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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy NcNab
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rasch davon.

    Die Stimmung an Bord der C-130-Hercules war
    gedämpft, als sie an diesem Abend startete.
    Die spanische Polizei hatte die Autobombe der PIRA in einer Tiefgarage im fünfzig Kilometer entfernten Marbella entdeckt: fünfundsechzig Kilo Semtex-Plastiksprengstoff und ein nicht angeschlossener
    Zeitzünder, der auf 11 Uhr 20 eingestellt war – auf das Ende der Wachablösung in Gibraltar, nach der die
    Soldaten auf dem Platz wegtraten. Der weiße Renault hatte also doch dort gestanden, um eine Parklücke freizuhalten.
    Als Simmonds herüberkam, stellte Pat fest: »Unseres Wissens wollten sie eine Bombe zünden, deren
    Sprengkraft ausgereicht hätte, um Gibraltar vom Festland zu trennen. Sie hätten nur noch auf den Knopf zu drücken brauchen. Findet eine Verhandlung zur Feststellung der Todesursache statt, ist mir das scheißegal. Lieber von zwölfen verurteilt, als von sechzehn getragen werden.«
    Euan und ich würden bei keiner Verhandlung zur
    Feststellung der Todesursache auftreten. Als Angehörige der Intelligence Group 14 arbeiteten wir verdeckt in Nordirland; Einsätze im Ausland waren für uns beide strikt illegal. Wäre einer von uns in Gibraltar geschnappt worden, hätte das scheißpeinliche Ermittlungen
    ausgelöst.
    Als das Röhren der Triebwerke mich plötzlich taub 27
    machte, sah ich zu Kev, Pat und Euan hinüber – und versuchte zu vergessen, wohin ich zurückflog. Ein Haus ist kein Heim, wenn an den kahlen Wänden keine Bilder hängen.
    28
    1997

1
    Arbeitet man beim britischen Geheimdienst und wird offiziell zu einer Besprechung in die Zentrale in Vauxhall am Südufer der Themse einbestellt, gibt es drei
    Abstufungen solcher Gespräche. Ganz oben steht Kaffee mit Biskuits, was bedeutet, daß sie einem lobend den Kopf tätscheln wollen. In der Nahrungskette eine Stufe tiefer steht der geschäftsmäßigere Kaffee ohne Biskuits.
    Was bedeutet, daß man nicht gebeten, sondern
    angewiesen wird, Befehle auszuführen. Und auf der untersten Stufe gibt es weder Kaffee noch Biskuits, was im Prinzip bedeutet, daß man in der Scheiße sitzt.
    Seit ich 1993 das SAS-Regiment verlassen hatte, um freiberuflich als K – als Spezialist für inoffizielle Unternehmen – für den Geheimdienst zu arbeiten, hatte ich schon etliche Gespräche auf allen drei Ebenen geführt und rechnete an diesem Montag nicht damit, einen
    leckeren, schaumigen Cappuccino serviert zu bekommen.
    Tatsächlich hatte ich die Hosen ziemlich voll, denn in letzter Zeit war einiges gewaltig schiefgelaufen.
    Auch die Vorzeichen waren nicht gerade auf meiner Seite, als ich die U-Bahnstation Vauxhall verließ. Der Märzhimmel war grau und wolkenverhangen, als bereite er sich schon auf die Osterfeiertage vor; der direkte Weg war mir durch Straßenarbeiten versperrt, und ein
    29
    loshämmernder Preßlufthammer klang in meinen Ohren wie die Salve eines Erschießungskommandos. Vauxhall Cross, die Zentrale der Organisation, die von der Presse als MI6 bezeichnet wird, obwohl sie tatsächlich Secret Intelligence Service heißt, liegt ungefähr eine Meile stromaufwärts vom Parlament entfernt. Mit ihrer bizarren Form – eine beige-schwarze Stufenpyramide mit
    abgeschnittener Spitze, zwei großen Seitentürmen und einer Terrassenbar über der Themse – bräuchte sie nur noch ein paar Leuchtreklamen, um wirklich wie ein Spielkasino auszusehen. Sie würde tadellos nach Las Vegas passen.
    Ich hatte manchmal Sehnsucht nach dem Century
    House, der alten Zentrale in der Nähe der Waterloo-Station. Gewiß, es war ein häßlicher, quadratischer Bau aus den sechziger Jahren mit viel Glas, Netzvorhängen und Antennenbündeln, der nicht so verkehrsgünstig zur U-Bahn lag. Aber dafür war er viel heimeliger gewesen.
    Gegenüber Vauxhall Cross, ungefähr zweihundert
    Meter jenseits einer Schnellstraße, verläuft die Eisenbahn auf Hochgleisen, unter deren Bögen alle möglichen Läden eingerichtet worden sind. Zwei sind zu einem riesigen Motorbike-Shop zusammengelegt worden. Ich war zu früh dran, deshalb ging ich hinein und erzählte eine Phantasiegeschichte darüber, welche Ducati ich mir kaufen würde, sobald ich eine Gehaltserhöhung bekäme –
    was bestimmt nicht heute sein würde. Teufel, bei meinem gegenwärtigen Glück hätte ich mir wahrscheinlich auf der Probefahrt den Hals gebrochen.
    Ich hatte echt Scheiße gebaut. Ich war nach Saudi-30
    Arabien geschickt worden, um einige Kurden aus dem Nordirak erst dazu anzustiften und anschließend dafür
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