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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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Eichhörnchens gegen den Baum. «Sieh mal, wie er mich gebissen hat.»
    Sein Vater blickte hin und sagte: «Lutsch es ordentlich aus und tu Jod darauf, wenn du nach Hause kommst.»
    «Der kleine Bugger», sagte Nick.
    «Weißt du, was ein Bugger ist?» fragte ihn sein Vater.
    «Wir nennen alles Bugger», sagte Nick.
    «Ein Bugger ist ein Mensch, der Geschlechtsverkehr mit Tieren hat.»
    «Warum?» sagte Nick.
    «Ich weiß es nicht», sagte sein Vater. «Aber es ist ein abscheuliches Verbrechen.»
    Nicks Phantasie war sowohl angeregt wie angeekelt, und er dachte an verschiedene Tiere, aber keines erschien ihm reizvoll oder hierfür verwendbar, und das war die Gesamtsumme an direktem sexuellem Wissen, die ihm sein Vater hinterließ, bis auf ein zweites Gebiet. Eines Morgens las er in der Zeitung, man habe Enrico Caruso wegen mashing festgenommen.
    «Was ist mashing [1] ?»
    «Es ist eines der abscheulichsten Verbrechen», antwortete sein Vater. Nick malte sich den großen Tenor in der Phantasie aus, wie er etwas Seltsames, Bizarres und Abscheuliches mit einer Kartoffelquetsche [2] einer wunderschönen Dame antat, die wie die Bilder von Anna Held im Innern der Zigarrenkisten aussah. Er nahm sich vor, mit beträchtlichem Gruseln, sobald er alt genug sein würde, mashing auf jeden Fall einmal zu versuchen.
    Sein Vater hatte die ganze Angelegenheit folgendermaßen zusammengefaßt: Masturbation führe Blindheit, Irrsinn und Tod herbei, während ein Mann, der mit Prostituierten ginge, sich grauenhafte Geschlechtskrankheiten holen würde, und es das einzig Wahre sei, sich mit niemandem einzulassen. Andererseits hatte sein Vater das wunderbarste Paar Augen, das er je gesehen hatte, und Nick hatte ihn lange Zeit sehr geliebt. Jetzt, wo er wußte, wie alles gewesen, war selbst die Erinnerung an die frühesten Zeiten, bevor alles schiefging, keine gute Erinnerung. Wenn er es niederschrieb, konnte er es loswerden. Er war eine Menge Dinge losgeworden dadurch, daß er sie niederschrieb. Aber hierfür war es noch zu früh. Zu viele Leute waren noch am Leben. Also beschloß er an etwas anderes zu denken. An der Sache mit seinem Vater ließ sich nichts ändern; er hatte dies alles viele Male hin und her überlegt. Die geschickte Arbeit, die der Leichenbestatter am Gesicht seines Vaters geleistet hatte, war in seinem Gedächtnis nicht verblaßt, und alles übrige war ganz eindeutig, die Verpflichtungen inbegriffen. Er hatte dem Leichenbestatter ein Kompliment gemacht, und der Leichenbestatter war stolz und selbstgefällig gewesen. Aber es war nicht der Leichenbestatter, der ihm jenes letzte Gesicht gegeben hatte. Der Leichenbestatter hatte nur gewisse, mit Bravour ausgeführte Reparaturen von zweifelhaftem künstlerischem Wert ausgeführt. Das Gesicht hatte sich selbst geformt und war geformt worden durch lange Jahre hindurch. In den letzten drei Jahren hatte es sich schnell gemodelt. Es war eine gute Geschichte, aber es waren noch zu viele Leute am Leben, als daß er sie hätte schreiben können.
    Nick hatte sich sein Wissen um jene anderen Dinge in dem Schierlingstannenwald hinter dem Indianerlager erworben. Man gelangte auf einem Pfad dahin, der von dem Haus durch die Wälder zu der Farm lief, und dann auf einem Weg, der sich durch die Schneisen ins Lager wand. Wenn er jetzt doch noch diesen ganzen Pfad mit bloßen Füßen spüren könnte! Zuerst kam der Fichtennadelboden in den Schierlingstannenwaldungen hinter dem Haus, wo die gefällten Stämme zu Holzstaub zerfielen und langsplittrige Holzstücke wie Wurfspeere in dem Baum hingen, den der Blitz getroffen hatte. Man überquerte den Bach auf einem Baumstamm, und wenn man danebentrat, war da der schwarze Morast des Sumpfes. Man kletterte über einen Zaun, wenn man aus dem Wald war, und der Pfad über das Feld mit gemähtem Gras, wo Sauerklee und Wollkraut wuchs, war hart in der Sonne, und zur Linken war der schwanke Sumpfboden des Bachbettes, wo sich der Regenpfeifer seine Nahrung holte. Das Kühlhaus war in jenem Bach. Unterhalb der Scheune gab es frischen, warmen Dünger und den anderen, älteren Dünger, der oben auf in Fladen getrocknet war. Dann kam ein zweiter Zaun und der harte, heiße Pfad von der Scheune zum Haus, und der heiße, sandige Weg, der hinunter zu den Wäldern führte, überquerte den Bach diesmal auf einer Brücke, dort, wo die Rohrkolben wuchsen, die man mit Petroleum tränkte und dann als Fackeln benutzte, um nachts Fische zu stechen.
    Dann bog der Hauptweg
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