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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy McNab
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die Augäpfel sich nicht unter den Lidern, während sie träumte. Ihr Kopf war in einem völlig unnatürlichen Winkel nach rechts abgeknickt.
    Ich konnte jetzt das von hinten eindringende Team im Haus hören, während blaues Blinklicht über die Wände zuckte und die Haustür schließlich nachgab.
    Als ich mich über sie beugte, fielen meine Tränen auf ihr halb mit Haaren bedecktes Gesicht. Obwohl ich wusste, dass es zwecklos war, versuchte ich, ihren Puls zu fühlen.
    Sie war tot.
    Ich zerrte Kelly an die Bettkante, nahm sie in die Arme und hielt sie mit letzter Kraft an mich gedrückt, als ich zur Tür zurückstolperte.
    Während die Räume im Erdgeschoss durchsucht wurden, legte ich Kelly behutsam neben Suzy auf den Boden. Bald würden sie die Treppe heraufgestürmt kommen: in ABC-Schutzanzügen, mit aufgesetzten Schutzmasken und schussbereiten Waffen.
    Ich zog das Messer aus Suzys Hals und warf es gegen die Wand, bevor ich mich zwischen die beiden legte, ihre Stoffpuppenköpfe in die Arme nahm und sie an meine Brust zog.
    Ihre Stirnen berührten sich, während ich mein Gesicht in ihrem Haar vergrub.

 
62
Hunting Bear Path Donnerstag, 17. Juli, 11.12 Uhr
    Der Radlader stieß eine schwarze Dieselqualmwolke aus, als er auf die Hausecke zufuhr und dabei mit seinen riesigen Rädern den frisch gemähten Rasen zerwühlte. Die Hydraulikzylinder glitzerten in der Sonne, als der Ausleger mit der stählernen Schaufel bis in Höhe des ersten Stocks gehoben und dann ausgefahren wurde.
    Ich legte Kellys oftmals gefalteten Brief bei der Lichtbildseite in ihren Pass zurück und betrachtete noch mal ihr Gesicht. Der Teufel mochte wissen, wie oft ich das schon getan hatte, seit ich den Vectra abgeholt hatte, bevor Geoff vom Persischen Golf zurückkommen und den falschen Wagen in seiner Garage finden konnte.
    Joshs Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, weil er eine verspiegelte Sonnenbrille trug. Er wandte sich an die neben ihm stehende Frau und murmelte: »Sieht wie ein Skorpionstachel aus.« Mrs. Billman antwortete etwas, das jedoch im Aufheulen des schweren Dieselmotors unterging. Nur wir drei waren dem Haus so nahe. Die übrigen Nachbarn hatten sich auf der Straße versammelt; sie waren zu respektvoll, um weiter die Einfahrt heraufzukommen.
    Die Schaufel schien einige Sekunden lang zu zögern, dann stieß sie nach vorn. Mrs. Billman hob ihre Kamera, als Stahl gegen die Holzverkleidung krachte. Sie hatte gefragt, ob sie ein paar Fotos machen dürfe, und wie hätten wir Nein sagen können? Für die Gemeinde war dies ein großer Tag. Schließlich konnte man nicht jeden Tag ein Haus für ein Butterbrot kaufen und danach abreißen lassen. Bald würde eine Gartenbaufirma anrücken und das Gelände in einen Abenteuerspielplatz mit asphaltierten Wegen und einem Trinkwasserspender umwandeln.
    Das ganze Haus schien zu erzittern, dann gab die Wand von Kevins und Marshas Schlafzimmer mit krachend zersplitterndem Holz und klirrend zerspringendem Glas nach. Ich hatte lange gebraucht, um mich dazu durchzuringen, herzukommen und bei dem Abbruch zuzusehen, aber ich wusste, dass es nötig war. Ich musste diesen gottverdammten Alptraum bis zum Schluss hinter mich bringen.
    Ich hatte Kelly an dem Tag nach Amerika zurückgebracht, an dem ihre Großeltern, Opfer eines tragischen Gasunglücks in ihrem Bungalow, in Bromley feuerbestattet wurden. Ich wusste nicht, ob Carmens Schwester es geschafft hatte, rechtzeitig zur Beisetzung aus Australien zu kommen.
    Josh hatte Kelly neben ihrer Schwester und ihren Eltern beerdigt. Das war seine erste Amtshandlung als Geistlicher gewesen. In der Kirche hatte es nur noch Stehplätze gegeben. Ich wusste nicht, ob das Kelly stolz oder verlegen gemacht hätte.
    Ich erkannte die Schulsekretärin und Kellys Mathelehrer wieder und hatte Gelegenheit, anschließend mit ihrer Freundin Vronnie zu sprechen. Sie wirkte seltsam heiter und gelassen; ich vermutete, dass sie mit Vicodin zugedröhnt war.
    Die Beerdigung selbst machte mir nicht allzu viel aus. Ich hatte mich von ihr verabschiedet, als wir dort auf dem Fußboden des Schlafzimmers lagen. Irgendwann würde ich die Inschrift auf dem Grabstein vermutlich um ein paar Worte ergänzen lassen, aber vorerst wusste ich noch nicht, was darauf stehen sollte.
    Das Bestattungsunternehmen hatte es geschafft, sie ganz friedlich wirken zu lassen: Sah man Kelly mit ihren auf der Brust gefalteten Händen daliegen, konnte man kaum glauben, dass sie nicht nur schlief. Als ich am
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