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Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Titel: Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
Autoren: Nick Zachries
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schrieb.
    Mats hat, glaube ich, zumindest eine gewaltige Palette an Koseworten auf Deutsch gelernt... Wir trafen uns jeden Nachmittag.
    Erst rannte er zu dem Treffpunkt mit den anderen Schweden, danach zu mir.
    Meine Mutter arbeitete manchmal auch tagsüber und war oft nicht da. Deutschland, beziehungsweise Hamburg, das war für Mats nur mein Zimmer.
    Ich ging wie auf Wolken in der Zeit, machte einen Schuss in die Höhe von 1,68m auf 1,74m und stellte fest, dass ich mich häufiger rasieren musste.
    Sechs Wochen war er da.
    Wir probierten echt alles aus und es war klar, dass wir unvorsichtig wurden.
    Eines Nachmittags kamen wir zu uns und wir fingen schon im Flur an, miteinander rumzumachen ... nichts Schlimmes, bloß so Geknutsche ... kann auch sein, dass ich meine Hand vielleicht schon in seine Hose geschoben habe aus lauter Vorfreude - na, jedenfalls ging plötzlich die Wohnzimmertür auf und meine Oma stand da. Wir haben alle drei blöde geguckt, dann sagte Oma ganz fassungslos „mein Gott ...“ und sie hielt sich am Türrahmen fest und dann tauchte auch schon meine Mutter hinter ihr auf. Sie sah erst mich an, dann Mats und sagte bloß:
    „Ist er das? Dein Schwede?“ Ich starrte sie entgeistert an und wusste in dem Moment, dass sie es die ganze Zeit vorher schon geahnt hatte.
     
    Nee, ehrlich, mir ist's nicht peinlich, ich sag's noch mal: Meine Mutter ist wirklich super nett.
    Am gleichen Abend, als Mats und Oma weg waren, haben wir geredet.
    Ich konnte ihr sogar von Herrn Beyer erzählen und sie fragte:
    „War das nicht dieser knackige junge Referendar, den ihr mal in Sport hattet?“ Echt, meine Mutter.
    Und als wir auf diesem Familientreffen waren, irgendso 'ne entfernte Cousine wurde 40 oder so, und Oma hatte was durchsickern lassen von wegen „der arme Junge ... hat ja auch keinen Vater ... kein Wunder“, da sagte sie „Na und? Und wenn schon! Nick bleibt trotzdem Nick und mir ist es wichtig, dass er glücklich wird, egal mit wem!“ Sie meint das wirklich so. Und dafür liebe ich sie.
     
     
Jan
     
    Ich hab' den Rasierapparat vergessen ... lass' ich mir halt 'nen Bart stehen. Ist ja Urlaub.
    Aus dem Grunde weigere ich mich übrigens auch, über Renate und mich nachzugrübeln, das klammere ich jetzt erst einmal aus. Wenn wir wieder zurück sind...
    Christoph hat schon die Gegend erkundet und heute Morgen frische Baguettes geholt, ein kleines Dörfchen liegt zwischen dem Campingplatz und dem Meer. Vielleicht kann ich morgen früh ja mal laufen, wenn's noch nicht so heiß ist? Täte mir gut, in letzter Zeit habe ich zugenommen.
    Überhaupt sollte ich wieder mehr Sport treiben ... vielleicht mich auch mal wieder zum Tennis verabreden?
    Früher war ich richtig aktiv, da habe ich auch Fußball gespielt. Zweimal wöchentlich zum Training. Aber als dann die Kinder da waren, wollte Renate nicht mehr, dass ich abends so oft weg war. Dann musste ich länger arbeiten, meine Zeit wurde knapper. Früher ... das hört sich an, als wäre ich schon alt. Dabei werde ich doch erst vierzig. Und so schlecht gehalten hab' ich mich nicht, denk' ich.
     
    Wir verbringen den ganzen Tag am Strand und abends fahren wir essen. Die Kinder trinken Cola, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass Renate es nicht erlaubt hätte.
     
    Sie hatte dieses Wochenendseminar an der Volkshochschule mitgemacht und danach gab's bei uns nur noch Vollkornsachen ... Okay, Vollkornbrot aßen wir sowieso, aber Vollkornnudeln und Vollkornpizza?
    Renate wollte es 'richtig' machen und ständig hörte ich sie die Kinder ermahnen.
    Morgens gab's auch keine Brötchen mehr, sondern Frischkornbrei.
    Schmeckt ja gar nicht schlecht, aber irgendwie fehlte mir der richtige Kaffee (es gab nur noch Getreidekaffee) und das Käsebrötchen.
    Als ich einmal diesbezüglich eine Bemerkung machte, fuhr sie mich heftig an.
    „Du, hör' mal, ich hab' mich da echt informiert und weiß, dass es unheimlich gut ist - für uns alle - es ist wirklich ein richtig wertvoller Beitrag zur Gesundheit! Weißt du, was sich alles positiv verändert, wenn man die Ernährung umstellt?“ Sie hielt mir einen Vortrag und ich in Zukunft den Mund. Im Geschäft gab's ja richtigen Kaffee...
     
    Wir fahren einkaufen. Weißmehlnudeln und Ketchup wandern in den Einkaufswagen. Lily steht vor den Nutella-Gläsern. Sie sieht mich groß an, als ich eins davon einpacke.
    „Ausnahmsweise“, sage ich und sie strahlt.
     
    Am Nachmittag sind wir wieder am Strand. Wir spielen Fußball
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