhe wieder herzustellen. Ich hatte die Augen geschlossen, als Sylvia das Wort aussprach. Ich ließ sie geschlossen und hörte sie
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