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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Autoren: Andy NcNab
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SIS
    behaupteten, ich sei schuld, weil ich die Waffen nicht kontrolliert hätte. Was konnte ich dagegen vorbringen?
    Offiziell existierte ich nicht einmal. Ich machte mich auf einen gewaltigen Anschiß gefaßt.
    Ich betrat Vauxhall Cross durch eine Metalltür und ging geradewegs zum Empfang. Im Inneren hätte man das Gebäude mit jedem High-Tech-Verwaltungsgebäude in jeder Großstadt verwechseln können: sehr sauber, glatt und funktionell. Mitarbeiter des Hauses zogen ihre Ausweiskarten durch elektronische Lesegeräte, um
    eingelassen zu werden, aber ich mußte zur
    Empfangstheke. Dort saßen zwei Frauen hinter dicken Panzerglasscheiben.
    Durch die Gegensprechanlage sagte ich zu einer von ihnen: »Ich habe einen Termin bei Mr. Lynn.«
    »Tragen Sie sich bitte hier ein.« Sie schob das
    Besucherbuch durch den Schlitz unter der Scheibe
    hindurch.
    Während ich meinen Namen eintrug und in der dafür vorgesehenen Spalte unterschrieb, nahm sie den
    Telefonhörer ab. »Wen soll ich Mr. Lynn melden?«
    »Mein Name ist Stamford.«
    Das Besucherbuch enthielt Abreißkarten. Eine Hälfte davon wurde abgetrennt und in eine Plastikhülle gesteckt, die ich am Revers tragen mußte. Auf meiner blauen Hülle stand: ZUTRITT NUR IN BEGLEITUNG.
    Die Frau legte den Hörer auf und sagte: »Sie werden gleich abgeholt.«
    34
    Ein paar Minuten später erschien ein junger
    Angestellter. »Mr. Stamford?«
    »Hey, Kumpel, wie geht’s so?« fragte ich ihn.
    Der junge Mann lächelte schwach. »Würden Sie bitte mitkommen?« Im Aufzug drückte er auf einen der
    Knöpfe. »Wir fahren in den vierten Stock.«
    Das Gebäude ist ein regelrechtes Labyrinth. Ich ging einfach mit; ich hatte keine Ahnung, wohin wir
    unterwegs waren. Außer dem Summen der Klimaanlage drang aus den Büros, in denen Leute Akten bearbeiteten oder an PCs saßen, kaum ein Geräusch. Am Ende eines Korridors bogen wir nach links in einen Raum ab. Alte Karteischränke aus Stahl, ein paar zusammengestellte Schreibtische und wie in jedem anderen Büro eine
    Kaffeemaschine mit Tassen, Kaffeedose, Zuckertüte und Milchkännchen. Heute jedoch nicht für mich – wie ein Fallschirmspringer konnte ich nach der Öffnung meines Schirms nur abwarten, wie die Landung werden würde.
    Oberstleutnant Lynns Dienstzimmer lag seitlich neben diesem größeren Raum. »Herein!« sagte eine energische Stimme sofort, als mein Begleiter anklopfte. Er drückte die Türklinke und ließ mir den Vortritt.
    Lynn stand hinter seinem Schreibtisch. Obwohl er mit Anfang Vierzig nach Größe, Körperbau und Aussehen eher durchschnittlich wirkte, besaß er eine Aura, die ihn als absoluten Überflieger kennzeichnete. Das einzige, was er nicht hatte, wie ich jedesmal befriedigt feststellte, war volles Haar. Ich war seit etwa zehn Jahren
    gelegentlich mit ihm zusammengekommen; in den letzten zwei Jahren war er als Verbindungsoffizier zwischen 35
    Verteidigungsministerium und SIS tätig.
    Erst als ich weiter in den Raum hineinging, sah ich, daß er nicht allein war. Neben seinem Schreibtisch saß Simmonds, der bisher von der halb geöffneten Tür
    verdeckt gewesen war. Ihn hatte ich seit Gibraltar nicht mehr gesehen. Damals hatte er sich als hellwach
    erwiesen und bei der Gerichtsverhandlung zur
    Feststellung der Todesursache sehr geschickt dafür gesorgt, daß Euan und ich praktisch nicht existierten. Bei seinem Anblick empfand ich eine Mischung aus
    Überraschung und Erleichterung. Simmonds hatte nichts mit dem Kurdenfiasko zu tun gehabt. Vielleicht würden wir die Kaffeemaschine doch noch anwerfen.
    Simmonds stand auf. Einsachtzig groß, Ende Vierzig, sehr distinguiert aussehend, ein recht höflicher Mann, fand ich, als er mir die Hand hinstreckte. Er trug eine senfgelbe Cordsamthose und ein Hemd, das aussah, als habe er letzte Nacht darin geschlafen.
    »Freut mich sehr, Sie wiederzusehen, Nick.«
    Wir schüttelten uns die Hände, und Lynn fragte mich:
    »Möchten Sie einen Tee oder Kaffee, Stone?«
    Das klang schon besser.
    »Danke. Kaffee mit Milch, ohne Zucker.«
    Wir nahmen Platz. Ich bekam den Stuhl auf der
    anderen Seite des Schreibtischs und sah mich rasch in dem Büro um, während Lynn auf eine Taste seiner
    Gegensprechanlage drückte und Kaffee bestellte. Sein Dienstzimmer lag auf der Rückseite des Gebäudes mit Blick auf die Themse. Es war ein sehr schlichter, sehr funktioneller, sehr unpersönlicher Raum – bis auf ein 36
    gerahmtes Photo auf dem Schreibtisch, das offenbar Lynns Frau mit ihren zwei
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