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Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Titel: Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
Autoren: Nick Zachries
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er sich.
    Ich kann dieses Getue nicht ab. Ich weiß ja, dass Uli echt in Ordnung ist, aber ... muss man wirklich in Frauenfummeln auf den CSD, nur weil man schwul ist? Er und Dietlinde. „Ich heiße Dieter. Dieter Linde, kannst Dietlinde zu mir sagen!“
    Die Vorstellung wurde begleitet von einem feuchten, schlaffen Händedruck. Mir fielen damals fast die Augen raus, als ich Ulis, beste Freundin' das erste Mal sah. Weit ausgestellte Jeans und so'n Polyesterblüschen in pink mit lila Blümchen rundeten den Gesamteindruck ab. Das Ganze wurstpelleneng . Zwei Nummern zu klein, aber mindestens. Ziemlich viel Puder, um den Bartschatten zu tarnen und 'ne Frisur, wie sie meine Oma auch nicht scheußlicher hingekriegt hätte.
    Ich muss wohl ziemlich dämlich geguckt haben, denn Uli kam aus seinem Zimmer und sagte: „Oh, Nick! Ich hab' dir ja noch gar nichts von Dietlinde erzählt - äh, ist dir nicht gut? Willst'n Schnaps oder so? Du bist so blass!“
    „Ist das der Neue? Der Kleine, der auch lieber mit Jungs spielt?“, fragte die rosa Wurst entzückt und sah mich von oben bis unten an. „Uli, der ist doch süß!“ Und zu mir gewandt:
    „Also wenn ich dich schminken würde, tät'ste sofort als Mädchen durchgehen ... musst du dich überhaupt schon rasieren?“
    „Ja! Jeden Tag!“, fauchte ich und freute mich über meine tiefe Stimme.
    Die wenigstens ist echt männlich.
    Ich fön mir kurz die Haare und mach' noch'n bisschen Gel rein. „Hi, Nick!“, sage ich zu dem Typen, der mich aus dem Spiegel anstarrt.
    Er streckt mir die Zunge raus. Ich muss grinsen.
     
    Aus Ulis Zimmer höre ich Robbie Williams. Er ist also schon aus dem Koma erwacht. Ich klopfe an.
    „Ja“, höre ich seine gequälte Stimme und gehe rein.
    „Oh Mann, mach's Fenster auf, sage ich und halt mir die Nase zu. „Was kokelst du denn hier? Weihrauch? Myrrhe?“
    „Orientalischer Zauber“, stöhnt der Berg im Bett, der völlig mit Decken und Tüchern getarnt ist. Er arbeitet sich jetzt heraus. „Oh,
    mein Kopf ...“ Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Du bist ja widerlich sauber und frisch. „Ich bin schon gelaufen“, sage ich und atme tief die Luft von draußen ein.
    Autoabgase riechen allemal besser als diese exotische Mischung hier.
    „Ist der hübsche Kerl noch da, mit dem du gestern Abend hier aufgekreuzt bist?“, fragt er mich neugierig.
    „Du musst dich abschminken, bevor du ins Bett gehst“, sage ich ihm, „Himmel, wie du wieder aussiehst!“
    „Lenk' nicht ab ... sag', wie war's?“ Uli sieht mich erwartungsvoll an. Ich kratze mich am Kopf. „Ehrlich gesagt, ich weiß nicht's mehr ... ich war wohl auch ziemlich blau“, gestehe ich.
    „Blau? Echt? Hat man dir nicht angemerkt ... du wirktest ganz cool ... ihr kamt hier rein und alle starrten euch an und du
    nahmst den Dunklen an die Hand und sagtest: 'Hier geht's lang
    – wir haben ja noch was vor, oder?' Und er hat dich verliebt angesehen und ihr seid raus ... Hach! War's schön?“ Bei mir dämmert's langsam.
    Wir waren in meinem Zimmer und ich machte die Tür zu, lehnte mich dagegen und alles drehte sich auf einmal. „Ich bin total blau“, sagte ich. Der Typ - wie hieß er bloß? -stand schwankend vor mir und kicherte und sagte: „Ich doch auch ... ehrlich gesagt, ich bin zu nichts mehr fähig ...“ Und ich musste auch kichern und dann stolperten wir zum Bett und ließen uns rückwärts fallen.
    „Boah, alles dreht sich“, sagte der Typ, „gib' mir deine Hand, ich muss mich festhalten!“
    Mir ging's genauso. Ich schloss die Augen und dachte 'Hauptsache, wir müssen nicht kotzen ich hasse es nämlich. Dann war ich weg.
    Ich wachte auf, weil mich einer küsste.
    „Hey, du“, sagte der fremde Mund, „geht's dir jetzt besser?“
    Ich sah in zwei dunkle Augen, die in einem hübschen Gesicht saßen, das von schwarzen Haaren umgeben war.
    „Geht so“, murmelte ich, „ich muss erst mal was trinken ... ich hab tierischen Durst!“
    Der Dunkle griff neben's Bett und stellte mir gleich darauf eine Flasche Wasser auf die Brust. Danach ging's mir bedeutend besser. Und nach 'ner weiteren halben Stunde noch viel mehr ... Laurent!
    Stimmt ja, er hatte mir von seiner französischen Mutter erzählt, die kürzlich wieder nach Paris gezogen war!
    „Äh, ja ... war nett“, sag' ich zu Uli, der mich enttäuscht ansieht, weil's nicht meine Art ist, über Bettgeschichten zu plaudern. Es klingelt.
    „Hat Josy schon wieder seinen Schlüssel verschlampt?“, frage
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